Anfangs habe ich es für einen Werbegag gehalten: Der koreanische Kult-Regisseur Park Chan-Wook hat einen 30-minütigen Horrorkurzfilm alleine mit dem iPhone 4 gedreht. Doch nun hat dieser Film tatsächlich einen ersten renommierten Preis gewonnen: den Goldenen Bären auf der Berlinale in Berlin. Der Film heißt „Paranmanjang„, im englischem Titel „Night Fishing“, und handelt von einem Mann, der nachts beim Fischen ertrinkt und in eine Zwischenwelt eintaucht. Seine Familie versucht daraufhin, ihn mit einem schamanischen Ritual zurück in die Welt der Lebenden zu holen. „Film-TV-Video“ schreibt dazu:
Das klingt alles ein bisschen befremdlich, schwer verständlich und seltsam — und so ist es auch (…)
Die internationale Jury scheint es zumindest überzeugt zu haben. Park Chan-wook, der den Film zusammen mit seinem Bruder Park Chan-kyong drehte, ist damit in der Filmgeschichte auf jeden Fall der erste, der einen wichtigen Filmpreis mit einem Smartphone gewonnen hat.
„Film-TV-Video“ beschreibt die Bildqualität allerdings erwartungsgemäß als bescheiden und ungewohnt für ein Kino:
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Natürlich gibt es einen riesigen, deutlich sichtbaren Qualitätsunterschied zu Aufnahmen, die mit Film oder hochwertigen Digitalkameras aufgenommen wurden: Wer etwas anderes behauptet, sollte dringend einen Augenarzt aufsuchen.
Da der Film aber viel im Nachtmodus und mit schemenhaften Gestalten arbeitet, sei die Bildqualität in Ordnung, zumal der Film deutlich als „Kunstfilm“ gekennzeichnet ist. Man darf allerdings nicht dem Irrglauben aufsitzen, dass die beiden Park-Brüder mit dem iPhone in der Hand nachts durch die Sümpfe gelaufen sind und ein zweites, verwackeltes „Blair Witch Project“ gedreht haben. Die übrige Kamera- und Beleuchtungstechnik entsprach der eines gewöhnlichen Kinofilms. Tele-Objektive, Stative, Kamerawagen, Scheinwerfer – alles dabei. Außerdem wurde der Streifen im Studio nachbearbeitet.
Park Chan-Wook ist in der Branche außerdem kein Unbekannter. Seine Kultfilme „Oldboy“, „Mr. Vengeance“ und „Lady Vengeance“ machten den Westen erst auf das neue koreanische Kino aufmerksam. Und wo wir gerade beim koreanischen Kurzfilm sind: Parks Landsfrau Yang Hyo-joo räumte in derselben Kategorie auch gleich noch den silbernen Bären für den Film „Broken Night“ ab. Zweimal war Park bereits für den Goldenen Bären nominiert; im Jahr 2007 gewann er ihn für den herzensguten Streifen „I’m a Cyborg but that’s ok„. Es gehört also weit mehr dazu als ein iPhone, um einen Kinofilm zu drehen. Aber es ist zumindest auch damit möglich.
(Jürgen Vielmeier)
Warum einen Kurzfilm? Klar nach 30 Minuten war der Akku alle … 🙂
Geil! Hätte nicht erwartet das der so gut ist!
Werd ihn mir dann auchmal angucken…
Gruß
Vincent
Der Trailer sieht wirklich vielversprechend aus! Kann mir das aber überhaupt nicht vorstellen und werde mir den Film wohl deshalb anschauen müssen 🙂
Ob der Film auch einen Preis gewonnen hätte, wenn er mit einem normalen Camcorder gedreht worden wäre?
Scheiß Idee, scheiß Apple, alles scheiße!!!
Old Boy ist ein Hit – krasser Film, da wird der iPHone-Film bestimmt auch interessant sein.
@Chris: vielleicht, aber ohne den Namen Park Chan-Wook? Egal, finde seine Filme ziemlich klasse, obwohl „Oldboy“ ziemlich verstörend ist.
Vielleicht sollte man präzisieren, dass Park Chan-Wook mit „Paranmanjang“ den Goldenen Bären für den Besten Kurzfilm gewonnen hat, den Goldenen Bären für den besten Film gewann Asghar Farhadi mit „Jodaeiye Nader az Simin“.
Ansonsten ist es mehr ein PR-Instrument, es gibt keinerlei technische Qualifikation mit dem iPhone bevorzugt zu drehen. Grundsätzlich neu ist die Idee nicht wirklich, existieren seit einigen Jahren ganze Handyfilm-Festivals, bei denen die Kurzfilme sogar „in Camera“ produziert sein müssen.
Klar mit Handy, und dann ne richtige Linse davor geschnallt, professionell gemounted, geleuchtet und wahrscheinlich mit unzähligen Leuten gedreht. Also was soll der Handy Scheiß, hat Apple dafür gezahlt?!
[…] doch etwas mit der filmischen Qualität zu tun hat, kann sich hier gestritten werden. Hier geht es zu dem kompletten Artikel auf Basic Thinking… Weitere Beiträge zum Thema:Fun zum Freitag – Will you marry me on YouTube?Stirb Langsam […]