OpenAI hat mit GPT-5.2 eine neue KI-Modellserie veröffentlicht. Nachdem Google mit Gemini 3 zuletzt massiv Boden gut gemacht hatte, haben die ChatGPT-Entwickler sämtliche Ressourcen gebündelt, um ihr neues KI-Modell aus dem Boden zu stampfen. Ein überhasteter Schnellschuss? Eine kommentierende Analyse.
Was kann GPT-5.2?
- OpenAI-Chef Sam Altman hat Berichten zufolge unternehmensintern den Code Red ausgerufen. Da Google mit seinem neuen KI-Modell Gemini 3 massiv aufgeholt hat, wurden die Mitarbeiter des Unternehmens offenbar angewiesen, alles stehen und liegen zu lassen, um ChatGPT konkurrenzfähiger zu machen und die Veröffentlichung von GPT-5.2 zu beschleunigen.
- Strenggenommen hat OpenAI mit GPT‑5.2 Pro, GPT‑5.2 Instant und GPT‑5.2 Thinking sogar drei neue KI-Modelle veröffentlicht. Hinter der Entwicklung der Pro- und der Thinking-Version steckt laut OpenAI ein Jahr intensive Zusammenarbeit mit Forschern aus verschiedenen Bereichen. Im November 2025 veröffentlichte das Unternehmen bereits erste Fallstudien, die zeigen, wie GPT-5 Wissenschaftler unterstützen könne. GPT-5.2 soll diese Ergebnisse noch toppen können.
- GPT-5.2 soll insgesamt vor allem die Büroarbeit verbessern, sich aber auch für KI-Agenten und längere Workflows eignen. OpenAI zufolge eignet sich die neue KI-Modellserie „zum Erstellen von Tabellenkalkulationen, Präsentationen, Programmieren, Auswertung von Bildern, Verstehen längerer Zusammenhänge, Verwenden von Werkzeugen und Bearbeiten komplexer, mehrstufiger Projekte“.
GPT-5.2 wirft Fragen auf
OpenAI will ChatGPT mit GPT-5.2 in vielen Bereichen verbessert haben. Das neue KI-Modell soll auch deutlich weniger halluzinieren. Die ChatGPT-Entwickler wollen das anhand derselben Fragen im Vergleich zum vorherigen Modell bewiesen haben. Wie stark das Modell halluziniert, hängt aber nach wie vor vom Anwendungsbereich ab.
Von einem neuen oder verbesserten KI-Bildgenerator war derweil nicht die Rede. Dabei hat Google in diesem Bereich enorm aufgeholt. Zumindest laut der von OpenAI präsentierten Benchmark-Daten will das Unternehmen Gemini 3 aber in hier und da wieder überholt haben.
Die überhastete Veröffentlichung von GPT-5.2 wirft aber Fragen auf. Denn wenn „Code Red“ wirklich Realität war, steht weniger wissenschaftliche Reife im Vordergrund als vielmehr ein strategischer Befreiungsschlag. Dass Altman betont, wie „intelligent“ das Modell sei, klingt fast wie der Versuch, einen Vorsprung herbeizureden.
Außerdem mehren sich Nutzerberichte, die von einer abrupt veränderten Persönlichkeit des Modells sprechen – kühler, vorsichtiger, ablehnender. Das ist ein durchaus bekanntes Muster, da neue Modelle sicherer, aber oft auch weniger kooperativ wirken.
Stimmen
- OpenAI-Chef Sam Altman in einem Beitrag auf X (ehemals Twitter): „GPT-5.2 ist da! Ab heute in ChatGPT und der API verfügbar. Es ist das intelligenteste allgemein verfügbare Modell der Welt und eignet sich besonders gut für Wissensaufgaben aus der Praxis.“
- Fidji Simo, CEO of Applications bei OpenAI, gegenüber Reportern auf einer Pressekonferenz: „Wir haben insgesamt mehr Ressourcen für ChatGPT bereitgestellt, was meiner Meinung nach zur Veröffentlichung dieses Modells beiträgt, aber das ist nicht der Grund, warum es gerade diese Woche herauskommt. Wir haben viele Monate daran gearbeitet.“
- Ein Reddit-Nutzer schreibt: „Ich habe 5.2 getestet und plötzlich scheint es in seinen Antworten sehr negativ und kalt zu sein. Außerdem lehnt es grundlegende Dinge ab, die in keiner Weise sensibel sind und erfindet willkürliche Sicherheits- oder Richtlinienbedenken. Wird OpenAI bei jeder Veröffentlichung dieses Hin und Her mit der Persönlichkeit machen?“
GPT-5.2: Schnellschuss oder großer Wurf?
Wie GPT-5.2 wirklich performt, werden erst die kommenden Wochen über eine breitere Nutzerbasis zeigen – und zwar jenseits kontrollierter Demo-Daten und Presseversprechen. Entscheidend wird sein, ob das Modell die Balance zwischen Sicherheit, Kreativität und Nützlichkeit besser trifft als seine Vorgänger.
Sollte OpenAI mit dem Schnellstart tatsächlich zu früh an den Markt gegangen sein, dürfte die Community das schnell aufdecken. Gleichzeitig könnte der Druck durch Google dafür sorgen, dass GPT-5.2 zügig nachgeschärft wird.
Für OpenAI wird damit die Frage zentral, ob GPT-5.2 nicht nur die Fachaufgaben erfüllt, sondern auch das Vertrauen der breiten Nutzerschaft zurückgewinnt. Wenn das gelingt, könnte das Modell ein großer Wurf werden; wenn nicht, wäre es ein weiterer Beleg dafür, dass der KI-Wettlauf auf vermeintlicher Innovation beruht.
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