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Popeye, Goggles und mehr: Google dreht auf

PopeyeMeine Güte! In den Google-Laboren wird im Moment an so vielen Dingen gleichzeitig gezaubert, dass es langsam schwierig wird, Schritt zu halten. Ich versuch mal einen kurzen Überblick zu geben, und fange chronologisch mit dem aktuellsten Thema an.

Für all diejenigen, die Google nicht als Startseite eingerichtet haben: Zum 115. Geburtstag von Elzie Crisler Segar ziert heute ein Popeye-Doodle die Startseite des Suchriesen. Der amerikanische Comiczeichner wurde am 8. Dezember 1894 in Illinois geboren und starb nur 43 Jahre später am 13. Oktober in Santa Monica. Am 17. Januar 1929 führte Segar den schroff-liebenswerten Seemann, der ihn weltbekannt machen sollte, zum ersten Mal der Öffentlichkeit vor. In einer Comic-Serie mit dem Namen Thimble Theatre, die er für das Printmediensyndikat King Features Syndicate zeichnete, trat der durch ein Glotzauge-verunstaltete, Pfeiffe-rauchende, Spinat-verschlingenden, Unterarme-wie Oberschenkel-habende, Olivia-liebende Seefahrer erstmals in einer Nebenrolle auf.

Szenenwechsel: Nicht wenige waren gestern erstaunt, als es hieß, Eric Schmidt, der Mann der Twitter seinerzeit abfällig als „E-Mail-System des armen Mannes“ bezeichnete, twittere nun selbst. Die Frage, welche Motivation hinter seiner Entscheidung steckte, wurde zunächst allerdings durch eine andere Frage in den Hintergrund gedrängt: Warum hat sich Googles CEO eine solch schrecklichen Twitter-Usernamen zugelegt, nämlich: eschmidt0? Keiner weiß es so genau, aber nur kurze Zeit, nachdem die Frage im Raum stand, hatte Schmidt einen neuen Benutzernamen: ericschmidt. Und nur zwei Posts und etwa 48 Stunden später hat er bereits über 12.000 Follower und ist in 715 Listen aufgenommen. Wahnsinn.


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Aber zurück zur Ausgangsfrage: Warum twittert Schmidt? Die Antwort könnte in Googles am selben Abend neu vorgestellten Echtzeit-Suche liegen – die neben Inhalten aus Friendfeed auch die aus – genau – Twitter enthält. Angezeigt werden die Ergebnisse im Bereich „Latest Results“, bisher allerdings nur auf der amerikanischen Seite. Die Ergebnisse enthalten zudem Blogbeiträge und Zeitungsartikel, und zwar auch jene, die erst kurz vor der Suchanfrage veröffentlicht wurden. Wie das Ganze dann aussieht, könnt ihr euch auf YouTube ansehen.

Stichwort: Visuelle Suche. Mit Google Goggles sollen (bisher leider nur) Android-Smartphone-Besitzer in den Genuss einer Suche mit Bildern kommen. Das bedeutet, dass ich mit meinem Handy ein Foto von einem Objekt machen und dieses dann an Google schicken kann, um weiterführende Informationen über eben dieses Objekt zu erhalten. Besonders nützlich soll diese Funktion für Touristen sein, die sich mittels Goggles Informationen zu Sehenswürdigkeiten einholen oder unbekannte Orte lokalisieren können. Letzteres funktioniert sogar, ohne dass eine Foto aufgenommen werden muss. Indem der Umherirrende einfach sein Handy in Richtung des gewünschten Ortes hält, liefert Google dank der GPS-Funktion sowie des integrierten Kompasses im Smartphone den gesuchten Ort und die dazugehörigen Infos. In dem Fall, dass ein Foto verschickt wird, funktioniert Goggles so, dass Teile dieses Fotos mit den Bildern aus Googles Bilder-Sucher verglichen werden. Gibt es Übereinstimmungen, werden Suchbegriffe an das Smartphone gesendet, die sich auf das gefunde Bild beziehen. Und da ein Bild bekanntlich mehr sagt, als Tausend Worte, gibt es hier ein kleines Video:

Die wohl weitreichendste Veränderung, die aber kurioserweise offenbar am wenigsten Aufmerksamkeit erlangte, war Googles Einführung der personalisierten Suche – für jeden! Bisher gab es diese spezielle Form nur für User des hauseigenen E-Mail-Services. Ab sofort gilt aber: Ist ein User nicht bei seinem Gmail-Account angemeldet, speichert Google 180 Tage lang dessen Suchanfragen und besuchten Websites in einem Cookie. Und auf der Basis dieser gespeicherten Daten liefert Google ihm zukünftig seine personalisierten Suchergebnisse. Konkret bedeutet das: Suche ich beispielsweise nach „News“ und wähle aus den Suchergebnisse häufig die gleiche Seite aus, wird sie mir auf meinem PC bei zukünftigen Suchanfragen höher in den Suchergebnissen angezeigt als bei anderen Usern.

Eigentlich eine gute Sache. Eigentlich. Denn Google speichert auch meine IP-Adresse und die Kennung meines Browsers. Tja, und wenn ich dann noch einen Gmail-Account (oder einen anderen Account bei Google besitze) besitze, weiß der Suchriese auch noch meinen Namen und ein paar andere Dinge. Scary! Noch dystopischer wird das Ganze aber, wenn ich zudem noch die Google Toolbar installiert habe. Dann holt sich der Datenkrake nämlich alle Infos über alles, was ich im Netz tue. Und „alles“ heißt: wirklich alles, was ich mit meinem Browser mache. Schöne Vorstellung. Natürlich will man dem User nur helfen, ihm hierdurch besser  Ergebnisse liefern. Aber letztlich geht es doch nur wieder um das Gleiche: Möglichst viel über den User herausfinden um möglichst viel Geld verdienen zu können. Wer aber keine Lust darauf verspürt, von Google durchleuchtet zu werden, wird leider selbst tätig werden müssen (bei spiegel.de findet sich eine gute Übersicht über die notwendigen Maßnahmen), denn eine einfache Opt-Out-Möglichkeit gibt es nicht. Warum eigentlich nicht?

(Marek Hoffmann)

Über den Autor

Marek Hoffmann

Marek Hoffmann hat von 2009 bis 2010 über 750 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

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