Die Info ist mit Vorsicht zu genießen, da sie auf einer Aussage beruht, die Googles Erz-Rivale in Los Angeles, Novell, geäußert hat – dennoch ist an der Sache etwas dran. Die Stadtverwaltung hatte Ende Oktober beschlossen, die hohen EDV-Ausgaben der Behörden zu minimieren. Es dauerte nicht lange, bis Google nonchalant den Vorschlag unterbreitete, doch komplett auf Gmail umzusteigen; immerhin kostet der Google-Dienst keinen Cent. Bislang nutzt Los Angeles dazu Lösungen aus dem Haus Novell.
Obwohl anfangs einige Zweifel aufkamen, ob Googles Cloud-Mailer tatsächlich den hohen Sicherheitsanforderungen standhalten würde (immerhin soll das System auch in Polizeistationen eingesetzt werden), nahm der Stadtrat die Idee einstimmig an. Damit steigen im kommenden Jahr die 30.000 Bediensteten von Los Angeles auf Gmail um. Für Google ist das Stadtprojekt ein Prestige-Boost, kleinere Gemeinden könnten sich ein Vorbild daran nehmen und angesichts leerer öffentlicher Kassen ebenfalls auf den Freemailer umsteigen.
Um ruhigen Gewissens den Vertrag unterzeichnen zu können, hatten die Stadtväter zuvor vereinbart, noch die Computer Science Corporation (CSC) mit ins Boot zu holen. Das Unternehmen ist auf Migrationsaufgaben in Behördensystemen spezialisiert und soll sicherstellen, dass bei der Einführung von Gmail nichts schief läuft und die Mitarbeiter entsprechend trainiert werden. Die hierfür anfallenden Kosten in Höhe von 7,2 Millionen Dollar nimmt man dafür gerne in Kauf… es rechnet sich ja über die Jahre, so die Begründung.
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Das treibt dem ausgestoßenen Ex-Partner Novell nun die Zornesröte auf die Stirn. Wäre man beim alten System geblieben, hätten diese Kosten gespart werden können! In einer Art offenem Brief an die Stadtverwaltung regt sich Novell über die Entscheidung auf: Nicht nur, dass man mit Google eine „signifikante Gefährdung der Sicherheit der Stadt und der Daten der Bürger“ in Kauf genommen hätte – nein! Die ganze Kiste sei auch noch schweineteuer! „Die Stadt kämpft gegen ein massives Haushaltsloch und die spekulativen Budget-Vorteile durch eine Umstellung auf dieses ungetestete System sind verlockend“, schreibt Novell. „Doch ein kürzlich veröffentlichter unabhängiger Bericht der Los Angeles-Verwaltung hat herausgefunden, dass das erwähnte System den Steuerzahler sogar noch einmal 1,5 Millionen Dollar im ersten Jahr kosten wird.“
Die Lokalpresse hat diesen Vorwurf dankbar aufgenommen. LA Weekly stellt die berechtigte Frage, wer denn bitteschön „Training“ für Gmail bräuchte. So oder so sei es unverständlich, dass die Stadt derzeit 100 Millionen Dollar im Budget fehlen – und die Bürger nun noch einmal 1,5 Millionen Dollar zahlen sollen, damit Behörden auf kostenlose E-Mail umsteigen.
(André Vatter)
Googlemail für die interne Kommunikation der Behörden nutzen?
Als Kommunikationsmittel der Polizei?
Wieso machen sie es nicht gleich richtig und steigen auf Google Wave um! Beim ersten Datengau – und der kann wahrlich immer kommen – sind dann plötzlich Dritte im Besitz hochheikler polizeiinterner Daten.
Überhaupt fehlt hier die Auflistung der Kosten, die aktuell durch Novell entstehen… Das nur mal am Rande.
Ich finde es ja schon grenzwertig, wenn Unternehmen Google Apps einsetzen und ihre Kommunikation damit einem solchen Anbieter überlassen. Klar, das gibt’s auch von anderen Anbietern, aber ab einer gewissen Größe sollte man als Unternehmen doch erkennen, wie wichtig diese Daten sind und sie nicht in fremde Hände geben … oder?
Und bei Behörden? Fehlt noch dass Google die Steuererklärungen entgegennimmt und Werbung darauf schaltet :/
Der Erzrivale Novell? Seit wann sind die beiden den Rivalen?
@Oliver: „Erz-Rivale in Los Angeles“ -> auf lokaler Ebene haben bis zuletzt nur die beiden um den Auftrag gestritten.
@Andrè: ah so war das gemeint – danke
Jaja ich weiß Google gehört ja mittlerweile zur Achse des Bösen, ich sehe bloß den Unterschied nicht. Ob die Infrastruktur nun von Novell kommt und Novell die Wartung, Erweiterung, etc pp. übernimmt und damit auf die Daten zugreifen könnte (wenn sie denn wollten) oder ob Google das macht … es ist doch vollkommen normal das solche Dienste in die Hände privater Unternehmen gegeben wird. Und nur weil das jetzt Google ist regt man sich wieder auf …
Google hat einfach viel mehr Daten und damit Macht als Novell. Und wie jeder aus der Wirtschaft weiß, sind Monopolstellungen nie gesund und bergen immer eine große Gefahr – mittel- bis langfristig.
Dass in der IT niemand darüber nachdenkt bzw. es niemanden zu stören scheint, finde ich da doch sehr bedenklich.
Zumal: Wenn jemand kostenlos auf der Straße was verschenken will: Werden wir da nicht auch automatisch skeptisch? (Und Google will gleich die ganze Welt beschenken – fast schon etwas aufdringlich, siehe oben. Ohne Verdienst. Seltsam.)
[…] Gratis-Lösung Google: Kalifornier zahlen Millionen von Dollar drauf | Basic Thinking Blog online. Eigentlich ist das ja ein Mülltext, denn natürlich kostet ein Umstieg Geld. Intressant […]
@1: Leider wurden die aktuellen Kosten mit der Novell-Lösung nirgends veröffentlicht. Den Andeutungen der lokalen Medien zufolge dürften sie aber Anbetracht der Summe von 7+ Mio. Dollar deutlich darunter liegen. Zumindest auf ein, zwei Jahre gerechnet…
@6 Dennis:
Ich weiß zwar auch nicht wie die Novell Lösung aussieht, aber es besteht ein Unterschied zwischen
a) meine Daten liegen auf Geräten bei mir im Haus, jemand wartet es (ggf. mit seiner eigenen Softwarelösung) und ich zahle dafür
und
b) meine Daten liegen bei einem „Freehoster“ zusammen mit den Daten von Millionen anderen Leuten und Firmen und wenn irgendwo mal irgendein Fehler unterläuft sehen plötzlich Fremde meine Daten in ihrem Account und umgekehrt
Klar ist es nicht im Sinne von Google, dass so etwas passiert und die Daten für Google Apps Accounts sind hoffentlich besser getrennt als nur durch verschiedene IDs, die bei versehentlichem Überschreiben zu einer Datenabwanderung führen, aber hey … warum sich einer solchen Gefahr aussetzen?
Danke für die Info André…
Äh, ist das eigentlich noch/war das mal so, daß Google deine GoogleMails lesen darf (weiß eigentlich garnicht ob web.de/yahoo/gmx/hotmail etc. pp. das nicht auch dürfen, … ich hoffe mal nicht?) und feststellen, wie lange du welche Mail geöffnet hast etc.?
Oder ist das alles Urban Legend/Feindpropaganda?
[…] Dieser Eintrag wurde auf Twitter von Basic Thinking, Milos Willing, André C. Vatter, Herr MaschinenMensch, Cornelius A. und anderen erwähnt. Cornelius A. sagte: Gratis-Lösung Google: Kalifornier zahlen Millionen von Dollar drauf –> http://bit.ly/9qGsH (via trendlupe) […]
Wie, polizeiliche Daten auf fremden (und damit unkontrollierbaren) Servern speichern? Haben die den Verstand verloren? Es gibt doch bereits jetzt Probleme, dass Behörden aus Versehen (oder absichtlich?) sensible Daten an Leute weitergegeben haben, die sie eigentlich gar nicht besitzen dürften, da brauchen wir nicht auch noch das Missbrauchsrisiko eines dritten Anbieters dazu, der den Speicherplatz auf seinen Servern sicherlich nicht aus Nächstenliebe verschenkt. Privat hat man ja kaum eine andere Wahl (es sei denn man setzt einen eigenen Mail-Server auf und verschlüsselt alles End-to-End) aber bei der Polizei sollten doch höhere Datenschutzstandards gelten.
Novell sollte nicht so scheinheilig tun. Mit Novell Pulse wird eine Google Wave Alternative bereits nächstes Jahr angeboten. Und wer hostet dort die Daten, genau es ist Novell. Das Novell Geschreie ging irgendwie nach hinten los.
[…] Gmail und Behörden – Kalifornien testet es aus. […]