Vor exakt einem Monat war die Polizei im Zusammenhang mit Facebook bereits ein Thema bei Basic Thinking. Dort ging es tatsächlich um die Polizei als Freund und Helfer, um das Miteinander in einer Gemeinde, in der Polizei und Bevölkerung an einem Strang ziehen, um gemeinsam das Leben im eigenen Wohnort attraktiver zu gestalten. Es gibt aber auch die andere Seite der Polizeiarbeit. Die Seite, die uns Bürger überwacht. Ich will jetzt nicht so weit gehen und behaupten, dass man als Bürger das Gefühl haben muss, dort pauschal schon unter Generalverdacht zu stehen, aber Stichworte wie Vorratsdatenspeicherung oder Netzsperren können schon den Eindruck erwecken, dass es heute nicht viel braucht, um kriminalisiert zu werden.
Da verwundert es wenig, wenn man jetzt liest, dass die Polizei langsam aber sicher auch die Möglichkeiten des Web 2.0 für sich entdeckt. Wir weisen hier oft und gerne darauf hin, dass es nicht problematisch ist, bei Facebook und Co. angemeldet zu sein – die Probleme entstehen erst, wenn man nicht weiß, wie man sich dort zu verhalten hat bzw was man tunlichst vermeiden sollte. Genau so, wie kein Kind bei dem vermeintlich lieben Onkel mit den Süßigkeiten ins Auto steigen sollte, ist auch bei unseren Online-Kontakten erst einmal Vorsicht geboten. Das gilt für jeden unbescholtenen Bürger, der durch das Hinzufügen eines unbekannten Kontaktes, eines wenig wohlgesonnenen Arbeitskollegen oder Schlimmerem Tür und Tor öffnet.
Fahndung im Web 2.0
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Einem nun veröffentlichten Papier des US-Justizministeriums (PDF) zufolge gilt das aber immer mehr auch für die schwarzen Schafe unter uns. Die Dinge, die wir mehr oder weniger gedankenlos in die Internetwelt hinausposaunen, könnten nämlich nicht nur versehentlich bei der Ex-Freundin oder dem Chef landen, sondern immer öfter auch direkt der Polizei in die Hände gespielt werden. Während die Ex-Freundin aber überprüfen will, ob sich unser Beziehungs-Status geändert hat, oder ob wir übermäßig viele neue Freunde des anderen Geschlechtes gewonnen haben in letzter Zeit, liegt der Fokus der Polizei natürlich woanders.
Zum einen wird es natürlich erheblich vereinfacht, den Bekanntenkreis eines Verdächtigen auszumachen und eventuelle Mittäter ausfindig zu machen. Andererseits gilt das Augenmerk aber auch den hochgeladenen Fotos, weil dort durchaus Diebesgut abgebildet sein könnte.
In dem Schreiben geht es übrigens nicht darum, wie man am gescheitesten die Möglichkeiten des Internets nutzt, sondern eher darum, wie man einer anderen ermittelnden Behörde aus dem Weg geht. Es wäre in der Tat fatal, wenn beispielsweise ein unvorsichtiger Cop durch verräterisches Handeln eine monatelange Undercover-Aktion des FBI zunichte machen würde.
Dass man dank Facebook nicht nur kleine Fische erwischt, hat unlängst die italienische Polizei bewiesen, die den ‚Ndrangheta-Killer – den Mafia-Boss Pasquale Manfredi – dank seines Surfsticks orten konnte, als er dabei war, seine Facebook-Updates zu verfassen. Nicht klar ist dabei allerdings, in wie weit Facebook selbst und der verantwortliche Mobilfunkanbieter involviert waren.
Verwerflich oder nicht?
Die Frage, die nun fast zwangsläufig im Raum steht, ist die nach der Legitimation. Was dürfen Polizisten unternehmen, um im Netz an unsere Daten zu kommen? Hat ein Ermittler im Internet die gleichen Rechte wie ein verdeckter Ermittler im Offline-Einsatz beziehungsweise sollten sie ihm zustehen? Das oben erwähnte Papier bezieht sich ja auf die USA – für die deutsche Polizei sind keine Strategien und Vorgehensweisen öffentlich geworden, was das Internet im Allgemeinen und Social Networks im Speziellen angeht. Es ist lediglich bekannt, dass beispielsweise die Bayerische Kripo hin und wieder in das Web 2.0 abtaucht, wenn sie die Fahndung auf das Netz ausdehnt.
Ich setze mich vermutlich mit meiner Meinung zwischen einige Stühle, aber ich finde es legitim, wenn man auch diesen Weg geht, um an Informationen über vermeintliche Kriminelle zu gelangen, zumindest wenn ein dringender Tatverdacht besteht. Jedem Datenschützer stehen da vermutlich jetzt die Haare zu Berge. Da ich mit meiner Meinung vermutlich einer Minderheit angehöre – ich würde sogar meinen Fingerabdruck bei Facebook hochladen, wenn ich könnte – bin ich auf eure Meinungen gespannt. Geht die Polizei einen Schritt zu weit, wenn sie sich in meine Freundesliste einschleicht oder ist es unter bestimmten Voraussetzungen ein legitimer Weg, um eine Straftat aufzudecken?
(Carsten Drees / Foto: DerHexer)