Ein Solar-Implantat und eine KI-Brille sollen bei der Heilung von AMD helfen und Blinde wieder sehen lassen können. Es wäre die erste Behandlungsmöglichkeit der Augenkrankheit.
Jedes Jahr erblinden viele Menschen an den Folgen der fortgeschrittenen, trockenen und altersbedingten Makuladegeneration (AMD). Doch die Behandlung dieser Augenkrankheit steht möglicherweise vor einem Wendepunkt.
Forscher der UCL und des Moorfields Eye Hospital zeigten im Rahmen einer umfangreichen klinischen Studie, dass Patienten, die durch die trockene AMD erblindet waren, mithilfe eines solarbetriebenen Augenimplantats und einer KI-gestützten Brille wieder lesen können.
Diese Form der AMD, bekannt als geografische Atrophie (GA), zerstört den Bereich für das scharfe zentrale Sehen (Makula) und betrifft weltweit schätzungsweise fünf Millionen Menschen. Bislang gibt es keine zugelassene Behandlung.
Die europäische Studie zeigte, dass 84 Prozent der Teilnehmer nach der Implantation des PRIMA-Chips Buchstaben, Zahlen und Wörter wiedererkennen konnten. Im Durchschnitt erreichten die Patienten damit eine Lesefähigkeit von fünf Zeilen auf einer Standard-Sehtafel.
Solar-Implantat unter der Netzhaut
Das Kernstück der Technologie ist ein sogenannter PRIMA-Chip. Dabei handelt es sich um ein winziges, drahtloses, photovoltaisches Implantat, das etwa die Größe einer SIM-Karte und nur eine Dicke von 30 Mikrometern (0,03 mm) hat.
Das entspricht etwa der Hälfte eines menschlichen Haares. Es wird in einem unter zwei Stunden dauernden Eingriff unter die zentrale Netzhaut gesetzt. Der Chip agiert danach wie ein Miniatur-Solarpanel, das seine Energie aus einem Infrarotstrahl bezieht.
Nach der Operation müssen Patienten eine spezielle Augmented-Reality-Brille mit integrierter Kamera tragen, die an einen Computer im Taschenformat angeschlossen ist. Diese Kamera erfasst das Bild, beleuchtet es mit dem Infrarotstrahl und überträgt die visuellen Daten an das Implantat.
AMD-Behandlung soll Blinde wieder sehen lassen
Die Verarbeitung der Bilder erfolgt mithilfe von KI-Algorithmen im Taschencomputer, die die visuellen Informationen in ein elektrisches Signal umwandeln. Dieses Signal wird dann über die Netzhaut- und Sehnervenzellen an das Gehirn weitergeleitet und dort als Sehen interpretiert.
Der Chip wird etwa einen Monat nach der Operation aktiviert. Nach der Aktivierung beginnt für die Patienten ein mehrmonatiges, intensives Reha-Programm. In dieser Zeit lernen sie, die neuen Signale zu interpretieren und Inhalte zu lesen. Die Teilnehmer wurden ermutigt, den Chip auch für komplexere Aufgaben zu nutzen, etwa um Kreuzworträtsel zu lösen oder sich in der Pariser Metro zurechtzufinden.
Eine Patientin beschrieb das Wiedererlangen ihrer Lesefähigkeit als „wahnsinnig aufregend“ und betonte, dass es ihr Selbstvertrauen und ihre Unabhängigkeit wiederhergestellt habe. Die Ergebnisse der Studie eröffnen die Möglichkeit, Zulassungen für das Gerät zu beantragen und die Technologie in Zukunft zur Behandlung weiterer Augenkrankheiten einzusetzen.
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