Grün

Fahrrad-Transport in Bus und Bahn – Taschen-Vergleich

Fahrrad-Bags von Scicon und Vaude
Fahrrad-Bags von Scicon und Vaude
geschrieben von Ekki Kern

In den vergangenen Wochen bin ich mit dem Regionalexpress der Deutschen Bahn und dem Flixbus, aber auch im ICE mit meinem Rennrad unterwegs gewesen. Da auf dem Fernbus kein Fahrradträger installiert war, konnte ich es voll aufgebaut im Gepäckbereich deponieren.

Im Zug hingegen nutzte ich den „Pocket Bike Bag“ von Scicon, einen eher dünnen, schwarzen Sack, in dem das Rad nach Abmontieren der Laufräder komplett verschwindet. Netter Nebeneffekt: Man kann es sowohl im Regional- als auch im Fernverkehr der Deutschen Bahn kostenlos mitnehmen. Worauf man jedoch unbedingt achten sollte, erkläre ich hier.

Der „Pocket Bike Bag“ lässt sich zwar zu einem kleinen Kissen zusammenfalten und kann somit sehr Platz sparend in jedem Rucksack oder Koffer mitgenommen werden, er schützt das Rad jedoch nicht gegen Stöße von Außen. Im vollbesetzten Zügen jedoch ist es ratsam, das Rad etwas besser zu verpacken.

Für diesen Zweck gibt es teurere, gepolsterte Bags, etwa von Vaude oder Scicon, die mir die Hersteller freundlicherweise zum Testen überlassen haben. Im Folgenden stelle ich sie vor, inklusive Bildergalerie:

Komfortabler Transport: der „Aerocomfort 2.o TSA“

IMG_2304Der mit Abstand teuerste von mir getestete Bag heißt „Aerocomfort 2.0 TSA bike bag“. Er kommt von Scicon und ist mit 599 Euro UVP gelistet, wobei der tatsächliche Verkaufspreis im Netz wesentlich niedriger liegt. Er ist insgesamt hochwertig verarbeitet, einzig die vier Plastikrollen wirken etwas billig. Mit ihnen lässt sich die mit Fahrrad und Laufrädern bestückte Tasche schieben oder ziehen.

Überhaupt konnte mich der „Aerocomfort 2.0 TSA“ überzeugen. Der große Unterschied zu anderen, günstigeren Produkten für den Bike-Transport: Hier steht das um die Laufräder erleichterte Fahrrad auf einer massiven Metallplatte, wird auf ihr angeschraubt und steht anschließend bombenfest.

Ein extra mitgelieferter kleiner Metallbügel schützt zudem das Schaltwerk am hinteren Teil des Fahrrads. Die roten Spanngurte sorgen dafür, dass auch während des Transports nichts wackelt.

Auch praktisch: Der Lenker bleibt, wie er ist, er muss für den Transport nicht um 90 Grad gedreht werden.

In zwei Seitentaschen kann man jeweils ein Laufrad stecken. Meine 28-Zoll-Rennrad-Reifen passen perfekt rein, mit einem Reißverschluss lassen sich die Taschen und danach der gesamte Bag verschließen. Dass in meinem Gepäckstück ein Fahrrad  drin ist, erschließt sich übrigens offenbar nicht jedem auf Anhieb. Mehrere Passanten dachten wohl eher an ein Musikinstrument und haben mich gefragt, was da drin sei.

Das sagt Scicon über seinen Bag:

If you are about to head abroad on a cycling trip with your road bike, most airlines require that your bike is packed in a bike bag and it couldn’t get much easier than with the Aerocomfort 2.0 TSA bike bag.

Developed with and tested by leading professional road cycling teams like Trek Factory, Cannondale-Garmin, Tinkoff-Saxo, Orica-GreenEDGE, Lampre-Merida, AG2R La Mondiale, Cofidis, Velocio-SRAM and many, many more.

The Aerocomfort 2.0 TSA™ is the number 1 bike bag in the world. And with good reason- lightweight and comfortable, yet maintaining a high-level of protection in all the right places.

(Zur Bildergalerie „Aerocomfort 2.0 TSA“)

Richtig groß: der „Big Bike Bag Pro“

IMG_2368Das Erste, was ich dachte, als ich den großen Bag von Vaude* auspackte, war: „Wow, ist der groß.“ Und tatsächlich: Er wirkt nicht nur groß, sondern ist es auch im Vergleich zu den Konkurrenzprodukten von Scicon. Der Hersteller informiert:

Räder ausbauen, Lenker quer stellen und einpacken! Rahmen und Laufräder sind in der gepolsterten und robusten Transporttasche in Windeseile gut geschützt und sauber verpackt. Über je zwei lange und kurze Träger kannst Du sie sicher in der Hand oder über der Schulter tragen.

Ja, tragen kann man sie. Aber ohne Rollen, wie sie der „Aerocomfort“ hat, ist es eine Plage, auch wenn das Rennrad nicht besonders schwer ist. Einmal hochheben, das geht gut, aber das Rad im Sack ein paar Bahnsteige entlang und ein paar Treppen empor tragen, das sorgt schon für mächtig Schweiß.

Dennoch: Im Gegensatz zum reinen Tüten-Konzept („Pocket Bike Bag“ von Scicon) kann der „Big Bike Bag Pro“ das Rad wirklich schützen. Er ist gut verarbeitet und macht insgesamt einen wertigen Eindruck. Praktisch auch hier: An der Innenseite lassen sich die Laufräder separat vom Rad einschieben.

Auch Räder, die noch etwas größer sind als mein Rennrad, passen in das Gepäckstück von Vaude. Er ist somit etwas universeller als der speziell für Rennräder entwickelte „Aerocomfort“ von Scicon. UVP: 140 Euro, Preis online günstiger*.

(Zur Bildergalerie: „Big Bike Bag Pro“)

Der Mittelweg: der „Travel Plus Racing Bike Bag“

IMG_2338Mit UVP 195 Euro etwas teurer als das Modell von Vaude ist der „Travel Plus Racing Bike Bag“* von Scicon. Er sieht etwas schicker und weniger klobig aus als das grau-schwarze Konkurrenzprodukt, schützt das Rad ähnlich gut und hat wie der große Bruder „Aerocomfort“ seitliche Innentaschen zum Einschieben der Laufräder.

Da das Rad allerdings nicht auf einer fixen Metallbasis steht, neigt der „Travel Plus Racing Bike Bag“ ähnlich dem Vaude-Modell zum Umfallen. Man tut also gut daran, das Gepäckstück etwa beim Transport im Bus oder Zug gut zu fixieren.

Mit den Trageriemen lässt sich der Bag zwar ganz gut schleppen, aber auch hier gilt: Nach Hundert Metern reicht es!

Das sagt der Hersteller:

You are about to travel to a race or cycling holiday? The Scicon Travel Plus Racing soft bike bag could be just what you need to protect your road bicycle and keep it safe on the journey.

The padded soft bike bag with dedicated compartments for frame and wheels will protect your road bike for travel by train, bus or car.

(Zur Bildergalerie: „Travel Plus Racing Bike Bag“)

Kompakt, aber mit Nachteilen: der „Pocket Bike Bag“

IMG_2416Wer einen der eben beschriebenen Produkte nutzt, hat einen wesentlichen Nachteil: Selbst wenn kein Fahrrad verpackt ist, stellt ein solcher Bag ein Gepäckstück für sich dar. Man kann es weder gut falten noch hat es ein Gewicht, das dazu einlädt, es weit zu schleppen.

Wer auf den Schutz seines Rads weitgehend verzichten kann, kann aber zu einer Alternative greifen, und zwar dem „Pocket Bike Bag“ von Scicon. Hierbei handelt es sich um eine Art überdimensionierter Plastiktüte mit Reißverschluss, die man ähnlich einer Plane auf dem Boden ausbreiten kann.

Anschließend stellt man das Rad (ohne Laufräder!) darauf und zieht den Reißverschluss zu. Die Laufräder packt man anschließend noch – irgendwie – mit hinein.

Von Außen sieht das ganze recht formlos bis unförmig aus. Dass sich ein Fahrrad darin befinden könnte, lässt sich schwer annehmen. Vorteil am „Pocket Bike Bag“: Wie der Name es vermuten lässt, kann man die Tasche innerhalb weniger Sekunden in ein kleines, weiches Kissen verwandeln, das nur noch die Größe einer zusammengelegten Jeans hat. Und für den Transport wesentlich: Nachdem das Rad verpackt ist, zählt es bei der Deutschen Bahn als (kostenlos mitnehmbares) Gepäckstück. UVP: 75 Euro.

Das sagt der Hersteller:

If you spend most time of your life in the saddle, then the Pocket Bike Bag is the must-have accessory to have.
Practical and super light weight. Whether you use it for the every day transport of your bike inside your car or occasional travel, you will appreciate the versatility and functionality.

(Zur Bildergalerie: „Pocket Bike Bag“)

Fazit

Welcher der geeignete Bag ist, um sein Rad zu transportieren, ist stark situationsabhängig. Wer einfach nur einen Weg sucht, sein Fahrrad zum „Gepäckstück“ werden zu lassen und auf jegliche Polsterung verzichten kann, sollte sich den „Pocket Bike Bag“ ansehen.

Wer sein Rad geschützt wissen will, kann für einen kleinen Aufpreis den „Big Bike Bag“ oder den „Travel Plus Racing Bike Bag“ nutzen.

Für ein paar Hundert Euro mehr gibt es den stabilen „Aerocomfort 2.o TSA“*, der extra für Rennräder konzipiert ist und bei dem nichts wackelt. Das Fahrrad ist auf einer festen Bodenplatte angeschraubt, was dem gesamten Gepäckstück Stabilität verleiht.

Über den Autor

Ekki Kern

Ekki ist Medienjournalist und probiert Technologien gerne aus, entdeckt dabei aber nicht selten die Vorzüge des Analogen. Diskutieren über das alles kann man mit ihm ganz hervorragend, für die Zeitung schreibt er über Medien und Verbraucherthemen, privat für seinen Watchblog Radiowatcher.

Kommentare