In meinem letzten Artikel schrieb ich noch, dass Google das Nachsehen hat, was die Integration von Twitter- und Facebook-Statusmeldungen angeht. Dass man das Schwergewicht aus Mountain View niemals abschreiben sollte, muss ich euch nicht erzählen. Aber dass man sich mit so einem Paukenschlag zurückmeldet in den Tech-Gazetten dieses Planeten, hätte ich zumindest vorher nicht gedacht. „Paukenschlag“ bietet sich hier sogar besonders als Überleitung an, geht es doch um nichts Geringeres als ein nagelneues Musikprojekt von Google, welches voraussichtlich nächsten Mittwoch das Licht der Welt erblicken wird.
Der zumindest für die Öffentlichkeit noch namenlose Dienst wird sich als eine spezielle Variante der Websuche präsentieren. Gebt ihr beispielsweise einen Bandnamen ein, erhaltet ihr neben Bildern und Lyrics der Band auch Songs, die ihr direkt von dort aus anhören könnt. Es ist noch nicht bekannt, ob das Songs in voller Länge sein werden oder nur Snippets. Der Geniestreich dabei: Verantwortlich für diese Streams ist nicht Google selbst – dafür hat man sich stattdessen mit iLike und LaLa schlagkräftige Partner an Land gezogen. Weitere Partner wie imeem scharren bereits mit den Hufen und könnten demnächst das Angebot abrunden.
iLike hat jüngst erst von sich reden machen können, als der spektakuläre 20-Millionen-Deal mit MySpace über die Bühne gegangen ist. Scheint, als hätte das sich auf dem absteigenden Ast befindende Social Network damit überraschenderweise einen Volltreffer gelandet – ein Volltreffer, der mitten auf der Kommandobrücke von Facebook einschlägt, denn dort ist iLike nach wie vor die angesagteste verfügbare Musik-App.
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Apropos Facebook: Auch dort scheint – fast genauso überraschend – wieder Bewegung in die Musik-Geschichte zu kommen, und in diesem Fall sprechen wir über den anderen Protagonisten des Google-Deals – LaLa.com. Das Konzept hinter LaLa sieht vor, dass man Musik entweder runterlädt, wie man es von iTunes und Co gewohnt ist, oder – und da wird es interessant – man kauft sich den Song nur für die Cloud. Man kann nur dann auf den Song zugreifen, wenn man mit dem Internet verbunden ist. Dafür allerdings zahlt man auch lediglich 10 US-Cent für den Song.
Genau das wird scheinbar demnächst bei Facebook möglich sein. Bekanntermaßen durften Entwickler schon seit einiger Zeit mit dem Facebook-Giftshop experimentieren. Folge daraus wird sein, dass man zukünftig auf weitaus mehr Geschenke treffen wird als nur auf irgendwelche zweifelhaften virtuellen Geburtstagsgeschenke. So wird LaLa zu den bekannten Preisen seine Websongs zur Verfügung stellen – als Virtual Gift. Dem Beschenkten steht natürlich frei, für den normalen Kurs den Song runterzuladen.
Aber zurück zu Google: Auch dort besteht natürlich die Möglichkeit, die gelisteten Songs zu erwerben. Google selbst, welches ja auch heute bereits über eine Musiksuche verfügt, wird daran jedoch keinen Cent verdienen. Das geschieht nach wie vor über eingeblendete Werbung, und ihr könnt euch sicher sein, dass Google damit eine weitere Goldgrube an den Start bringt. Die großen Labels sind allesamt mit an Bord – logischerweise, denn wie es heißt, waren es eben diese Majors, die mit dem Vorschlag eines solchen Portals an Google herangetreten sind.
Klar, denn irgendwelche alternativen Vertriebskanäle müssen her, und die Google-Suche ist da mit Sicherheit nicht die schlechteste Variante. Ich fiebere jedenfalls dem nächsten Mittwoch entgegen und werde aufmerksam verfolgen, wenn in den Capitol Studios in Hollywood die Eckdaten dieses Deals bekanntgegeben werden. Da Dienste wie LaLa.com in Deutschland nicht verfügbar sind und die rechtliche Lage in fast jedem Land eine andere ist, gilt es für uns dort besonders genau hinzuhören.
(Carsten Drees)