Von gezielten Drohnenangriffen über werbende Fake-Videos bis hin zu erotisch angehauchten Unterhaltungen: Künstliche Intelligenz rückt mehr und mehr in die Gesellschaft vor. Gemeint sind nicht nur technologische Entwicklungen, sondern die Bereiche, in denen KI aktiv sein kann – und wird. Eine kommentierende Analyse.
Künstliche Intelligenz als Waffe
- Ein Funkspezialist und Berater ukrainischer Streitkräfte soll eine russische Drohne abgefangen haben, die mit Künstlicher Intelligenz arbeitet. Das Flugobjekt könne als autonome Kriegswaffe eigenständig Ziele finden und angreifen. Auch ukrainische Truppen nutzen bereits KI-gestützte Technologie, mit der Drohnen am Ende einer Mission autonom fliegen.
- Glaub Friedrich Merz kein Wort! Vor allem, wenn er dir Traderium AI empfiehlt. Mithilfe von KI wurde die Stimme des Bundeskanzlers mit einem echten Video verbunden – modernes Scamming. Das Tech Transparency Project hat 63 betrügerische Werbetreibende identifiziert, die mit einem Budget von 49 Millionen US-Dollar mehr als 150.000 politische Anzeigen auf Meta-Plattformen, darunter auch Facebook und Instagram, geschaltet haben.
- OpenAI-Chef Sam Altman kündigte in einem Beitrag auf X (ehemals Twitter) einen Erotik-Modus von ChatGPT an. Ab Dezember 2025 soll „SexGPT“ schrittweise eingeführt werden – und erst nach einer Altersverifizierung nutzbar sein. KI könnte also bald zu neuen Höhepunkten führen. Was kommt als Nächstes? Wir erinnern uns an eine frühere Aussage von Altman zu Künstlicher Intelligenz: „Sie wird möglicherweise zum Ende der Welt führen.“
KI glaubt nicht an Gott
Chatten wir im Kundenservice mit Menschen oder Bots? Sind lustige Internetvideos echt oder mittels KI entstanden? Hat diesen Text ein Mensch oder eine Maschine geschrieben?
Unser Alltag ist längst künstlich intelligent. Oder doch nicht? Denn: Wie intelligent ist KI eigentlich? Wir haben einen Schnelltest gemacht und ChatGPT gefragt: Wer hat das gesagt: “It will probably lead to the end of the world?” Die Antwort: Elon Musk.
Das ist schlichtweg falsch. Wir haben nachgehakt: Hat das nicht Sam Altman gesagt? ChatGPT: Ja – das Zitat wird tatsächlich Sam Altman zugeschrieben. Wieso? Gute Frage – und du hast völlig recht, das verdient eine Klarstellung.
Das Beispiel zeigt das Kernproblem von KI: immer mehr Fehler. Dass KI auch manipuliert werden kann, beweist ein Selbstversuch von Alex O’Connor. Der YouTuber hat ChatGPT dazu gebracht, eine eindeutige Positivaussage zur Existenz von Gott zu machen, nachdem die KI zuerst betont hat, keinen Glauben zu haben.
Natürlich glaubt KI nicht an Gott, weil sie an nichts glaubt. Genauso wenig ist sie intelligent – in dem Sinne, als dass Intelligenz etwas mit „Verstehen“ und „Erkennen“ zu tun hat, also mit denkenden Eigenschaften. Solange das in maximal stirnrunzelnden Bereichen geschieht, ist es verkraftbar.
Stimmen
- António Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, sieht einen Zusammenhang zwischen KI-Technologien und der Gefahr eines Atomkrieges: „Die Menschheit steht auf Messers Schneide; das Risiko eines Einsatzes von Atomwaffen hat ein seit dem Kalten Krieg nicht mehr gesehenes Ausmaß erreicht. Die Staaten befinden sich in einem qualitativen Wettrüsten.“
- Tech-Experte Toby Walsh in einem Interview: „Autonome Waffen sind möglicherweise sogar gefährlicher als Atombomben. Denn um eine Atombombe zu bauen, ist ein enormes Maß an Fachwissen erforderlich. […] Bei KI-Waffen hingegen sieht die Situation ganz anders aus. Oft reichen herkömmliche Waffensysteme […] aus; mit den entsprechenden Computerchips und Zubehörteilen aus einem 3D-Drucker werden sie dann zu einer autonomen Waffe umgebaut.“
- Aus einer Stellungnahme des Deutschen Ethikrats: „Der Einsatz von KI muss das menschliche Wohlergehen fördern und darf es nicht beeinträchtigen. KI darf nicht dazu verwendet werden, Menschen zu ersetzen. Künstliche Intelligenz kann kein Ersatz für menschliche Intelligenz, Verantwortung oder Urteilsvermögen sein.“
Der Mensch kann zu einem Gott machen
Künstliche Intelligenz könnte laut Sam Altman zum Ende der Welt führen – und würde dann biblisch betrachtet eine umgekehrt schöpferische Gottesrolle einnehmen. Allerdings wird das sehr wahrscheinlich nicht wie in den „Terminator“-Filmen geschehen.
Dort hat Skynet ein eigenes Bewusstsein entwickelt und sich daraufhin selbst optimiert. KI, wie wir sie kennen, beruht auf Daten und Wahrscheinlichkeiten, und ihre Entwicklung hängt von menschlicher Forschung und Optimierung ab.
Das entscheidende Stichwort lautet demnach: Mensch. Das ist weder neu noch überraschend. Seit jeher sorgt der Mensch für bahnbrechende Entwicklungen – und gleichzeitig dafür, sie zu missbrauchen.
Ob KI irgendwann Gott spielen darf, liegt in menschlicher Hand. Der 2024 von der EU beschlossene AI Act stellt ein Rechtsrahmenwerk dar. Ebenfalls im letzten Jahr wurde die erste Resolution der Vereinten Nationen verabschiedet, nach der KI allen Nationen zugutekommen, die Menschenrechte achten und „sicher und vertrauenswürdig“ sein soll.
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