Achtung, langer Einleitungssatz: Als Möchtegern-Vorzeigemitarbeiter nutze ich die 20 Minuten, die ich morgens in der Bahn verbringe, ähnlich wie André natürlich dazu, mich schon einmal mit den Breaking-News des Tages zu versorgen und mir Inspirationen für meine Artikel zu holen, was aber bisher – um ehrlich zu sein – noch kein Mal funktioniert hat. Leider ist an dieser Stelle schon die Spitze des Spannungsbogens erreicht, denn – wie es könnte es anders sein – heute sollte es anders kommen. Ich hab über die sinkenden Einnahmen von App-Store-App-Entwicklern gelesen und dachte, darüber MUSS ich euch berichten, denn dem müssen wir iPhone-Besitzer natürlich entgegenwirken. Nicht auszudenken, wenn ich demnächst keine Auswahl aus mindestens sieben verschiedenen iPhone-Eieruhren mehr hätte. Gleichzeitig noch zwei oder drei neue Apps vorstellen – klingt doch super, oder?
Dann komme ich ins Büro und lese über eine App, die eigentlich gar nicht im App-Store sein dürfte (es aber ist!), weil es in die – uiuiui – XXX-Richtung geht. Spannend, oder? Dem ersten Durch-Bahnfahrt-inspirierten-Artikel stand nun nichts mehr im Weg…
Vom Programmierer zum Millionär
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Aber der Reihe nach: Anfang des Jahres schrieb André hier noch darüber, wie leicht es sei, als Programmierer von iPhone-Apps Millionär zu werden. Den Artikel scheinen viele gelesen und den Acht-Punkte-Katalog gut studiert zu haben. Denn seitdem hat sich die Zahl der im App-Store angebotenen Mini-Anwendungen um etwa das 4,25-Fache auf über 85.000 erhöht (Stand: 28.09.09) . Nun schlägt aber leider das Gesetz der Marktwirtschaft mit einem dicken Knüppel und voller Härte auf die Köpfe der Mini-Programmierer ein und sorgt für Ernüchterung. Das Gesetz lautet im Laiendeutsch ungefähr so: Wo es von dem, was du anbietest, zig Versionen von x verschiedenen Anbietern gibt, da musst du durch ein Alleinstellungsmerkmal und/oder den Preis überzeugen. Fällt Letzteres weg, weil es das, was du anbietest, bei einem anderen Anbieter umsonst gibt, dann konzentriere dich auf dein Alleinstellungsmerkmal. Wenn dein Alleinstellungsmerkmal darin besteht, dass du mit dem, was du anbietest, allein da stehst, weil es niemand braucht, dann überdenke deine Strategie.
Und die einsetzende Ernüchterung fördert – kurz umrissen – folgende Einsicht zutage: Nicht jeder App-Programmierer kann durch App-Programmierung Millionär werden. Und schon gar nicht in unser heutigen Zeit! Dieser Tatsache widmet die Newsweek einen sehr ausführlichen Artikel und äußert darin die durchaus berechtigte Sorge, dass sich die Entwickler von Apps möglicherweise noch einen Zweitjob suchen sollten, um nicht zu verhungern. Ich versuche mal, den Artikel auf die wesentlichen Punkte herunterzubrechen…
Der damals 28-jährige Steve Demeter, seines Zeichens Programmierer, stellt das von ihm entwickelte Spiel Trism in den App-Store und verdient damit innerhalb von 2 Monaten 250.000 Dollar. Das erregt das Interesse von Apples Public-Relations-Team, das ihn daraufhin „featured“, woraufhin die Medien ihn als App-Store-Millionär feiern. Das wiederum und schlussendlich versuchen ihm bis zum heutigen Tag insgesamt 125.000 Programmierer gleichzutun. Nur: Übersehen wurde von ihnen offenbar, dass Steve durch Aktien von Apples Konkurrenten Palm reich wurde. Tja. Was dann in dem Artikel folgt, sollte von jedem angehenden App-Programmierer wie die Offenbarung aufgenommen werden: Eine App verschlingt im Schnitt zwischen 20.000 und 150.000 Dollar und 6 Monate der Lebenszeit seines Schöpfers. Die Wahrscheinlichkeit, dass man diese Hürden überwindet und mit seiner App dennoch abkackt, liegt dann trotzdem noch relativ hoch. Zum einen aus oben genannten Gründen (erinnert ihr euch noch?), zum anderen an der Unüberschaubarkeit des App-Stores, wo so manches Miniprogramm verschwindet wie im Schwarzen Loch und selbst vom eigenen Programmierer nicht mehr wiedergefunden wird. Und zuletzt, und damit komme ich zum zweiten und für euch hoffentlich noch spannenderen Teil meines Artikels, an Apples Politik!
Apples „eigene“ Geschäftspolitik
In 60 Prozent der Fälle lehnt Apple die Mini-Programme in der ersten Instanz ab – und zwar aus nicht immer nachvollziehbaren Gründen (wie im Fall von Ninjawords). Nun gibt es aber Apps, die es in den App-Store geschafft haben und ich frage mich – wie? Eine davon heißt PUFF!
O.K. Man sieht nicht wirlich viel. Zumindest nichts von dem, was man erwarten könnte. Aber dennoch ist diese App ein hervorragendes Beispiel dafür, wie willkürlich Apple in seiner „Gesetzgebung“ beziehungsweise ihrer Auslegung ist. Sich über „explicit content“ aufregen, aber „implicit nudity“ zulassen, das ist sehr irritierend und sollte auch dem letzten Apple-Evangelisten aufzeigen, worin das Problem der Lex Berlusconi Vereinigung von Legislative und Exekutive liegt.
Persönlich habe ich nichts gegen die App und finde sie sogar amüsanter als seine kinderfreundlichen Pendants iFog oder iSteam. Aber was mich nervt, ist zum einen Apple’s Zick-Zack-Kurs in Sachen „Verbot“ und zum anderen das, was mich an der EU auch so nervt: Die Bevormundung mündiger Bürger! Nicht nur, dass so mancher Programmierer mit dieser Politik bereits in den Wahnsinn getrieben wurde (zur Erinnerung: s.o.). Es zeigt auch auf, wie mächtig Apple mittlerweile geworden ist. So mächtig, dass es seinem Kunden sagen kann, was gut für ihn ist, und was nicht. Wer aber aus Wölfen Lemminge macht, braucht sich nicht zu wundern, dass er sich in zunehmendem Maße mit dem Dev-Team rumärgern muss!
…Aufwachen! Artikel ist zu Ende!
Via: Techcrunch
(Marek Hoffmann)