Wenn ein neuer Microblogging-Dienst an den Start geht, ist das nicht immer zwingend die Mühe wert, sich näher mit ihm zu beschäftigen und einen Artikel darüber zu verfassen. Die Startups orientieren sich oftmals zu sehr an Twitter, bieten nicht genug Innovation und haben schlicht und ergreifend das Pech, erst lange nach Twitter mit der gleichen Idee an den Start zu gehen.
Wenn allerdings Microsoft selbst – in diesem Fall Microsoft China – einen solchen Dienst ins Rennen schickt, horcht man natürlich auf. Nur für China gedacht, hat man nun also MSN Juku als Twitter-Konkurrenten gelauncht.
Schaut man sich Juku aber einmal an, fühlt man sich nicht an Twitter, sondern eher an Plurk erinnert.
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Für alle, die sich bislang nicht mit dem Microblogging-Underdog Plurk auseinandergesetzt haben: Plurk funktioniert prinzipiell wie Twitter, setzt allerdings auf eine horizontal scrollende Timeline, in der man auch direkt auf die Plurks antworten kann. Es sieht also grundsätzlich schöner aus als Twitter und liegt auch in der Usability vorne. Da es aber eben viel verspielter, bunter und „chattiger“ ist, bedient Plurk weltweit eher die Nische des kleinen, nicht ganz so seriösen Twitter-Bruders.
Während der ganz große Erfolg in der westlichen Welt auf sich warten ließ, konnte man in Asien richtig durchstarten und in China sogar Twitter den Rang ablaufen in der Gunst der User. Das fand allerdings ein jähes Ende, als das zensur-begeisterte China sich entschloss, den dort sehr beliebten Dienst für die Nutzer zu sperren.
Da muss den Plurk-Jungs jetzt vermutlich ordentlich die Spucke weggeblieben sein, als sie den neuen MSN-Dienst in Aktion gesehen haben. Sehr irritiert, ja vielleicht sogar geschockt wirkt man daher auch in einem aktuellen Posting im offiziellen Plurk-Blog. Von dort stammt auch der Vergleich zwischen Original und Fälschung:
Aber der Blogbeitrag geht sogar noch weiter und beweist sogar, dass man sich seitens Microsoft nicht nur grafisch und funktionell dreist bedient hat, sondern auch große Teile des Codes einfach abgekupfert hat. Ihr werdet mir jetzt vermutlich erzählen, dass das in China ein Zeichen der Anerkennung ist, wenn man sich beim Vorbild bedient, hier im vorweihnachtlichen Deutschland hingegen nennt man sowas Diebstahl oder schlicht eine Sauerei.
Der Gipfel des Ganzen ist in meinen Augen, dass Microsoft dort an den Start gehen kann, während der ältere Zwilling geblockt wird. Auch die eigenen Innovationen wie eingebaute Spielchen und Gewinnmöglichkeiten können über dieses dreiste Vorgehen nur mäßig hinwegtäuschen.
Verschwörungstheoretiker unter Euch können mir sicher erklären, wieso MSN Juku dort präsent sein darf, während Plurk in die Röhre schaut. Aber egal, wie die Begründung lauten könnte – ich bin genau wie die Plurk-Programmierer ziemlich entsetzt von diesem Vorgehen.
Update: 16. Dezember, 10.00 Uhr
Am gestrigen Dienstag hat Microsoft in einer Pressemitteilung offiziell den Diebstahl von Code- und Design-Elemente zugegeben, der dem Unternehmen von Plurk.com vorgeworfen wurde. Allerdings beteuert ein Sprecher des Unternehmens in der Stellungnahme, dass die eigentliche Straftat von einem chinesischen Partner begangen wurde, der im Rahmen von Microsofts MSN China Joint Venture für die Programmierung der Microblogging-Site JUKU verantwortlich war.
Der Partner hätte bereits zugegeben, „dass Teile des zur Verfügung gestellten Codes kopiert worden“ seien, so der Sprecher. Dies verstößt nach seinen Worten ganz klar gegen Microsofts Geschäftspolitik und den Vertrag mit dem Joint Venture. „Wir sind natürlich sehr enttäuscht, übernehmen aber die Verantwortung für die Situation“, so der Sprecher weiter.
Was das nun im Einzelnen bedeutet, wurde noch nicht kommuniziert. Fest steht nur, dass der Zugriff auf JUKU ab sofort und bis auf Weiteres nicht mehr möglich ist. Plurk.com hat sich zu Microsofts Statement noch nicht geäußert.
(Carsten Drees / Marek Hoffmann)