Es geht los, die Konsolidierung ist im vollen Gange, ein Unternehmen nach dem anderen wird geschluckt oder wirft sich bereitwillig einem anderen in den Rachen. Vodafone kauft Arcor, United Internet übernimmt das DSL-Geschäft von Freenet, o2 schnappt sich Hansenet und heute wurde bekannt, dass die Freenet-Tochter Strato zur Hochzeit mit der Telekom freigegeben wurde.
Wenn aus zwei Unternehmen eins wird, bleibt das oftmals nicht ohne Folgen für die Mitarbeiter: Wer braucht schon zwei Buchhaltungen? Zwei Marketingabteilungen (sofern eine der Marken verschwindet)? Wer braucht redundante Sicherheits-Systeme? Die doppelte Anzahl an Call-Center-Agenten? Der harte Wettbewerb und die geringen Margen zwingen die Telcos zu radikalen Kahlschlägen und das heftigste Wort in dieser Sache ist bislang noch nicht gesprochen worden. Nehmen wir das Beispiel Hansenet: Laut dem „Manager Magazin“ streiten sich gleich mehrere Beraterfirmen um den Job, bei der Fusion mit o2 behilflich zu sein. Der „Strategy Consultant“ Roland Berger empfiehlt der Mutter Telefónica kurzerhand, Hamburg dem Erdboden gleich zu machen. Zwei Drittel der Belegschaft, rund 900 der insgesamt 1.300 Arbeitsplätze, sollen wegfallen, wenn aus Hansenet ein kleiner Stadtnetzbetreiber wird und im Gegenzug alle Filet-Stückchen des Unternehmens nach München wandern. Anfang des kommenden Jahres werden wir da mehr wissen, doch man kann schon jetzt sagen, dass es nicht schön werden wird.
Noch schmerzhafter dürfte es aber bei der Deutschen Telekom werden. Der Ex-Monopolist war noch vor wenigen Jahren ein aufgeblähter Riese, der vor Kraft nicht laufen konnte. René Obermann feilt deshalb seit seiner CEO-Amtsübernahme am Diätprogramm, das da heißt: „Sparen! Sparen! Sparen!“ In den Ohren der Mitarbeiter klingt das verständlicherweise jedes Mal wie ein Peitschenschlag. Bürokratieabbau und personelles Streamlining waren seitdem an der Tagesordnung und auch hier wird das dicke Ende noch kommen: genau genommen, wird es für heute erwartet.
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In diesen Stunden hält die Deutsche Telekom gemeinsam mit den Aktionären eine außerordentliche Hauptversammlung in Hannover ab. Es geht um Obermanns größten Traum, die Zusammenlegung von Festnetz- und Mobilfunkgeschäft, von T-Mobile und T-Home. Bei dieser internen Verschmelzung der beiden Konzernbereiche sollen Synergieeffekte in Beratung, Verwaltung und Support ordentlich Kohle sparen. Doch es geht auch um das Außenbild, da die Telekom dann als Rundum-Telekommunikationsanbieter auf die Kunden zugehen kann: „Integrierte Lösungen aus einer Hand“, heißt das dann im PR-Sprech. „Heute hat nur jeder fünfte unserer 29 Millionen Kundenhaushalte sowohl einen Festnetz- als auch einen Mobilfunkvertrag bei der Telekom“, so Obermann. „Sollten wir von den übrigen Kunden auch nur ein Prozent als Doppelkunden gewinnen, kann unser Umsatz um bis zu 100 Millionen Euro pro Jahr steigen.“
Obermann ist ziemlich hart in seiner Forderung, in der betreffenden Mitteilung an die Aktionäre folgt nach der Anmerkung „…Abstimmung mit dem Sozialpartner erarbeitet…“ ein donnerndes „Bei dieser Maßnahme geht es um Kunden“. Einen unverbindlichen Vergleich kann man dazu in der Rheinischen Post finden:
Nicht einmal 100 Techniker warten beim Konkurrenten QSC ein automatisiertes Telekommunikationsnetz für ganz Deutschland. Bei der Telekom arbeiten dagegen noch mindestens 40. 000 Mitarbeiter in Betrieb und Service der deutschen Netze.
Auch wenn eine Zusammenlegung der Geschäftsfelder Sinn macht (und, nebenbei bemerkt, wir Pressefuzzis auch persönlich von einem einzigen Ansprechpartner profitieren würden), wünsche ich mir doch, dass die Sache so glimpflich wie möglich für alle Beteiligten verläuft. Und zwar nicht nur bei der Telekom, sondern bei den übrigen Unternehmen, die sich gerade umorientieren müssen.
Update, 18:09 Uhr: Aktionäre stimmen zu
Die Aktionäre haben vorhin die „Telekom Deutschland GmbH“ abgesegnet, im kommenden Jahr soll die interne Fusion über die Bühne gehen. Offenbar haben die meisten von ihnen den Schritt zur Zusammenlegung der Sparten als „längst überfällig“ angesehen, berichtet die dpa. Die Konzernspitze rechnet schon mittelfristig mit einem Umsatz- und Gewinnanstieg, das volle Synergie-Potential soll sich allerdings erst bis 2015 entfaltet haben. „Wir stärken damit den Kundenservice, wir sichern Arbeitsplätze und wir erschließen Potenzial für zusätzlichen Umsatz und für Kostensynergien“, kommentierte Obermann den Entschluss. Über die Höhe der geplanten Personaleinsparungen wurde vorläufig nichts bekannt.
(André Vatter)
und am ende ist zu befürchten, dass der verbraucher einem oligopol von wenigen anbietern gegenübersteht.
das erinnert mich an die stromriesen oder die tankstellen-betreiber…
und damit einhergehend entsprechende preise
Berichtigt mich, aber war es nicht so, dass Arcor schon immer zu Vodafone gehört hat und die beiden Aufgabenfelder nun unter einem Namen vereint wurden?
@2: „schon immer“ nicht, aber seit 2000 glaub ich, also in dieser Branche doch fast schon wieder „ewig“ 😉
Wenn ich mich nicht täusche gehörte Arcor zum Mannesmann Konzern, der 2000 (oder 2001) von Vodafone übernommen wurde…
Aber sicher bin ich mir auch nicht 🙂
@2: Vodafone besaß Anteile und hatte nun auch die restlichen aufgekauft. Siehe verlinkter Handelsblatt-Artikel. Erst kürzlich ist die Marke Arcor im DSL-Bereich komplett abgeschafft worden.
Danke André, wieder was dazugelernt 🙂
Eine Ausnahme ist die Übernahme von Strato durch die Telekom. Hier geht es um Expansion in ein bisher verschlafenes Geschäftsfeld. Vom sich wieder verschärfenden Konkurrenzkampf zwischen 1&1 und Strato werden Kunden profitieren. In den letzten Jahren war´s an dieser Front doch sehr ruhig geworden. Nun bekommt Strato Rückenwind und hat gute Chancen an 1&1 vorbeizuziehen.
Dennoch wird der Service leiden, der allerdings bei Strato auch wirklich nicht überragend war, aber vielleicht hatte ich auch nur den falschen Ansprechpartner, das System ansich ist schon top.
Aber denken wir doch nur mal an die Callcenter, die einfach mal zur Hälfte wegrationalisiert werden, wofür hat man sie noch, wenn die Kunden dadurch eh nur abgezockt werden, nicht durchkommen und letztendlich zur Konkurrenz wandern?
Swoeit ich es mitbekommen hatte, war Arcor doch das Tochterunternehmen von Vodafone.
Zumindest hat mir das mein Schwager gesagt und der arbeitet bei Vodafone.
@ 8: Völlig korrekt. Arcor gehörte ursprünglich zu Mannesmann, die ihrerseits nach der berühmten Übernahmeschlacht von 2000 von Vodafone geschluckt wurden. Vodafone hat Arcor danach als Tochterunternehmen weitergeführt. Im August wurde Arcor vollständig in Vodafone integriert und die Marke im DSL-Bereich aufgegeben.