Wenn du deinen Feind nicht besiegen kannst, dann verbünde dich mit ihm. Oder: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. – Das beziehungsweise etwas sehr Ähnliches habe ich gedacht, als ich beim „Telegraph“ gelesen habe, dass MySpace und Facebook in Zukunft (vielleicht) gemeinsame Sache machen wollen. Demnach soll es den MySpace-Usern ermöglicht werden, ihren Content (in erster Linie natürlich aus dem Bereich Musik und Video) mit ihrem Netzwerk auf Facebook zu teilen.
Shery Sandberg, COO bei Facebook, hat zu Protokoll gegeben, dass man sich „bei Facebook auf den Aufbau der bestmöglichen Technologie konzentriert, mit deren Hilfe User ihren Content teilen können, während man bei MySpace eher eine Content-lastige Strategie verfolgt“. Und im Stile eines Borg fügt die Dame dann hinzu: „Wir hätten gerne ihren Content, wie wir ja bereits Inhalte von vielen anderen Seiten haben, um ihn auf unserem Netzwerk zu verteilen, weil er gut für unsere User ist.“ (Übersetzung frei und unter Vorbehalt und ohne Gewähr.) Man sei offen für eine Zusammenarbeit mit MySpace und befände sich momentan in Verhandlungsgesprächen, so Frau Sandberg weiter.
Was ist geplant?
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Okay. Facebook möchte also im Heuschrecken-Style seinen Nicht-Mehr Konkurrenten aufsaugen. Dies könnte, da noch nichts anderes offiziell vereinbart wurde, laut Ms. Sandberg darauf hinauslaufen, dass MySpace ein Facebook Connect Partner wird. Mittels Facebook Connect wäre es dem MySpace-User dann ohne Probleme möglich, seine Inhalte „rüberzuziehen“. Und so wie es scheint, hat MySpace-CEO Owen Van Natta gegen diese Pläne nichts einzuwenden. Denn auch er hat die Verhandlungen der beiden Unternehmen bereits bestätigt. Interessant ist in diesem Zusammenhang vielleicht zu erwähnen, dass Herr Van Natta erst im April dieses Jahres als CRO zu MySpace gewechselt ist – und zwar von Facebook! Wäre dieses Szenario Teil eines billigen Wirtschaftskrimis, würde ich das Buch jetzt zur Seite legen und mir den Rest denken: Unternehmen löscht einen der größten Konkurrenten aus, indem es ihm im Trojanisches Pferd-Stil einen Mitarbeiter überlässt, der dann dafür sorgt, dass sich der Konkurrent dem Unternehmen „ergibt“…
Aber das ist Trivialliteratur-Stoff und in der Real World völlig undenkbar. Vielmehr scheint sich allerorten nun ein Bedürfnis nach Partnerschaften breitzumachen, so auch bei Mr. Van Natta, beziehungsweise MySpace. Dafür wurde das Unternehmen zunächst in einem ersten Schritt neu ausgerichtet wurde und will nun in erster Linie kein reines Social Network und in zweiter Linie kein direkter Facebook-Rivale mehr sein, sondern eine Plattform, wo sich User treffen, um Content zu finden und zu teilen (“a platform where people socialise around content”): Musik, TV, Filme und Games. In einem zweiten Schritt sucht man nun nach Partnern, um mit ihnen Content auszutauschen – darunter auch Facebook.
Aus Rivalen werden Partner – doch weshalb?
Auch wenn (strategische) Partnerschaften wichtig sind und in einem hartumkämpften Markt wie dem im Bereich Social Media und Social Network noch an Bedeutung gewinnen werden, stellt sich die Frage, welche Vorteile die beiden hier erwähnten Unternehmen aus dem Deal ziehen? Die Aussage Van Nattas, dass „ein großer Nutzen aus Partnerschaften abgeleitet werden kann“ („a lot of value can be derived from them“), ist entweder diplomatisch oder banal – je nach Standpunkt, auf jeden Fall ist sie aber ohne große Aussagekraft.
Ruft man sich in Erinnerung, welche Themen in den letzten paar Tagen die Schlagzeilen beherrschten (Stichwort: Partnerschaften zwischen Facebook/Twitter/Microsoft/Google), so könnte ich mir vorstellen, dass man bei MySpace langsam kalte Füße bekommt. Zwar hat man erst kürzlich neue Musik-Features (zum Beispiel werden neuerdings Musikvideos der Major Labels gezeigt) vorgestellt, doch im Bereich Music Content Social Network sind Plattformen wie Orkut, Hi5 und Facebook (!) immer nur einen Schritt hinterher. Zur wachsenden Konkurrenz gesellen sich noch ein nicht vorhandenes Monetarisierungsmodell und schwindende Userzahlen, – da kommt eine Partnerschaft gerade gelegen. Und Facebook? Zwar sitzt man bei dem Deal zwischen Twitter und Microsoft mit im Boot, trotzdem ist Twitter – nicht zuletzt durch seine Kooperation auch mit Google – ein immer schneller wachsender und stärker werdender Konkurrent. Noch muss man sich daher keine akuten Sorgen machen, will man aber auf Dauer die Dominanzstellung auf dem Markt behaupten, heißt es, sich jetzt strategisch neu für die Zukunft zu positionieren – zum Beispiel durch eine Partnerschaft mit MySpace.
Und weil dem so ist, kamen mir beim ersten Lesen des „Telegraph“-Artikels eben jene Gedanken, die ich zu Beginn dieses Artikels formuliert habe.
Via: Telegraph / Globalthoughtz
(Marek Hoffman)