Ich wusste bisher nicht, dass Bono – Frontmann der irischen Rockband U2 – sich als Gastautor für die New York Times betätigt. Heute Morgen wurde diese Wissenslücke aber geschlossen, denn da vernahmen auch meine noch urlaubsverwöhnten Ohren den Aufschrei der Empörung, der durch die Sphären des Internet hallt: Bono ist gegen Filesharing!
In dem Beitrag, in dem er zehn Ideen vorstellt, die seiner Meinung nach die Welt verändern könnten, schreibt Bono unter Punkt 2 – „Entwickler geistigen Eigentums“ – Folgendes: „Das Einzige, was die Film- und Fernsehindustrie bisher vor dem Schicksal bewahrte, das das Musik- und sogar das Zeitungsbusiness ereilt hat, ist die Größe der Daten. Die unveränderlichen Gesetze der Bandbreite sagen uns, dass wir nur noch ein paar Jahre von der Möglichkeit entfernt sind, die gesamte Staffel von ’24‘ in 24 Sekunden herunterzuladen. Und viele werden erwarten, sie umsonst zu bekommen.“ Ich denke, es ist klar, welchem Satz Bono besondere Bedeutung beimessen wollte.
Um sich nun aber natürlich nicht die Sympathien seiner Fans zu verscherzen, so wie es seinerzeit Metallica und ihr personifiziertes Sprachrohr Lars Ulrich geschafft haben – spricht Bono nicht für sich und seine Band (dies hat man wohlweislich bisher dem Manager Paul McGuinness überlassen), sondern für den kleinen Mann, sprich: den kleinen Künstler: „Ein Dekade des Musik-Filesharings und -Swipings hat deutlich aufgezeigt, dass die davon benachteiligten Personen die Künstler sind. In diesem Fall die jungen Nachwuchsmusiker, die sich nicht durch Ticket- und T-Shirt-Verkäufe über Wasser halten können…“ Und die Nutznießer des umgekehrten Robin-Hood-Effektes seien natürlich die reichen Service-Provider, deren Profite die Konzeptlosigkeit der Musik-Industrie widerspiegelten.
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Naja. Ich halte Bonos Kritik ja nicht für grundlegend falsch. Aber weitestgehend an die falsche Adresse gerichtet. Die Musikindustrie hat jahrelang schweinemäßig gut verdient und für CDs Unsummen verlangt. Und natürlich hat man es in den fetten Jahren – so wie die Grille aus der Fabel – versäumt, einen Plan B zu erstellen. Tja, und nun versucht man verzweifelt einen Schuldigen für die Misere zu finden. Dies ist aber in meinen Augen nicht in erster Linie der Filesharer, sondern die Musikindustrie selbst. Oder sehe ich das falsch?
(Marek Hoffmann / Foto: Wikipedia)