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Die Zukunft des Bloggens: Schwierige Antwort auf eine einfache Frage

Annika Jost aus Berlin hat uns eine E-Mail geschickt und ein paar Fragen für ihre Bachelor-Arbeit gestellt. Ihr Thema ist: „Analyse von ausgewählten Blogs unter dem Aspekt journalistischer Methoden und Techniken“. Wenn ihr auch eine Mail von ihr bekommen habt, unterstützt sie! Die Fragen, die sie uns gestellt hat, klingen eigentlich nach Standard-Fragen: „Warum bloggen Sie“ und „Wie sieht die Zukunft des Bloggens aus“. Und während ich da saß und sie beantwortete, zwang mich das natürlich unweigerlich darüber nachzudenken, was wir hier eigentlich machen. Ich bin Blogger seit inzwischen zehn Jahren, regelmäßig seit gut sechs Jahren. Was hat sich in dieser Zeit eigentlich verändert?

Auf der anderen Seite des Ozeans: eine ganze Menge. Hierzulande leider eher weniger. Ich hab meine Antworten noch einmal etwas für das Blog hier angepasst und ansonsten so eingestellt, wie ich sie auch Annika zurückgeschickt habe. Wie haben Blogs die deutschen Medien verändert, wie ist der momentane Stand der Bloggens und wie sieht die Zukunft aus. Wenn euch meine Überlegungen dazu interessieren, lest weiter und teilt mir anschließend eure mit!

1. Warum bloggen Sie?


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Ganz klar aus zwei Gründen: a) Weil Bloggen die einfache Möglichkeit bietet, unabhängig von einem großen Verlag etwas zu veröffentlichen und damit zumindest theoretisch ein Massenpublikum zu erreichen. Dreht man die Zeit 10 bis 20 Jahre zurück, bedeutete „Veröffentlichen“ noch: finde einen Verlag oder vergiss es. Heute macht man es einfach und lässt das Publikum entscheiden, ob es ihm gefällt. Das ist ein Filter weniger als früher und damit auch ein Hemmnis weniger, etwas zu veröffentlichen. b) aufgrund der Textform des Bloggens: direkte Ansprache des Lesers, Einbauen eigener Erlebnisse, die Möglichkeit, selber Expertenwissen einzubringen, statt irgendwelchen vermeintlichen „Experten“ für Statements hinterherlaufen zu müssen.

2. Würden Sie das Bloggen für eine Form des Journalismus halten? Wenn ja, aus welchem Grund?

Ja. Zunächst einmal ist jede Form der Meinungsäußerung ja im Grunde Journalismus. Alltagsgeschehnisse und Meinungen in Privatblogs nähern sich den Werken von Kolumnisten an. Gerade im Bereich der Technikblogs sehe ich aber auch viele Profis am Werk, die genau wie Journalisten Themen recherchieren, Fakten checken, einordnen, gewichten und formulieren wie Journalisten. Außerdem gibt es hier viele Blogger, die bereits vorher als Journalisten gearbeitet haben. Ein Blogbeitrag ist für mich nichts anderes als eine weitere journalistische Darstellungsform wie eine Reportage, ein Kommentar oder ein Feature.

3. Wie sieht die Zukunft des Bloggens aus?

Private Alltagsblogs dürften immer mehr aus der allgemeinen Wahrnehmung verschwinden. Deren Funktion haben Twitter, Facebook und Tumblelogs wie Tumblr weitestgehend übernommen. Auf der anderen Seite zeichnet sich im Moment eine Professionalisierung ab. In den USA sind Techblogs, Technikmagazine (wie Cnet) und Technikressorts wie die der „New York Times“ praktisch kaum noch voneinander zu unterscheiden. Dort ist bei den meisten Technikblogs inzwischen auch die Finanzierung kein Problem mehr. Blogs wie der „Business Insider“ haben über 50 Mitarbeiter, die bloggen, Anzeigen akquirieren oder programmieren.

Ob wir in Deutschland jemals dahin kommen, wage ich inzwischen zu bezweifeln, leider. Das gegenwärtige Nummer-1-Blog in Deutschland etwa, Stadt Bremerhaven von Carsten Knobloch, ist im Vergleich dazu One-Man-Show, wenn auch eine gut gemachte. In einem Interview mit t3n im Januar gab er indirekt zu, vom Bloggen alleine nicht leben zu können. Das sehr gut gemachte Mehrautorenblog Carta ist vor kurzem für einen noch nicht näher bekannten Zeitraum in die Pause gegangen, weil der Gründer Robin Meyer-Lucht noch immer keine gute Möglichkeit gefunden hat, es zu refinanzieren. Es wird sich mit Sicherheit ein wenig bessern, aber die Dimensionen, die Bloggen in den USA angenommen hat, wird man in Deutschland insgesamt wohl nicht mehr erreichen.

4. Welche Vorteile hat der Weblog gegenüber dem Journalismus?

siehe 1.

5. Können Weblogs und Printmedien nebeneinander bestehen?

Hier muss man sich überlegen, inwiefern Print überhaupt noch eine Zukunft hat. Der „harte“ Nachrichtenjournalismus und Weblogs mit etwas „weicheren“ Themen können nebeneinander bestehen. Gute Zeitschriften werden bestehen bleiben, die meisten gedruckten Tageszeitungen langfristig meiner Meinung nach eher nicht. Wohl aber der Lokaljournalismus als solcher, den man künftig eher im Web oder auf Tablets und Smartphones lesen und sehen wird.

6. Sehen Sie das Bloggen als Konkurrenz zu den klassischen Medien oder als Bereicherung?

Der Stil des Bloggens ist ganz klar eine Bereicherung. Dass Themen wie Social Media und Gadgets ins Interesse der Öffentlichkeit geraten sind, ist ein Verdienst von Blogs. Inzwischen sehe ich hier eher eine Konkurrenz für Blogs durch etablierte Medien als anders herum. Magazine wie Heise Online, Golem und auch Spiegel Online widmen sich zunehmend Social-Media-Themen und bewegen sich da thematisch auf ähnlichem Terrain wie wir von Basic Thinking. Das Ressort Netzwelt von Spiegel Online ist in meinen Augen sprachlich und inhaltlich so gut wie nicht mehr von gut gemachten Technikblogs zu unterscheiden.

7. Lesen Sie eine/mehrere Zeitungen oder Magazine? Wenn ja, wie häufig?

Meine letzte Zeitschrift habe ich vor mehreren Monaten gekauft, meine vermutlich nächste wird die geplante, erste deutsche Ausgabe des Technikmagazins „Wired“ sein, die im September erscheinen soll. Tageszeitungen lese ich nicht, auf die Schlagzeilen der Boulevardpresse werfe ich aber täglich einen Blick. 98 Prozent lese ich online, weil ich dort alle Informationen bekomme, die ich suche. Ich weiß aber auch nicht, wie repräsentativ ich bin: Ich bin Berufsblogger und verfolge den ganzen Tag über den Nachrichtenstrom. Da weiß ich mit meiner knappen Freizeit weiß Gott etwas Besseres anzufangen, als auch noch Zeitungen und Zeitschriften zu studieren.

Wünsch dir was

Ein eigener Wunsch für die Zukunft der deutschen Blogosphäre vielleicht noch zum Abschluss: Wann kommt endlich einmal ein Verlag, der etwas mutiger ist und ein Team von guten Bloggern zusammen stellt. Die Mannschaft schreibt dann ein täglich gefülltes Mehrautorenblog zu einem bestimmten Thema. Man bezahlt die Blogger genauso anständig, wie man fest angestellte Redakteure bezahlen würde, bewirbt das Magazin wie eine neue Zeitschrift und setzt dabei die Vorschläge der Blogger am Konzept konsequent um. Wenn ich mir anschaue, wie viele Zeitschriften jedes Jahr auf den Markt geschmissen und wenig später wieder beerdigt werden, frage ich mich, ob es für einen Verlag wirklich so viel risikoreicher wäre, es einmal mit einem Blog zu versuchen. Aber das wird wohl vorerst ein Wunschtraum bleiben.

(Jürgen Vielmeier, Foto: Sepblog via Flickr)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

32 Kommentare

  • Wirklich interessante Infos, die in deinen Antworten stecken.

    Zitat: „Gute Zeitschriften werden bestehen bleiben, die meisten gedruckten Tageszeitungen langfristig meiner Meinung nach eher nicht.“

    Mhm, das stimmt wohl. Viele Tageszeitungen haben ja bereits einen „Online-Ableger“, der auch gern von den Lesern benutzt wird. Meiner Meinung nach lesen viele junge Leute Nachrichten eher online und holen sich daher nicht mehr eine „riesige“ Zeitung, die sie auf ihrer Bahnfahrt lesen. Da ist das Internet deutlich vielfältiger und leicht erreichbar. Und ein interessanter Blog wird mit Sicherheit auch mal von unterwegs aus aufm Handy gelesen 🙂

  • Hallo Jürgen. Danke für die Nennung. Jau, das liegt alles aber nicht an Platzierungen oder sonstigen Kram. Es liegt an der Thematik. Software und Web hat keine Partnerprogramme. Es gibt Blogs – die haben 1/3 Besucher usw – bloggen aber über Waschmaschinen, Technik, Smartphones, Tablets – eben Zeug, welches man hochpreisig kaufen kann – und da kann man mit Partnerprogrammen viel finanzieren. Ja, ich schalte Google Adsense – aber die reicht nicht, wie Partnerprogramme auch nicht. Falls du Interesse hast, wie das bei mir so ist, dann sag einfach Bescheid 🙂

    Klar, ich würde auch gerne zeitlos bloggen können – aber bis dahin isses noch ein langer Weg—-

  • @Caschy: Ich melde mich eventuell mal und stell dir ein paar fiese Fragen. 😉 Find’s halt schade, dass sich viele Blogs nur dann refinanzieren können, wenn sie über was Hochpreisiges schreiben. Das kann’s doch auch nicht sein!

  • Ein Armutszeugnis für deutsche Verlage. Wenn es darum geht, die 20ste Version eines „Rund ums schöner Wohnen“ Magazins auf den Markt zu bringen, dann scheint das Geld sehr locker zu sitzen und der Mut zum Experiment da zu sein. Wo bleibt das bitte online? Es kann doch nicht sein, dass ein Blogger wie Cachy von seinem Blog nicht Leben kann, weil sich „sein“ Thema nicht so gut vermarkten lässt! Mit den heute gängigen Vermarktungsmöglichkeiten geht es eben nicht. Dann muss man mal was neues probieren.

  • Wobei ich finde, dass Facebook und Co einen privaten Blog nicht wirklich das Wasser reichen können. Dafür ist die Vernetzung bei Facebook viel besser.

  • Zur Refinanzierung eine Anmerkung: Es ist doch auch das Problem in Deutschland, dass viele Werbenetzwerke für gute, besucherreiche Blogs, nur stümperhafte Preise anbieten.

    Wenn ich einmal aus dem Nähkästchen plaudern dürfte, dann kann ich locker argumentieren, dass Nachrichten und Techseiten mit nur halb soviel Traffic, wie Carsten, TKPs von rund 30 bis hin zu 60 Euro haben.

    Ein weiteres Problem ist, dass viele Werbenetzwerke, abseits von AdSense, in Deutschland Verlagen direkt und indirekt gehören und die wollen von Blogs nicht viel wissen, außer er nennt sich Netzpolitik!

    Zur Zukunft von Blogs in Deutschland sei noch erwähnt, aus meiner Sicht: Es ist immer schwieriger über gute Themen und Tech-Anwendungen zu schreiben. Es ist einfach nur noch schade, dass Facebook und Twitter viel Informationen schlucken und das Kommentieren in Blogs überflüssig macht. Es war und ist weiterhin das Geld des Bloggers und Autorens, dass man Kommentare und Meinungen zu seinen Beiträgen bekommt. Der Bonus sind dann die Verlinkungen und in diesem Fall ist der Geiz in Deutschland durchgeschlagen!

  • „Wünsch dir was“ würde ich mir auch wünschen. Ich habe mal für eine Zeit bei einem großen Berliner Verlagshaus gearbeitet und leider scheint es wirklich Illusion zu bleiben…

    Ein generelles Problem in Deutschland ist an der Stelle allerdings eher der Mangel an Investitionsbereitschaft allgemein, was sich auch daran zeigt, dass viele Innovative Projekte auf 2-3 Jahre geplant und finanziert werden – das reicht meist nicht für eine erfolgreiche Monetisierung! Der lange Atem fehlt da meist und auch bei vielen ambitionierten Blog Projekten.

  • 5. So schnell sehe ich die Printmedien nicht verschwinden. Obwohl ich den ganzen Tag am Rechner hänge, lese ich längere (komplexere) Artikel immer noch intensiver auf dem Papier. Subjektiv bleibt mehr hängen. „Gute“ Zeitschriften = Fachthemen orientierte Zeitschriften mit längeren Artikeln haben sicher noch eine Zukunft. Den Digest bekommen ich im Netz besser.

    7. Ich bin keine Berufsblogger, aber s.o. bevor ich den Nachrichtenmüll im Netz sortiere, lese ich gerne den gestrigen Müll nochmal kondensiert und aufbereitet nach.

    „Geiz“ bei Kommentaren: Wenn die Welt der Blogleser aus FB oder Twitter besteht, wäre ein Kommentar im Blog fehlgeleitet, da er von den „Freunden“ nicht goutiert werden kann. Also eher Zentralisierung statt Dezentralisierung der Diskussionen. Schade und Ärgerlich.

  • Wir versuchen uns an dem Projekt mit dem Mehrautorenblog bereits seit Jahren. Ganz ohne Verlag. Oder Finanzspritzen von außen. Es ist schwer und mutig (manchmal dumm), aber es geht stetig bergauf. Hoffentlich hält dieser Trend an und wir können jedem, dem ähnliche Ideen im Kopf herum schwirren, nur dazu ermutigen es auch zu probieren. Wenn’s sein muss komplett aus eigener Kraft.

  • Hallo,
    ich glaube viele Blogger haben auch kommerzielle Interessen. Ich denke daran dass BasicThinking auch schon einmal verkauft wurde, (hab auf ayom mal sowas gelesen) also…. das denke ich ist schon auch wichtig.

  • Hallo Jürgen,

    kann Deinen Thesen und Argumenten folgen. Nur sehe ich mittlerweile auch die Vorteile von Print: keiner kann verfolgen welche IP Adresse sich gerade für welchen Inhalt interessiert, keiner kann den Leser einer Zeitung/einer Zeitschrift technisch trennen und wenn man in der Sonne sitzen will, dann sind Zeitschriften lesbarer als Handydisplays. Von Haptik will ich gar nicht schreiben. Aber Du hast völlig Recht: Nicht der Vertriebsweg macht den Unterschied, sondern der Inhalt. Und das ich hier so leicht einen Kommentar zu Deinen Ausführungen schreiben darf ist eine Errungenschaft, die hoffentlich nie wieder verloren geht.

  • @5 Miles schrieb
    ….Ein Armutszeugnis für deutsche Verlage. Wenn es darum geht, die 20ste Version eines “Rund ums schöner Wohnen” Magazins auf den Markt zu bringen….

    Es wird das Gedruckt was auch Verkauft werden kann, übrigens ist das bei vielen „Erfolgreichen“ Blogs nicht viel Anderes auch hier Überwiegt die „Seichte Technik Unterhaltung“ gegenüber Anspruchsvollen Themen .
    Smartfons, Windows , Tech- Gadgets Apps , Facebook , Google und Apple alles einfach und auf den durchschnittlichen Anwender Zugeschnitten , egal ob bei @Caschy oder BT .
    Finanzelle Erfolgreiche Blogs gleichen sich in den Themen immer mehr den erfolgreichen Print Magazinen an nur halt mit den Blogger Nimbus .

    Wirklich Anspruchsvolle Soft oder Hardware Blogs gibt es Seltener und werden eher von wirklichen Freaks Hobby mäßig Betrieben, da sie kaum Refinanzierbar sind wie auch wirkliche Fachmagazine.
    Es Verkauft sich halt eine „Computer Bild“ Besser als ein iX-Magazin , das ist längst bei Blogs kaum Anders, daher drängelt sich auch Online mittlerweile alles um Bestimmte Themen mit der „20ste Version“ …..

  • @basic
    Wirklich Anspruchsvolle Soft oder Hardware Blogs gibt es Seltener und werden eher von wirklichen Freaks Hobby mäßig Betrieben, da sie kaum Refinanzierbar sind wie auch wirkliche Fachmagazine.

    Das hat auch mit der eingeschraenkten Zielgruppe zu tun, die man suchen muss und meistens nicht in ausreichendem Masse findet.

    So erhebt sich die Frage: Was tun? Bei Flattr habe ich die Konsequenz gezogen und bleibe im Amateurstatus – No Money – My Fun.

  • @Hajo
    Das hat auch mit der eingeschraenkten Zielgruppe zu tun….

    Dies ist Richtig , nur wenn sich Bogs nur noch am Kommerziellen Erfolg und den „Einschalt Quoten“ Messen, werden wir Online die gleiche „Unterhaltungs- Kultur“ wie bei den Print Magazinen oder Privaten Werbe Sendern bekommen.
    Dieses war meine Aussage.
    Leider gibt es noch keine „Qualitäts- Messung“ als finanzielles Kriterium bei Blogs , das wäre mal eine Aufgabe für Google statt der zigsten Gesichtserkennung 😉

  • Eine der wichtigsten Fragen, die sich deutsche Blogger stellen müssen, lautet: „Warum betreibe ich einen Blog?“ (siehe 1. Frage von Annika).

    Mögliche Antworten könnten sein: „Aus Spaß, Geld scheffeln, sich selbst darstell, bekannt werden, Welt verändern, anderen helfen …“

    Je nach Antwort wird die Zukunft der deutschen Blogs gestaltet.

    Denn wenn sich jemand zum Ziel setzt, mit seinem Blogs seinen Lebensunterhalt zu verdienen, dann wird auch Mittel und Wege finden, um dieses Ziel zu erreichen, z.B. über Werbung, Sponsoren, Merchandising, Consulting, usw.

  • „Ja. Zunächst einmal ist jede Form der Meinungsäußerung ja im Grunde Journalismus.“

    Weit daneben. Im Gegenteil: Journamlismus ist Aufbereiten von Fakten, überprüfen von Quellen, Hintergrundinforamtionen dazu sammeln, in einen übergeordneten Kontext stellen, ………..und so weiter. Die eigene Meinung hat für mich in einem seriösen journalistischen Text nix zu suchen.

    Darum sind für mich auch die meisten deutschsprachigen Blogs manchmal nett und spannend zu lesende öffentliche Tagebücher und nicht mehr.

  • @khale:

    Wenn man über den großen Teich schielt und Richtung USA schaut, wird man erkennen, dass Blogs keine Tagebücher sind. Und auch hier in Deutschland kann ich dir sehr viele Blogs aufzählen, die viel Recherchearbeit mitbringen und oftmals auch selbst an der Quelle sitzen.

    Viele Verlage, die vor allem im technischen Bereich tätig sein wollen, beziehen z.T. auch ihre Informationen von den deutschen Bloggern. Leider fehlen hierbei die Quellenangaben, sodass die Blogs hierbei außen vor gelassen werden.

  • Was ich bei Blogs nicht verstehe: Wie holt man sich die Bilder für die Artikel? Ich meine kostet das nicht eine Menge, wenn man im legalen Rahmen bleiben möchte?

    Wenn ich zum Beispiel einen Artikel über die faszinierenden Bilder eines Vulkans schreibe, woher beschaffe ich mir die Bilder?
    Wenn ich einen Artikel über Twitter beschaffe: Woher hole ich mir dann ein Twitter-Bild?

    Antworten wären echt super 🙂

  • Ich denke nicht, dass private Alltagsblogs immer mehr aus der Wahrnehmnung verschwinden werden, denn im Vergleich zu sozialen Netzwerken bringen sie keinen „gefühlten Datenschutz“ mit sich. Jeder weiß, dass seine Texte im Web zugänglich sind und sollte deshalb auch dementsprechend schreiben.

    Vielleicht ergibt sich mit einer zunehmenden Anzahl von Datenskandalen sozialer Netzwerke irgendwann einmal ein Trend zum privaten Bloggen. Kann aber auch sein, dass das nur Wunschdenken meinerseits ist.

  • Hallo Jürgen!

    Das ist wieder mal ein Thema, das mich zu einem eigenen Artikel inspiriert. Mal gucken, ob ich das heute noch auf die Reihe bekomme! 😉

    Zum Thema selbst und zum Kommentar von @khale:

    Weit daneben. Im Gegenteil: Journamlismus ist Aufbereiten von Fakten, überprüfen von Quellen, Hintergrundinforamtionen dazu sammeln, in einen übergeordneten Kontext stellen, ………..und so weiter. Die eigene Meinung hat für mich in einem seriösen journalistischen Text nix zu suchen.

    Du scheinst nicht viele Blogs zu kennen. Wenn ich für einen Artikel recherchiere, dann kann das mehrere Stunden dauern bis ich ein vernünftiges Ergebnis habe, welches ich dann auch veröffentlichen kann. Dabei mache ich genau das, was du da schreibst. Mit unter bringe ich da natürlich auch meine eigene Meinung ein.

    So etwas betitelt man als Journalismus, auch wenn ich davon rein gar nichts habe. Ich blogge schließlich nur, weil es mir Spaß macht und weil bestimmte Themen mich interessieren.

    Du selbst scheinst wohl hauptsächlich so einfache Bilder oder Familien-Blogs und so zu kennen, sonst könntest du nicht solch eine Meinung von Bloggern haben. Von denen gibt es natürlich wahrhaft genug, aber das ist eine andere Liga und nicht einmal mit meinem eigenen kleinen Blog zu vergleichen.

    @Alex:
    Wenn ich mich so umsehe, dann bin ich mir da nicht so sicher. Vor allem, da man ja auch bei Facebook mehr oder weniger ein eigenes „Blog“ betreiben kann. Das ist natürlich wesentlich einfacher zu verwalten wie z. B. ein selbst gehostetes Blog und man erreicht dort auf einen Schlag sehr viele Menschen! Wenn ich mir die wenigen Kommentare in meinem Blog ansehe weiß ich, daß Facebook da eindeutig die Nase vorn hat.

    Hier in Deutschland ist die Bloggosphäre ziemlich klein, auch wenn es ein paar wirklich bekannte Blogs gibt. Es ist ja auch der Kosten/Nutzen-Faktor zu beachten. Facebook ist da, es kostet nichts und macht wenig Arbeit. Für eine wirklich guten Blog sollte man aber doch besser eine eigene Domain und einen entsprechenden guten Hoster ohne große Einschränkungen haben und nicht wie ich einen Freehoster mit Subdomain und Werbelayer-Einblendung, wobei ich letzte durch einen kleinen Banner aus dem Blog verbannt habe. 😉

    Ich denke aus diesem Grund eher nicht, daß es einen Trend zum privaten Blog geben wird.

    Grüße aus Augsburg

    Mike, TmoWizard

  • Ich habe mit meinem Kommentar reagiert auf die Behauptung, jede Meinungsäusserung sei Journalismus.

    Ich bin der Meinung: genau das Gegenteil ist der Fall. In einem journalistisch gut gemachten Text steht eben NICHT die Meinung des Journalisten. Da sind Fakten und Tatsachen zu lesen. Der Journalist kann allenfalls am Schluss oder in einem separaten Kasten seine Meinung kunttun, aber gut gekennzeichnet als eigene Meinung!

    Auch wenn ich hier mit diesem Text meine Meinung schreibe, hat er (der Text) nix mit Journalismus zu tun. Oder darf ich mich in deinen Augen nun bereits als Journalist bezeichnen? Das wäre ja die Folge von „…… ist jede Form der Meinungsäußerung ja im Grunde Journalismus.“

  • @TmoWizard:
    Ich stimme dir im Bezug auf die bequemere Verwendung der sozialen Netzwerke durchaus zu und es bräuchte sicherlich ein Umdenken der Benutzer, damit sich eine verstärkte Nutzung von Blogs ergibt.

    Immerhin gibt es mit wordpress.com und blogger Angebote, die nicht sonderlich schwierig zu verwalten sind, denn die Einrichtung von WordPress auf einem eigenen Webspace wird vielen schon zu aufwändig sein.

  • @Alex:

    Ob solch ein Umdenken jemals stattfinden wird ist mehr als fraglich, irgendwie glaube ich da nicht dran!

    Klar, wordpress.com, blogger.com und Ähnliches sind wirklich einfach zu verwalten. Das kann ich nur zu gut bestätigen, da ich beide Angebote selbst benutzt habe! 😉

    Wenn ich allerdings an die dortigen beschränkten Einstellungsmöglichkeiten in Bezug auf Themes und Plugins denke bleibe ich doch lieber bei meinem Freehoster, wobei die alten Blogs nur geschloßen sind aber noch existieren!

    @khale:
    Hast du für deine hier gepostete Meinung recherchieren müßen? Nein? Na also! Dann ist es natürlich auch kein Journalismus, sondern nur die Weitergabe und Verbreitung deiner eigenen Meinung.

    Sieh dir doch einfach mal einige meiner Artikel an, dann weißt du, was ich damit meine! Ein bezahlter Journalist würde vielleicht anders schreiben, der Recherche und der dahinter steckenden Arbeit tut das aber keinen Abbruch.
    Vor allem die Artikel im Bereich Nachrichten/Politik haben mich sehr viel Zeit gekostet, ohne daß ich dafür irgend eine Gegenleistung erwarte. Schließlich ist das ja ein privates und kein kommerzielle Blog.

    Wenn man natürlich einfach nur so seine Meinung kundtut ohne wirkliches Wissen darüber und ohne Recherche kann ich das auch nicht als Journalismus bezeichnen, soviel sollte ja wohl klar sein. Das ist wie auf einem Marktplatz: Jede/r Verkäufer/in ist der Meinung seine Ware ist die Beste, aber Journalismus ist das garantiert nicht! 😉

    Grüße aus Augsburg

    Mike, TmoWizard

  • Hi Zusammen,

    Interessanter Beitrag! Ich finde es wichtig, dass das Thema mehr Aufmerksamkeit bekommt..Die ganze Bloggerei war ja mal ein Hype vor ein paar Jahren, aber kam wieder ein bischen in den Hintergrund. Zumindest meinem Gefühl nach. Als junger Blogger hat man es mit einer frischen Seite zunehmend schwer. Es ist natürlich eine positive Sache, dass die ganzen Blogs extrem hohes Niveau haben und schon journalistischen Charakter besitzen. Aber ich denke viele, so z.b. auch ich, bloggen nur just for fun und wollen ihre gedanken kurz und knapp mitteilen. Ohne irgendwelchen journalistischen Ansprüchen gerecht zu werden..

    Naja, nur eine Meinung 🙂

    Beste Grüße, Frank

  • Bloggen ist auch heute noch „in“. Es hat sich nur verändert. Es gibt inwzischen „Größen“ in jeder Branche und eben die „Kleinen“ die es nicht so leicht haben, sich aber meistens doch gerne ein Stück vom Kuchen abschneiden wollen. Ich finde das sehr interessant. Ich selbst bin auch ein „Kleiner“ und werde es auch wohl immer bleiben aber das ist auch gut so.
    Gruß
    Mark