Gut – dass wir alle vor Vorfreude gezittert hätten, wäre ein wenig übertrieben. Doch ein klitzekleine Aufregung war am Mittwochabend schon dabei, als Microsoft-Chef Steve Ballmer die Zukunft des tragbaren PC enthüllte. Schon im vergangenen Sommer hatten einige Medien Wind davon bekommen, dass der Softwareriese an einem eigenen Tablet-PC arbeiten würde – Codename: „Courier“. Bill Gates höchstpersönlich habe das Projekt angestoßen, es sei ihm eine „Herzensangelegenheit“. Gleich zwei Touch-Displays, beide etwa sieben Zoll groß, ein Induktionslader und eine fette Kamera sollten in dem Gerät stecken – die ersten aufgelaufenen Informationen stimmten optimistisch.
Doch was Steve Ballmer da gestern vorführte, war nicht nur ernüchternd. Es war enttäuschend. Hersteller des neuen Gadgets ist Hewlett-Packard, wahrscheinlich hatte sich dort niemand getraut, die Präsentation zu leiten und deshalb wurde Microsoft um freundliche Mithilfe gebeten.
„Dieser kleine große PC, der später im Jahr verfügbar sein wird… eine Menge Kunden werden darüber sehr begeistert sein“, sagt Ballmer und zaubert ein etwa buchgroßes Tablet hervor. Es ist nicht das Courier und alles, was wir in den kommenden Minuten darüber lernen werden, ist, dass Windows 7 vorinstalliert ist und es die Kindle-Software unterstützt. Es handelt sich offenbar um einen Prototypen der ersten Sorte, Ballmer nennt keine technischen Details, keine Features, keinen Preis, kein Verfügbarkeitsdatum – nicht einmal den Namen des Geräts. „Die Leute verlassen den Saal“, heißt es – für jeden nachzulesen – im CrunchGear-Liveticker zur Veranstaltung.
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Warum also die Eile? Nun, große Events werfen am Horizont ihre Schatten voraus. Am 27. Januar wird Apple, wie vermutet wird, das Business mit portablen Touchscreen-Rechnern revolutionieren. Das ungeduldige Publikum geht jedenfalls fest davon aus. „Der Elefant in diesem Raum ist natürlich Apple. Die anderen Hersteller versuchen nun alle Dinge in Bahnen zu bringen, ehe Apple den Markt neu definiert“, sagte ein Analyst der Nachrichtenagentur Reuters. „HP will sich seinen Anteil sichern, bevor Apple den ersten Schritt macht.“
Doch ob der Plan funktioniert? Große Begeisterungswellen sind jedenfalls ausgeblieben. Apple ist ein Meister des Buzz: Ob Steve Jobs ein MacBook-Touch vor oder nach der CES vorstellt, ist, wie sich nun zeigte, eigentlich nebensächlich. In beiden Fällen wird Aufmerksamkeit von der größten Gadget-Messe der Welt abgezogen.
Update, 11:30 Uhr
Gerade ist noch ein Produktvideo des HP Slate aufgetaucht. Sehr religiös: Man muss fest daran glauben, dass da irgendetwas in der Dunkelheit ist.
(André Vatter)