Sonstiges

Inspektor Street View: Google hilft bei Verbrechensaufklärung

sv_aufnahmeIch weiß es genau: In diesem Moment sitzt irgendein Google-Manager über einer aufgeschlagenen Zeitung und ruft: „Da! Da, ich hab’s doch gesagt! Hab ich es nicht gesagt? Ich hab’s gesagt!“ – Er wird bestimmt den Fall des 14-jährigen Niederländers gelesen haben, der im vergangenen September in der Stadt Groningen von zwei Unbekannten vom Fahrrad gerissen und ausgeraubt wurde. Mit 165 Euro und seinem Handy rannten die Diebe davon. Der Junge hatte daraufhin Anzeige erstattet, doch es gab keine Spuren. Bis zum Frühling jedenfalls. Im März entdeckte der Junge sich selbst bei Google Street View wieder, das in Holland schon ein wenig länger aktiv ist. Die Autokameras von Google hatten ihn just an dem Tag aufgenommen, an dem er überfallen wurde; selbst die beiden Angreifer waren bis auf die unkenntlich gemachten Gesichter klar erkennbar.

Die Polizei stellte daraufhin eine offizielle Anfrage bei Google, um an das unbearbeitete Rohmaterial der Bilder zu kommen. „Man muss Google sehr deutlich sagen, was man möchte“, sagte ein Polizeisprecher der Associated Press später. In diesem Fall könnte „das Foto ein wichtiger Hinweis sein, um ein Verbrechen aufzuklären“. Google entsprach dem Wunsch der Behörde und ein Ermittler erkannte die beiden Diebe wieder. Jetzt wird die Strafanzeige vorbereitet.

Der jubelnde Google-Manager war auf den Deal mit den deutschen Datenschützern bezogen. Google hatte sich lange Zeit geweigert, den achso strengen Auflagen für Deutschland zu entsprechen. Unter anderem sollten die Rohdaten von Google Street View gelöscht werden – der Kompromiss besteht nun darin, dass Gesichter und Nummerschilder nicht nur im Internet, sondern auch in den Originaldateien anonymisiert werden. Damit wäre ein zufälliger Ermittlungserfolg wie der von Groningen in Deutschland nicht möglich. Auf der anderen Seite: Ist es Aufgabe einer Suchmaschine für Sicherheit und Ordnung auf unseren Straßen zu sorgen?


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Über den Autor

André Vatter

André Vatter ist Journalist, Blogger und Social Median aus Hamburg. Er hat von 2009 bis 2010 über 1.000 Artikel für BASIC thinking geschrieben.

22 Kommentare

  • Also ich würde meinen dieses Beispiel ist eher die Nadel im Heuhaufen. Würde mich wundern wenn es in nächster Zeit auch nur einen weiteren Fall geben würde der durch Google Street View aufgedeckt wird. Ich habe persönlich noch nie einen Kamerawagen von Google live gesehen und daß der grad an mir vorbeifährt während sowas passiert ist doch eher unwahrscheinlich. Und dafür dann den Datenschutz aufgeben? Keine Gute Idee…

  • Das war ja dann wohl ein eindeutiges Fürsprechen zur bundesweiten Kameraüberwachung.

    Übrigens könnte auf den Jungen auch noch ein Verfahren zukommen: Er fuhr auf dem Fußweg 😀

  • Das ganze ist doch ein Zufall. Die Chance dass sich so ein Fall wiederholt ist sehr gering. Aber wie schon Antje sagte ist es auch in meinen Augen legitim bei vorhandenem Fotomaterial, dass Verbrechen aufklären kann, darauf auch zurück zu greifen. Why not? Zumindest in der jetzigen Version von Google Maps wird das sicher keine Regel werden.

    Das Thema wird nochmal interessant, wenn Google anfängt auch Live-Webcams mit ins Maps-Portfolio zu nehmen. Also Google Streetmaps live 😉

  • Vor einigen Wochen hatte ich mal so einen Kamerawagen vor mir. Weiß nicht ob der von Google war, aber irgendwie fand ich es nicht so toll,
    dass ich eventuell auch fotografiert wurde. Andererseits bin ich auch schon von Bekannten angerufen worden, weil sie mich über eine Webkamera gesehen haben. Gut dass ich in dem Moment keinen Unsinn gemacht hatte 🙂

  • @8 Solche Aussagen kannst du dir in den ***** stecken..!!!!!

    (*moderiert* – Kritik ist völlig berechtigt – aber bitte sachlich:)

  • @10:

    Ja die Wahrheit ist nicht erwünscht, ich weiß schon… also schweigen wir das Thema ruhig weiter tot 🙂

  • Von mir aus soll Google aufnehmen. Zumindest bin ich im Moment der Meinung. Ich komm einfach nicht dahinter, welches rechtliche Problem es gibt. In der öffentlichkeit darf ich doch Fotos machen wie ich will und diese auch veröffentlichen. Ein paar Einschränkungen gibt es zwar, aber ich kann doch auch rumlaufen, Fotos machen und online stellen – Öffentlichkeit. Die Menschen sind doch als „Beiwerk“ einzuordnen, oder nicht?

  • @11/Tobias Ich bin selber ein Ausländer und habe noch nie eine Straftat begangen. Ein Deutscher hat übrigens meinen Vater ermordet. Du bist wahrscheinlich g*ist?= beh!nd€rt oder hast ungebildete Eltern die dir sowas beigebracht haben.

  • @Tobias & @Anno: Kinder, wenn überhaupt ist eine sachliche Diskussion erwünscht, Beleidigungen bringen hier gar nichts. Und ich habe keine Lust auf Troll-Moderation. Wenn ihr niederländische Kriminaltatistiken heranziehen wollt – bitte! Dann geht aber auch auf die Hintergründe einer komplizierten Integrationspolitik ein. Auf dem Bild da oben hätten auch zwei brave Hollandjungs sein können, die ihr Taschengeld falsch bewerten.

  • Ein echt unglaublicher Fall aber deswegen gleich den Datenschutz aufgeben ich weiß ja nicht. Natürlich kann es einmal passieren das so etwas hilft aber die nachteile von Fotos wo jeder Mensch ohne probleme drauf zu erkennen ist, könnten wohl überwiegen.

  • Es wird sowieso ein Stoppschild für Streetview geben. Und zwar überall dort, wo Politiker wohnen und zur Verschleierung gleich noch an 30% beliebigen Häusern. Und wer dann weiterklickt, wird als Extremist vom Verfassungsschutz beobachtet.

  • Man muss sich darüber im klaren sein: Überwachung schützt! Wenn alle Straßen von Kameras überwacht würden, gäbe es, da bin ich mir ziemlich sicher, weniger Verbrechen, oder zumindest würden sie öfter aufgeklärt. Dessen bin ich mir bewusst.

    Trotzdem bin ich gegen Überwachung. Und die Maßnahmen von Google Street View zur Anonymisierung befürworte ich ebenfalls trotzdem. Und ich stehe Google Street View trotzdem kritisch gegenüber.

    Wer Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, wird beides verlieren! (Ich glaub das hat Ben Franklin gesagt, wenn ich mich recht entsinne.)

  • Ich bin auch der Meinung, das StreetView eine schöne Sache zum zeitvertreib ist. Und sobald die Rohdaten gelöscht sind, und nur die „anonymisierten“ Sachen im netzrumschwirren, sollte sich auch niemand überwacht fühlen.