Sonstiges

Kurzfilm nur mit dem iPhone gedreht: Park Chan-Wook gewinnt Goldenen Bären

Anfangs habe ich es für einen Werbegag gehalten: Der koreanische Kult-Regisseur Park Chan-Wook hat einen 30-minütigen Horrorkurzfilm alleine mit dem iPhone 4 gedreht. Doch nun hat dieser Film tatsächlich einen ersten renommierten Preis gewonnen: den Goldenen Bären auf der Berlinale in Berlin. Der Film heißt „Paranmanjang„, im englischem Titel „Night Fishing“, und handelt von einem Mann, der nachts beim Fischen ertrinkt und in eine Zwischenwelt eintaucht. Seine Familie versucht daraufhin, ihn mit einem schamanischen Ritual zurück in die Welt der Lebenden zu holen. „Film-TV-Video“ schreibt dazu:

Das klingt alles ein bisschen befremdlich, schwer verständlich und seltsam — und so ist es auch (…)

Die internationale Jury scheint es zumindest überzeugt zu haben. Park Chan-wook, der den Film zusammen mit seinem Bruder Park Chan-kyong drehte, ist damit in der Filmgeschichte auf jeden Fall der erste, der einen wichtigen Filmpreis mit einem Smartphone gewonnen hat.

„Film-TV-Video“ beschreibt die Bildqualität allerdings erwartungsgemäß als bescheiden und ungewohnt für ein Kino:


Neue Stellenangebote

Growth Marketing Manager:in – Social Media
GOhiring GmbH in Homeoffice
Senior Online Marketing Manager (w/m/d) – Schwerpunkt Social Media
Oldenburgische Landesbank AG in Oldenburg, Frankfurt am Main
(Senior) Paid Social Media Manager (m/w/d)
Content Fleet GmbH in bundesweit

Alle Stellenanzeigen


Natürlich gibt es einen riesigen, deutlich sichtbaren Qualitätsunterschied zu Aufnahmen, die mit Film oder hochwertigen Digitalkameras aufgenommen wurden: Wer etwas anderes behauptet, sollte dringend einen Augenarzt aufsuchen.

Da der Film aber viel im Nachtmodus und mit schemenhaften Gestalten arbeitet, sei die Bildqualität in Ordnung, zumal der Film deutlich als „Kunstfilm“ gekennzeichnet ist. Man darf allerdings nicht dem Irrglauben aufsitzen, dass die beiden Park-Brüder mit dem iPhone in der Hand nachts durch die Sümpfe gelaufen sind und ein zweites, verwackeltes „Blair Witch Project“ gedreht haben. Die übrige Kamera- und Beleuchtungstechnik entsprach der eines gewöhnlichen Kinofilms. Tele-Objektive, Stative, Kamerawagen, Scheinwerfer – alles dabei. Außerdem wurde der Streifen im Studio nachbearbeitet.

Park Chan-Wook ist in der Branche außerdem kein Unbekannter. Seine Kultfilme „Oldboy“, „Mr. Vengeance“ und „Lady Vengeance“ machten den Westen erst auf das neue koreanische Kino aufmerksam. Und wo wir gerade beim koreanischen Kurzfilm sind: Parks Landsfrau Yang Hyo-joo räumte in derselben Kategorie auch gleich noch den silbernen Bären für den Film „Broken Night“ ab. Zweimal war Park bereits für den Goldenen Bären nominiert; im Jahr 2007 gewann er ihn für den herzensguten Streifen „I’m a Cyborg but that’s ok„. Es gehört also weit mehr dazu als ein iPhone, um einen Kinofilm zu drehen. Aber es ist zumindest auch damit möglich.

(Jürgen Vielmeier)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

10 Kommentare