Wer bislang schon immer dachte, MySpace sei nervig – den kann ich beunruhigen: da geht noch was! Nach einigen halbherzigen Reformversuchen war mein Stand der Dinge, dass man „irgendwann“ den Fokus auf Musik verschieben wollte, um die Überlebenschancen in der Web 2.0-Wildnis zu erhöhen. Dazu wurde iLike gekauft – von einer geglückten Integration kann ich allerdings nirgendwo etwas auf der Plattform entdecken. Dann kamen Gerüchte auf, dass MySpace sich dringend von Photobucket trennen will. Und jetzt?
Tja, eine witzige Sache, die da passiert. Doch begeben wir uns eben an einen anderen Schauplatz: Meez ist schon einige Zeit unterwegs, anfangs bot der Dienst ausschließlich einen Avatar-Generator, der Manga-Püppchen mit Kindchenschema ausspuckte. Das Angebot erfreute sich derart wachsender Beliebtheit, dass selbst die Betreiber überrascht waren. So entschloss man sich im vergangenen Jahr dazu, die ganze Plattform aufzubohren und gleich eine virtuelle Welt à la Second Life aus dem Boden zu stampfen. Heute sind über 13 Millionen Nutzer bei Meez registriert, seit April schreibt das Unternehmen schwarze Zahlen: „Jeder Monat ist besser als der vorherige“, jubelt der CEO John Cahill bei Cnet. Meez verdient seine Brötchen durch einen Mix aus Werbung, werbefreien Premium-Accounts und Paid Services, über die Nutzer zum Beispiel ihre virtuelle Behausung durch kostenpflichtige (und daher exklusive) Möbelstücke aufhübschen können.
Vor wenigen Stunden trumpfte Meez dann mit einer vorwitzigen Pressemitteilung auf. Darin feiert man die eigenen Erfolge, spricht über die exzellenten Möglichkeiten für Werbepartner und lässt einige davon sogar überschwänglich zu Wort kommen. Dann – in der besten Art von „Oh, one last thing“ – lässt man die Bombe fallen: Das Unternehmen gibt bekannt, dass die Meez Virtual World, Meez Nation, in der kommenden Woche in die MySpace-Plattform integriert wird. „Die MySpace-App ist so gestaltet, dass Leute von MySpace die virtuelle Welt von Meez betreten und Meez-Nutzer ihre MySpace-Freunde integrieren können“, erklärt Cahill.
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Im bereits erwähnten Cnet-Artikel wird die berechtigte Frage gestellt, weshalb sich Meez beim ersten Schritt in die Social Networks für die kriselnde Plattform MySpace entschieden hat, von der die Mitglieder in Scharen abziehen. Laut Cahill hätten demographische und kulturelle Faktoren die Entscheidung beeinflusst: Es gehe bei beiden Diensten darum, neue Freunde zu finden, außerdem sei das MySpace-Publikum sehr empfänglich für Videoclips (die Meez mit Werbung versieht). Doch – keine Sorge: eine Facebook-App sei schon in der Mache.
Schon eine komische Entwicklung, dass das multimillionen Dollar schwere News Corp-Projekt die Hilfe eines kleinen Start-Ups in Anspruch nimmt, um sich selbst ein wenig aufzupeppen. Mit Meez an Bord ist auch ein Wort in Sachen Zielgruppe gesprochen: MySpace verpasst sich durch derlei Aktionen eine Verjüngungskur. Ob sich das dann irgendwann auch in bare Münze niederschlagen kann, sei allerdings erst einmal noch dahingestellt. Bei Meez hat es jedenfalls geklappt.
(André Vatter)