Jungs und Mädels: Ihr werdet gerade Zeuge einer beispielhaften PR-Kommunikation in Beinahe-Echtzeit. Nachdem Nielsen am Morgen dem US-Netzwerk Facebook die deutsche Marktführerschaft bestätigte, gehen nun die gedemütigten VZler in die Gegenoffensive: „Das größte und aktivste Netzwerk in Deutschland hat es geschafft: Die 15 Millionen-Mitglieder-Marke ist geknackt“, feuert es bei VZ gerade aus allen Rohren (zum Beispiel im Blog oder als Pressemitteilung). In Sachen Mitgliederzahlen stehe man „weit vor Facebook, Wer-kennt-wen oder Lokalisten“.
Da sich nun einige sicher am Kopf kratzen werden, kommt hier die Auflösung: Nielsen wollte herausgefunden haben, dass Facebook größer als jedes einzelne VZ-Portal sei. StudiVZ, SchülerVZ und MeinVZ zusammengenommen brächten es aber auf 8,7 Millionen aktive Mitglieder (wobei Doppelregistrierungen bereits abgezogen wurden) und vor der Zahl müsste Facebook mit einer Reichweite von 6,2 Millionen deutschen Nutzern den Kürzeren ziehen. Auf Holtzbrinck muss diese Rechnung wie eine Aufforderung gewirkt haben, denn nur wenige Stunden nach dem Nielsen-Report benennt sich die StudiVZ Ltd. um und firmiert ab sofort unter dem Namen VZnet Netzwerke Ltd. Alle drei Portale werden unter dem neuen Titel subsumiert, damit Holtzbrincks Netzwerk zumindest auf dem Papier die Marktführerschaft behält.
Im Statement des CEOs Markus Berger-de León hört sich das dann folgendermaßen an: „Wir freuen uns sehr, dass sich immer mehr Nutzer für unsere Netzwerke entscheiden. Das zeigt deutlich, dass wir mit unseren Angeboten genau richtig liegen. Gleichzeitig ist die Umfirmierung in ‚VZ-Netzwerke‘ für uns ein wichtiger Schritt für die gesamte Kommunikation: Jetzt wird gleich auf Anhieb klar, dass nicht nur ein, sondern drei Netzwerke zu uns gehören.“
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Ob Berger-de León diesen Schritt auch ohne die Nielsen-Meldung zu genau diesem Zeitpunkt gemacht hätte, ist zweifelhaft. Ebenso dürfte der plötzliche Jubel über die „geknackte“ 15 Millionen-Marke bei einigen Beobachtern zur Verwirrung führen. Erst gestern hatte das VZ-Netzwerk eine Pressemitteilung verschickt, in der noch von 14,9 Millionen Mitgliedern die Rede war – rund 100.000 Nutzer müssten sich also über Nacht angemeldet haben. Letztlich bleibt zudem unklar: Wie kommt es zu der Differenz zwischen den 15 Millionen und den von Nielsen kommunizierten 8,7 Millionen Nutzern für das Gesamtpaket? [In der Quelle zur Nielsen-Meldung war allgemein von „Reichweite in Deutschland“ die Rede – der Verdacht liegt nahe, dass tatsächlich Unique Visitors gemeint sind. Danke an @lenelein.)
Update, 16:43 Uhr:
So, ich habe gerade ein nettes Telefonat mit dem VZ-Pressesprecher Dirk Hensen gehabt, der mir zumindest bei meiner Frage nach dem vermeintlich plötzlichen Mitgliederzuwachs behilflich sein konnte (s. auch Kommentar @12):
In der gestrigen PM war von 14,9 Millionen Nutzern die Rede, weil wir natürlich nicht alle Ziffern hinter dem Komma detailliert angeben, dass passt nicht in eine Pressemitteilung. Die Annahme, dass wir mal eben über Nacht 100.000 neue Nutzer gewonnen haben ist falsch – von Schummelei kann hier keine Rede sein.
Übrigens soll sich nach der Firmenumbenennung für die Nutzer erst einmal nichts ändern. Die Marken StudiVZ, SchülerVZ und MeinVZ werden nach den Plänen des Unternehmens weiter getrennt bestehen bleiben.
(André Vatter)