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Schweigen ist Gold: Mit welchen Mitteln Apple seine Geheimnisse hütet

Marek Hoffmann
Aktualisiert: 18. Februar 2010
von Marek Hoffmann
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Es kann darüber gestritten werden, ob Apples berühmt-berüchtigte Verschwiegenheitspolitik einen Teil des Firmenerfolgs ausmacht. Fest steht aber, dass ein Verstoß gegen sie für Businesspartner immer negative Folgen hat. Erinnert sei an das jüngste Beispiel, bei dem Harold McGraw III kurz vor der offiziellen Präsentation des iPad Details über das Gadget ausgeplaudert hatte und dafür von Jobs hart abgestraft wurde. Oder den jungen Foxconn-Mitarbeiter, der sich wegen eines verlorengegangenen iPhone-Prototypen das Leben nahm. Dafür ist Apple sicherlich nicht direkt verantwortlich zu machen, zeigt aber auf, welcher Druck auf den Geschäftspartnern lastet.

Um diesen Druck zu dokumentieren, ist ein (namentlich ungenannter) Reuters-Journalist in die chinesische Stadt Longhua gereist – und hat ihn dort am eigenen Leib zu spüren bekommen. In dieser Stadt befindet sich nämlich das Fabrikgelände eben dieser oben genannten Firma Foxconn, einem der weltgrößten Apple-Auftragshersteller. Und die war wenig erfreut über den ungebetenen Besuch – aus berechtigten Gründen. Denn was der Reporter dort zu sehen und zu hören bekam, gleicht eher einem Spionage-Thriller-Szenario.

Es fängt damit an, dass das Gelände von Foxconn schwerstens bewacht wird und sich jeder Mitarbeiter per Fingerabdruck-Scan authorisieren muss. Damit das Areal so selten wie möglich von ihnen verlassen wird – und somit die die Gefahr gesenkt wird, dass Geheimnisse oder Produkte nach draußen gelangen – , gibt es auf dem Gelände neben Bäckereien und Fitnessstudios sogar eine Post, ein Krankenhaus und eine Bank. Wer rausgeht, wird gefilzt: „Sie benutzen Metalldetektoren, um uns zu durchsuchen. Wenn beim Verlassen bei jemandem ein Metallgegenstand gefunden wird, wird sofort die Polizei gerufen“, erzählte ein Foxconn-Mitarbeiter dem Reporter. Soweit die Sicherheitsvorkehrungen der Firma.

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Geheimhaltungsstrategien und ihre Konsequenzen

Kommen wir zu Apple. Der Meister der Geheimniskrämerei verfolgt die unterschiedlichsten Taktiken, um sicherzustellen, dass die eigenen Produkte erst dann den Augen des Publikums präsentiert werden, wenn es das Unternehmen für richtig erachtet. Dies beginnt damit, dass immer nur so viel an Informationen weitergegeben wird, wie unbedingt nötig – und so wenig wie möglich. Außerdem setzt Apple nicht auf einen Partner, der die Produkte komplett fertigt, sondern verteilt die Aufgaben – oft erst sehr kurzfristig – auf mehrere Unternehmen. Zudem erhalten Partner gelegentlich testweise voneinander unterschiedliche Produkte zugeschickt, um ihre Verschwiegenheit auf die Probe zu stellen. Über ein ausgehändigtes Gadget durchgesickerte Informationen können derart schnell einer undichten Stelle zugeordnet werden. Und dann wird geklagt. „So wird sichergestellt, dass die einzigen Personen, die alle Geheimnisse über ein Apple-Produkt kennen, jene von Apple selbst sind“, so ein Informant. 

Aus Apples Verschwiegenheits-Obsession ergeben sich dann auch dementsprechend unwirkliche Arbeitsumgebungen für die Foxconn-Angestellten. Oft haben Kollegen gar keinen Schimmer, woran der andere gerade arbeitet und bekommen auch das fertige Produkt gar nicht zu sehen. Sie reden noch nicht einmal miteinander über ihre Arbeit: „Es herrscht eine Kultur des Schweigens und das wird akzeptiert. Man gewöhnt sich daran, nicht über seine Arbeit zu sprechen, es wird normal, weil es jeder so macht“, offenbart dem Journalisten ein ehemaliger Marketing-Mitarbeiter von Foxconn: „Ich habe noch nicht einmal mit meiner Frau darüber gesprochen“.  

Von James Bond bis Brave New World 

Wie eingangs gesagt: Dies erinnert an Filme à la James Bond (oder einige wenige totalitäre Staaten im Real Life), in denen sich ein Super-Schurke unentdeckt eine kleine Waffe baut, um wie Brain die Weltherrschaft an sich zu reißen. Und um unentdeckt und unverraten zu bleiben, betreibt er die oben genannten Vorkehrungen. Und wenn dann ein Journalist daherkommt, kann es schon mal was auf die Mütze geben.

Nachdem der Reuters-Journalist nämlich Fotos von dem Foxconn-Areal gemacht hatte, mischten ihn zwei Sicherheitskräfte des Unternehmens auf und drängten ihn dazu, ihnen ins Gebäude zu folgen. Er weigerte sich und rief stattdessen die Polizei, die die Sache schlichtete und ihm einen ernsten Rat mit auf den Weg gab: „Es steht ihnen frei zu tun, was Sie möchten. Aber das ist Foxconn – und die genießen hier einen besonderen Status.“ Gruselig!

Apple ist für solche Aktionen, wie auch oben erwähnt, nicht direkt verantwortlich zu machen. Cupertino ist in seiner Paranoia sicherlich auch nicht besser oder schlechter als andere Unternehmen, die ihre Produkte auf ähnliche Weise „schützen“. Es drängt sich nur die Frage auf, wann die Verantwortlichen zu der Einsicht gelangen, dass der Zweck nicht immer die Mittel heiligt – und es auch eine indirekte Schuld gibt?

(Marek Hoffmann)

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