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Telekom vs. Internet: Wieso die DSL-Drosselung uns Freiheit nimmt und wir gemeinsam dagegen kämpfen müssen.

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„Ein kleiner Skandal rollt an“ lautete meine klare aber zurückhaltende Einschätzung, als die Drosselungspläne der Telekom Ende März an die Öffentlichkeit tröpfelten. Dass ich damit Recht behalten sollte untertrieben habe, zeigt der massive Aufschrei der Allgemeinheit, den die konkrete Umsetzung der Flatrate-Abschaffung in den letzten beiden Tagen lostrat. Doch worum geht es überhaupt? Wo stecken die skandalösen Züge in den Änderungen? Und steht die Telekom tatsächlich alleine da? Was sagen Journaille, Volk und Politik? Ich habe mich umgeschaut, Daten und Fakten zusammengetragen und ein Fazit gezogen.

Zurück in die Steinzeit. Und noch weiter.

Seit Dienstag dieser Woche ist die Katze aus dem Sack: alle Festnetz-Neuverträge mit DSL, die ab dem 2. Mai bei der Telekom abgeschlossen werden, beinhalten eine feste Volumengrenze, ab der eine Radikal-Drosselung der Bandbreite von 16, 25, 50 oder gar 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) auf magere 384 Kilobit pro Sekunde (Kbit/s) vorgenommen wird. Zwar wird die Drosselung nach Aussage der Telekom frühestens ab 2016 auch tatsächlich durchgeführt, doch hat diese Beerdigung unbegrenzter Flatrates schon heute gehörig Zündstoff geladen. Der Knackpunkt liegt dabei gar nicht unbedingt in der Abkehr von Pauschaltarifen – vielmehr öffnet die Telekom die Tür zu einem Zwei-Klassen-Netz, in dem die Netzneutralität gefährdet und teilweise sogar aufgehoben wird.

Doch worum geht es bei der Netzneutralität eigentlich? Wohin man beim Drosselungs-Thema gegenwärtig auch schaut, überall fällt das Schlagwort „Netzneutralität“. Mit gutem Grund, steht der Grundgedanke des Internet doch auf genau diesen Grundfesten. Konkret ist damit gemeint, dass Datenpakete, ganz unabhängig von Herkunft, Ziel und Inhalt gleichbehandelt und wertneutral von A nach B transferiert werden. Keine Schranken. Keine Unterscheidung. Kein Filtern. Die Internetanbieter und Netzbetreiber sind dabei für den Transport dieser Daten zuständig. Für sonst nichts! Es verhält sich ähnlich wie bei der Post: Man gibt ein Paket auf und kann dank Sendungsverfolgung sicher sein, dass es ankommt. Dabei regelt das Briefgeheimnis, dass es den Dienstleister nicht zu interessieren hat, was er letztlich transportiert. Die Netzneutralität portiert dieses Prinzip quasi in die digitale Welt, ist jedoch in Deutschland nirgendwo festgeschrieben oder gar Gesetz. Und genau dort liegt das Problem.


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Angriff auf die Netzneutralität

Mit dem Vorstoß der Telekom, ab Mai eine Unterscheidung der übertragenen Daten vorzunehmen, tritt sie die Netzneutralität mit Füßen. Hierfür verantwortlich ist die Freistellung von Datenvolumen, das von eigenen Diensten und Services (beispielsweise T-Entertain) produziert und von sonstigem übertragenen Volumen freigestellt wird. Nach heutigem Kenntnisstand ausgenommen sind Entertain-Streamingdaten ebenso wie Bits und Bytes, die durch Telekom-Internettelefonie (VoIP) zustande kommen. Heißt: ob Lovefilm, Maxdome, Watchever oder gar YouTube – der On-Demand-Wettbewerb wird zu Gunsten von Telekom-eigenen Diensten verzerrt. Nachteile entstehen. Wer will schließlich sein begrenztes Freivolumen fürs Streaming eines HD-Filmes belasten, wenn die Radikal-Drosselung schon nach 75 Gigabyte (GB) im Monat an die Tür klopft? Die logische Folge wird sein, dass ebenso vereinzelt externe Dienste vom Inklusivvolumen freigestellt werden – gegen Aufpreis. Veranschaulicht und zynisch ad absurdum geführt hat dies der ehemalige BASIC thinking-Autor André Vatter in einem Schaubild:

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Sehen so die zubuchbaren DSL-Optionen 2016 bei der Telekom aus? Wohl eher nicht. Traurig aber, dass die Entwicklung in eine ähnliche Richtung gehen dürfte.

 

Dem nicht genug. Technisch muss man sich darüber im Klaren sein, dass die übertragenen Datenpakete von Seiten der Telekom logischerweise analysiert werden müssen. Dies wird durch Deep Packet Inspection (DPI) möglich. Dieses Analyseverfahren schaut sich nicht nur den Header-Teil eines Datenpaketes an, sondern dringt bis in den aufwendigen Daten- und Informationsteil vor, um herauszufinden, ob es sich um „eigene“ oder „fremde“ Daten handelt. Nun könnte man sagen, dass dies einen Eingriff in die Privatsphäre darstellt. Ich frage mich aber vielmehr, was solcherlei Informationen überhaupt beim Internetanbieter zu suchen haben?

Rückkehr zur Vorratsdatenspeicherung

Richtig absurd wird die Frage nach der Rechtmäßigkeit dieser tiefen Paketanalyse und möglichen Speicherung von sensiblen, personenbezogenen und privaten Daten dann, wenn man sich vor Augen führt, dass mit der Abkehr der Flatrate auch das durch große Kämpfe fest verschlossene Tor zur Vorratsdatenspeicherung wieder aufgebrochen wird. „Vorratsdaten durch die Hintertür“, schreibt Rechtsanwalt Udo Vetter in seinem Law Blog. Nur bei Flatrate-Tarifen sind die Verkehrsdaten des Benutzers für rechnungstechnische Zwecke unerheblich. Bei Volumentarifen ist dem nicht so. Die Speicherung der Daten auf Vorrat und länger als sieben Tage, wie derzeit bei der Telekom üblich, ist legal. Und der Datenschutz? Tja…

Breite Kritik in der Medienlandschaft. Auch Politik erwacht.

Dass die Netzneutralität ein hohes und vor allem schützenswertes Gut der digitalen Gesellschaft ist, zeigt das ausgeprägte Kopfschütteln von Menschen, die mit dem Internet eng verbunden sind. So schreibt Katharina Nocun, ehemals Referentin für digitale Verbraucherrechte beim Verbraucherzentrale Bundesverband und Mitglied der Piratenpartei, sie habe das Netz als eine „gigantische Masse der absurdesten und komischsten und interessantesten und liebenswertesten Seiten“ kennengelernt. Es gäbe nichts, was es nicht gibt. „Ich will nicht, dass das Netz immer mehr von wenigen großen Unternehmen bestimmt wird“, so Nocun in einem Blogeintrag. Das Internet sei mehr als Facebook, Spotify und Skype. Wie wahr.

Sascha Lobo schreibt auf Spiegel Online, die Telekom erdrossele das Internet: „Das ist der Anfang vom Ende der Netzneutralität – wenn niemand einschreitet“. Es räche sich bitter, dass die Bundesregierung „das Internet als politische Verhandlungsmasse“ betrachte und nicht als „gesellschaftliche, kulturelle und ökonomische Zukunft“.

Bundesregierung? Politik? Sascha Lobo spannt den Bogen zu den obersten Entscheidern des Landes. In Hinblick auf die Schlagworte Netzneutralität, Datenschutz und Freiheit verwundert das kaum. Es scheint, als sei die Wichtigkeit der Netzneutralität endlich auch in Berlin angekommen. So wendet sich Bundeswirtschaftsminister Rösler persönlich an Telekom-Chef Obermann, Verbraucherministerin Aigner verlangt eine Prüfung der Angelegenheit. Ähnliche, wenngleich auch radikalere Töne aus der Opposition. So bringt die SPD eine Initiative zur Absicherung der Netzneutralität auf den Weg. Ziel soll es sein, die Netzneutralität durch ein Gesetz zu wahren. Der netzpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Lars Klingbeil stellt fest: „Es gibt bereits heute zahlreiche Verletzungen der Netzneutralität und die aktuellen Vorhaben gefährden die Netzneutralität massiv“.

Netzneutralität schwankt heute schon. Vielerorts.

Stellt sich die Frage, wo die von SPD-Mann Klingbeil heute schon existenten Verletzungen der Netzneutralität zu finden sind? Im Mobilfunk wäre die Kooperation zwischen Spotify und Telekom zu nennen. Diese erlaubt es dem Kunden für knapp 10 Euro im Monat unbegrenzt Spotify-Daten aufs Smartphone zu streamen, Premium-Account inbegriffen. Das mobile Surfvolumen bleibt unberührt. Der Aufreger blieb hier bisher aus, weil es sich schlichtweg nicht um „freien“ Datenverkehr, sondern um eine Ende-zu-Ende-Kommunikation zwischen der Spotify-App, einem Benutzer-Account und den Spotify-Servern auf der anderen Seite handelt. Die Telekom stellt lediglich die Infrastruktur zur Verfügung und die Spotify-Daten frei. Eine Notwendigkeit der tiefen Paketanalyse ist so gesehen nicht notwendig, da sich die Daten exakt zuordnen lassen. Kein echter Verstoß gegen den Grundgedanken der Netzneutralität, wie ich finde.

Ähnlich unaufgeregt sieht es bei der DSL-Konkurrenz der Telekom aus. Es ist nicht neu, dass auch 1&1 und o2 (Telefónica) entsprechende Drosselungs-Punkte in ihre AGB aufgenommen haben. So senkt 1&1 in seinem Surf&Phone Flat Special-Tarif (Vgl. S. 2 der AGB) die DSL-Bandbreite auf 1 Mbit/s, sobald ein Datenvolumen von 100 GB erreicht ist. Alle anderen Tarife sind weiterhin unbegrenzt. o2 senkt die Datenrate der DSL-Anschlüsse „in einigen Regionen ab einem Datenvolumen von 50 GB/Monat“ auf 1 Mbit/s, wie in der Produktbeschreibung nachzulesen ist. Allerdings sehe ich auch hier keine Verletzung der Netzneutralität – keine Dienste werden priorisiert, die Drosselung offen kommuniziert. Das ist vielleicht nicht ideal, aber fair.

Ein wenig prekärer verhält es sich bei Kabel Deutschland. Dort heißt es auf Seite 5:

Lädt ein Kunde an einem Kalendertag ein Gesamtdatenvolumen von mehr als 10 GB herunter, ist Kabel Deutschland berechtigt, die ihm zur Verfügung stehende Übertragungsgeschwindigkeit ausschließlich für Filesharing-Anwendungen bis zum Ablauf desselben Tages auf 100 Kbit/s zu begrenzen.

Faktisch gilt bei Kabel Deutschland derzeit noch ein Filesharing-Tagesvolumen von 60 GB – die in den AGB verankerten 10 GB sind somit ein eher absichernder, theoretischer Wert. Neben P2P-Tauschbörsen fließen auch die übertragenen Daten von One-Click-Hostern wie RapidShare in das Filesharing-Kontingent ein. Die Überprüfung des Datenflusses wird mit Hilfe einer „marktüblichen Software“ realisiert. Was das genau heißt ist unklar. Eine Analyse der Datenpakete dürfte aber nötig sein, was im Kontrast zur Netzneutralität stünde. Auch wird „Filesharing“ somit allgemein verteufelt, was in Zeiten von Torrent-Netzwerken und der intelligenten Verteilung von Ressourcen keinesfalls zeitgemäß ist.

Bei Vodafone hält man sich bedeckt und sagt, „aktuell“ seien keine entsprechenden Änderungen vorgesehen. Aktuell. Ein Wort, an dem sich viele stören. Nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten ist dies allerdings keine Täuschung, sondern lediglich ein Hintertürchen, das man sich in Düsseldorf offen lässt. Märkte verändern sich, wer weiß was morgen ist. Ich würde dort nicht zu viel hinein interpretieren. Bei Netzpolitik will man von Insidern erfahren haben, dass Vodafone der Telekom folge. Offiziell verwies man mich auf Nachfrage bei der Pressestelle auf das öffentliche Dementi. Auch hier heißt es, genau wie bei allen übrigen bisher nicht drosselnden Internetanbietern: abwarten.

Wie geht es jetzt weiter?

Zum jetzigen Zeitpunkt sieht es so aus, als halte die Telekom an ihren radikalen Drosselungs-Plänen weiterhin fest. Neben den Vorgängen in der Politik und der täglich anhaltenden negativen Berichterstattung kämpft ein Schüler mit einer Online-Petition, gemessen an der Anzahl der Unterzeichner (derzeit über 35.000), sehr erfolgreich gegen die Drosselung. Ob es letztlich etwas bringt muss die Zeit zeigen. Gegenwind, ganz egal woher, ist in jedem Falle immerhin ein Zeichen dafür, wie wichtig die Netzneutralität in der heutigen Gesellschaft tatsächlich ist.

Dass die Telekom viel Geld in den Netzausbau stecken muss, ist richtig. Von 80 Milliarden Euro ist die Rede, fragt sich nur wofür? Immer mehr Bandbreite in Verbindung mit weniger leistungsfähigen Tarifen macht wenig Sinn. Nach Angaben der Bundesnetzagentur surfen schon heute 12 Millionen Bundesbürger bei der Telekom durchs Netz. Dass verhältnismäßig wenige Poweruser die Kalkulation eines Großkonzernes zerschießen sollen, bei dem ein Kunden-Mischmasch aus Rentnern, Singles, Studenten und Familien für ein konsistentes Bild sorgt, ist schlichtweg absurd. Ganz zu schweigen von der Dominanz des Backbone der Deutschen Telekom, durch das Peering-Entgelte und Netzübergabekosten ins Geringste sinken.

Es kann nicht das Datenaufkommen sein, das der Telekom sauer aufstößt. Auch sind es nicht die Poweruser. Es dürfte vielmehr die Absicht dahinter stecken, eigene aufpreispflichtige Dienste im eigenen Netz zu priorisieren und damit für selbst geschaffene Wettbewerbsvorteile zu sorgen. Stichwort Entertain. Stichwort VoIP. Das darf nicht sein. Beziehungsweise darf es das nur dann, wenn die Chancen für Traffic-lastige Konkurrenzprodukte gleichgestellt sind. Andernfalls schafft sich die Telekom durch Marktmacht selbst ein Monopol. Fast wie früher. Nicht mehr zeitgemäß.

Ein kurzes Fazit nach langem Text

Netzneutralität ist das höchste Gut der digitalen Gesellschaft. Setzen wir diese aufs Spiel, gefährden wir Datenschutz, Innovation und Wachstum. Dies darf nicht geschehen, weshalb jegliche Vorgänge die diesen Grundgedanken gefährden, aufs Schärfste kritisiert werden müssen. Freivolumen hin oder her, eine Analyse und Unterscheidung von übertragenen Datenpaketen darf nicht rechtmäßig sein. Das Netz lebt von Freiheit. Kämpfen wir dafür!

Bild: Zsolt Biczo / Shutterstock.com

Über den Autor

Michael Müller

Michael tritt seit 2012 in über 140 Beiträgen den Beweis an, trotz seines Allerweltnamens real existent zu sein. Nach Abschluss seines Wirtschaftsstudiums arbeitete er einige Jahre als PR-Berater, bevor er 2016 als Tech-Kommunikator bei einem deutschen Spezialglas-Hersteller einstieg.

34 Kommentare

  • „Dass die Telekom viel Geld in den Netzausbau stecken muss, ist richtig. Von 80 Milliarden Euro ist die Rede, fragt sich nur wofür?“

    Diese 80 Milliarden würden anfallen, wenn die Telekom jedes Haus in D mit einer Glasfaserleitung versorgen würde. Diese Summe ist eine Nebelkerze, die mit der Drosselung nichts zu tun hat.

    Im Raum Aachen/Heinsberg/Düren beginnt jetzt übrigens die „Deutsche Glasfaser“ genau dieses Vorhaben.

  • bestes schaubild zur netzneutralität ist dieses hier:
    http://mediang.gameswelt.net/public/images/201011/8d293a22c2347db6e154d8c154f2747a.jpg

    aber auch völlig abseits der netzneutralität ist das thema einfach eine bodenlose frechheit von der telekom. der netzausbau in deutschland wird von bund, ländern, kommunen und sogar der EU massiv gefördert. die kosten die bei der telekom anfallen sind dagegen praktisch gänzlich pauschal. wenn die leitung einmal liegt, dann liegt sie. da skaliert nichts mit dem tatsächlichen datentraffic.

  • „Andernfalls schafft sich die Telekom durch Marktmacht selbst ein Monopol.“

    Das wäre ja ein schöner Fall für die EU, wobei das wohl nur Telekom Deutschland (und damit das Bundeskartellamt?) betrifft. Auf Microsoft und Google hat die EU ja auch gleich draufgehauen, wobei bei Google wie man liest wohl nicht ganz so fest. Aber Microsoft kriegt von der EU jedes Mal ordentlich auf die Fresse, nur weil sie ihren Internet Explorer mitinstallieren…

  • So ein schlauer Artikel, aber so weit weg von der Realität!
    Ein Problem wird erst dann von den Medien aufgegriffen, wenn es die urbanen Eliten trifft und wenn dann noch irgenwelchen Wahlen bevorstehen kann es zum Hype werden.

    Da interessiert dann die Wirklichkeit niemanden mehr.

    Kriegt denn wirklich niemand mit, daß die ehemals unterversorgten ländlichen Räume inzwischen mit „DSL via Funk“ versorgt sind (und wo einmal ein Funkmast steht wird nie wieder ein Kabel verlegt werden!) Bei diesen Tarifen gibt es 10 (zehn) GB Highspeedvolumen und nie hat ein Politiker ein kritisches Wort darüber fallen lassen. Jetzt soll auch in den überversorgten Städten, irgendwo bei 75GB gedrosselt werden, und alle schlauen und einflussreichen Menschen dieses Landes schreien auf!
    Ist das egoistisch und verlogen oder ist das egoistisch und verlogen?
    Wenn wir schon über Gerechtigkeit reden, dann nicht nur für einige!

    • Dass es in Deutschland noch einige unterversorgte „weiße“ DSL-Flecken gibt, ist ein ganz anderes Problem. Immerhin hat sich hier in den letzten Jahren dank Glasfaser und Funk auch einiges getan. Dass noch einiges zu tun ist, steht außer Frage. Hier sind Investitionen nötig, die auch staatlich gefördert werden müssen. Aber das ist ein anderes Thema.

      Ebenso, dass die Tarife per Funk möglicherweise volumenbasiert daher kommen. Das ist gegenüber dem, was in der Stadt zu haben ist unfair, ja. Aber kein Verstoß gegen die Netzneutralität. Eher eine Absicherung gegen massive Benutzung, die hohen Ausbau-Investitionen im Rücken. Allerdings vergleicht man hier Äpfel mit Birnen, da über Funk eben nur Internet, vielleicht noch VoIP bereitgestellt werden kann. Über eine Kupfer- oder Glasfaserleitung können sehr viel mehr Dienste angeboten werden. Mehr konsistente Leistung liegt an. Ob Telefon, Internet oder VoD – das schafft einen ganz anderen betriebswirtschaftlichen Handlungsspielraum.

  • Erster Schritt sollte sein, dass die Betrügereien mit dem Begriff „Flat“ aufhören – wer nach einem Volumen auf Nutzlosgeschwindigkeit drosselt, soll seinen Tarif nicht mehr „Flat“ nennen dürfen.
    Damit erreicht man schon mal eine optische Abgrenzung für den Normaluser – Flat vs. Volumentarif.
    Im Moment kann die Telekom viele User täuschen.

    Darübner hinaus muß man mit dem Finger auch auf die Regulierungsbehörde zeigen, die hier eben nicht regulierend eingreift.
    Und auf die Bundesregierung, die sich gegen Netzneutralität sperrt. Denn sie hofft, dass sie die gespeicherten Daten für ihren Überwachungswahn abgreifen kann und damit kommen die Telekompläne der Bundesregierung entgegen!

    Wenn die Konkurrenz ausgeschlossen wird oder zahlen muß, ist das aber auch ein Fall für das Kartellamt – die Telekom nutzt ihre Stellung aus, um abzukassieren und die Konkurrenz klein zu halten.

  • Also erstens ist diese Vorgehen der Telekom jetzt analog mit den Vorgehen andere Provider. 1&1 bietet die wirklichen Heavy Nutzer sogar 100 Euro wenn die wechseln. So schafft man auch Raum.

    Weiterhin müssen wir uns bewusst sein das, das Internet sich weiterentwickelt hat. HD Filme und andere Daten die viel Volumen bedürfen gab es vor 7 Jahre nicht.

    Hier hatte auch ein Vielnutzer meist nur 30, 50 oder vielleicht mal 60 GB im Monat.

    Inzwischen wird eine Menge Zeug durchs Internet geladen.

    Gleichzeitig erwarten die meisten Kunden das die Preise noch weiter sinken?

    Leute wie soll das gehen?

    Über die von der Telekom genannte Grenzen kann man streiten. Hier wäre eine Upgrade von 75 GB auf 150 GB sicherlich eine Lösung mit der jeder sich anfreunden könnte.

    Wenn die Telekom es dann noch schafft die Drosselung nicht gerade auf Telefon Modem Niveau zu begrenzen, sondern mindestens eine DSL 2000 er Geschwindigkeit lässt und zudem die Möglichkeit bietet mit eine bezahlbare Upgrade diese Beschränkung aufzuheben, dann wäre allen geholfen.

    Wer wirklich mehrere hundert GB im Monat volle Bandbreite will, der wird nicht gerade untergehen wenn er hierfür vielleicht 3 bis 5 Euro im Monat mehr zahlen muss.

    Aber wie ich die Mehrheit der Nutzer kennen erwarten diese am liebsten VDSL 50 Geschwindigkeit, unbegrenzte Volumen und volle Bandbreite (auch wenn einzelne Nutzer es schaffen mehr als 500 GB Traffic zu haben) und dies alles am besten zu ein monatlichen Preis von unter 25 Euro inklusive Festnetzflat.

    Solche Leute wäre auch erst wieder zufrieden wenn das Benzin an die Tankstelle wieder für weit unter einen Euro verkauft würde.

  • @Klaus:
    Vielen Dank, dass du den Punkt LTE erwähnst. Ich kann mangels anderer Anbieter nur Telekom LTE als DSL-Ersatz nutzen und muss mit 10 GB im Monat irgendwie hinkommen. Filme streamen und Internetradio hab ich mir schon abgewöhnt, YouTube aufs Minimum beschränkt. Gaming u.ä. findet gar nicht statt, weil kein Volumen dafür da ist. Und dafür bezahle ich wohlgemerkt im Monat 45 Euro – deutlich mehr als Entertain-Kunden, die keine zwei Kilometer weiter in der nächsten Kleinstadt wohnen. A propos Entertain: Das ist noch so eine Verarsche. Denn als LTE-Kunde habe ich gar keine Möglichkeit, Entertain zu nutzen (auch nicht als Telekom-LTE-Kunde).
    Aber die Politik interessiert sowas nicht. Als ich noch im Landtag gearbeitet habe, habe ich mal über meine Chefin eine Anfrage an die Staatsregierung gestellt, was sie denn von diesem DSL-Ersatz, der keiner ist, hält und welche Regulierungsmöglichkeiten die Regierung sieht. Antwort: Keine. Wenn man als Kunde nicht zufrieden ist, soll man sich doch bitte einen anderen Tarif raussuchen. Schöne Scheiße. Problem nicht verstanden – setzen, 6!
    Hier noch der Link zu der Antwort: http://edas.landtag.sachsen.de/viewer.aspx?dok_nr=10089&dok_art=Drs&leg_per=5&pos_dok=-1

    Und @Peter: Ich will nicht viel. Mein Verbrauch würde sich wahrscheinlich wieder bei 50 bis 70 GB/Monat einpendeln, wenn ich wieder surfen könnte, wie ich wöllte. Und ich bin auch bereit, dafür Geld zu bezahlen. Ich bin aber nicht bereit für weniger Leistung mehr Geld als in der Stadt auszugeben, nur weil ich in einem Dorf wohne. Im Grundgesetz gibt’s so nen Paragraphen, der gleichwertige Lebenbedingungen in allen Teilen Deutschlands anstrebt…

  • Das Hauptproblem im Mobilfunk ist doch, dass sich viele Nutzer die Kapazität einer Zelle teilen müssen. Würden Dienste wie Entertain darüber laufen, würde das die Qualität je nach Auslastung stark einschränken. Daher ist LTE sicher nicht die Wunsch-Technologie für die Versorgung ländlicher Gebiete.

    Im Grunde gibt es nur zwei Alternativen: Internet via Satellit oder eben eine klassische DSL-Anbindung. Ich war selbst lange Zeit „Glasfaser-Opfer“, und das in der Stadt. Verstehe daher die Wut von allen, die ohne schnelles Netz dastehen. Auf jeden Fall auch ein politisches Thema.

  • @Marcel
    Da merkt man das die Politik kein Interesse daran hat etwas zu ändern. Wenn die Telekom anfängt Daten zu durchleuchten und zu speichern, dann freut sich doch die Regierung. Ein weiterer Schritt in Richtung Totalüberwachung…

  • @Marcel

    Ich zahle 47 Ocken für VDSL 50 mit Entertain.

    Ich schätze das es schon bald bei die LTE Zuhause Tarifen sich in Sachen Volumen was bewegt und zwar nach oben ohne das die Preise teure werden.

    Noch was erstaunliches habe ich. Ich habe seit ein paar Wochen ein neuen Smartphone LTE fähig (Sony Xperia Z) und obwohl ich kein LTE Option gebucht habe, geht mein Smartphone automatisch im LTE Netz.

    Mehr bezahlen muss ich auch nicht. Vielleicht ist die Telekom mein „stille Verehrer?“

  • Das ist wirklich ne Lachnummer der Telekom. Ich hatte mich ja schon daran gewöhnt, dass Flatrate nicht mehr gleich Flatrate ist…aber Drosselung nur um bei dem kleinen Verbraucher noch mehr abzukassieren? Mööp…

  • Kann mir bitte jemand erklären, weshalb die Telekom die Netzneutralität verletzt, wenn sie wie geplant normale IP-Verbindungen ab Überschreitung eines Kontingents drosselt?

    Die Telekom verwendet für ihr Entertain IPTV. Eine Multicast-Technik. Selbst wenn man es anderen Streaming-Anbietern anbieten wollte, es geht rein *technisch* nicht. IPTV läuft auf einem ganz anderen Layer als „normale“ IP-Verbindung. Das wird so nie Netz-übergreifend möglich sein.

    Wenn also die Telekom die „normalen“ IP-Verbindungen drosselt, dann bevorzugen sie *nicht* ihr eigenes Entertain.

    Wieso ist also die Netzneutralität gefährdet?

    Dass meine Mutter meint Entertain und YouTube käme über das gleiche Kabel rein, also sei dass das gleiche, kann ich ja noch irgendwo nachvollziehen. Aber wenn auch „Experten“ (Herr Lobo auf SPON, Redakteure bei GOLEM/Zeit, heise, Onlinekosten/Basicthinking) dies nicht einmal richtig stellen und aufklären (was in meinen Augen die Pflicht guter Journalisten ist, auch wenn sie selber evtl. die Drosselung doof finden), dann haben wir in Deutschland andere Probleme.

  • Meiner Meinung nach, ist das ein gewaltiger Schritt zurück.
    Das fängt schon bei den möchtegern Flat Tarifen an…

    Ich hab echt kein Bock auf sowas, das Bild ist klasse.. trifft auf vor 10 Jahre zu…
    Verarschen wir uns doch alle selber…
    Alleine das die Handys immer größer werden 😉 Früher sollten Sie immer kleiner werden…

    Naja, LG Sebastian

  • Zitat:

    Jedem, der hier der Telekom das Wort redet, muss klar sein daß die Drosselung keineswegs nur „Poweruser, Dauersauger, Vielnutzer“ betreffen wird.

    Es gibt genug Gründe warum nicht allein nur dem Nutzer, sondern der ganzen Gesellschaft, daran gelegen sein muss, dieses Vorhaben der Telekom zu verhindern.
    Netzneutralität zum einen. Es darf keine Diskriminierung oder Bevorzugung bestimmter Datenpakete geben.

    Zum anderen wird niemand weniger zahlen! Aber früher oder später alle mehr!
    Und das kommt schneller als sich das viele vorstellen können.

    Der „zukünftig anwachsende Content“ spielt der Telekom hier schon in die Hand. Es interessiert doch keinen Content-Bereitsteller (und das kann jeder von uns sein) wie groß seine Inhalte sind. Oder glaubt irgendjemand daß es gerade die großen Teilnehmer des Internets (MS, Google, Apple usw.) oder den Rest der Welt interessiert, ob Otto-Telekom-User an seine Volumengrenze stößt und deswegen gedrosselt wird?
    Die CE-Industrie verschmilzt mit der IT-Industrie und spricht, auf der Jagd nach Innovation, nach 3D schon von 4k. Microsoft und Co. nur noch von Cloud.
    Das Internet lebt von der zunehmenden Datenmenge. Das weiß auch die Telekom und begibt sich mit ihren eigenen Contentdiensten genauso auf die Seite der Anbieter.
    Nur der im Drosseltarif hängende Nutzer hat in diesem Szenario die geringsten Möglichkeiten dies zu beeinflussen. Selbst wenn mein Surfverhalten sich nicht ändert, die Datenmenge sich auf der Contentseite jedoch erhöht oder die Zukunft Dienste hervorbringt, von denen wir heute noch nichts wissen oder ahnen, dann rauscht jeder irgendwann in die Drosselung.
    Meine einzige Möglichkeit dies zu verhindern, ist eben nicht online zu gehen.
    Denn ich kann nie wissen welche Datenmenge sich hinter einem Link verbirgt. Dank ultrabreiter Leitung bekomme ich davon auch nicht mehr unbedingt etwas mit. Ist die Seite erstmal geladen, ist der Traffic auch schon auf meinen Zähler.

    Wer also denkt er wäre hiervon nicht betroffen, könnte schneller unsanft aufwachen als ihm lieb ist.

    Die Telekom agumentiert unredlich wenn sie die Drosselung mit den Kosten des Breitbandausbaus verteidigt. Sie geht nach dem Teile und herrsche-Prinzip vor.
    Der Grossteil der User soll, laut Telekom, also gar nicht betroffen sein?
    Die Minderheit der „Vielnutzer“ soll also den zukünftigen Breitbandausbau finanzieren?
    Die 3 Prozent sollen also den Anteil der Telekom an den 80 Milliarden Ausbaukosten stemmen?
    UNSINN! WIE SOLL SOWAS ÜBERHAUPT FUNKTIONIEREN?
    Ich kann keinen Ausbau eines Netzes finanzieren in dem ich die Daten drossele und damit argumentiere es würde nur die „Vielnutzer, Dauersauger, Poweruser“ betreffen!!

    Ich kann Mehreinnahmen, wie sie für den „angeblichen“ Ausbau des Breitbandnetzes nötig sind, nur generieren, wenn ich weiß daß ich die Nutzer auf voller Breite erwische und eben nicht nur diese „Minderheit der Vielnutzer“. Genau dies kommuniziert die Telekom aber eben nicht.
    Ich kann damit aber auch dafür sorgen daß ich den, nicht nur dringend notwendigen, sondern seit mindestens 5 Jahren verschleppten, Ausbau wieder ein paar Jahre hinauszögern kann, um am Jahresende gute Zahlen präsentieren zu können.

    Mit diesen ominösen 3% wird die Argumentation nach dem Muster „Teile und herrsche“ eindeutig. Gleichzeitig gibt es brancheninterne Aussagen das gerade im Backbone riesige Überkapazitäten herrschen. Nein, liebe Telekom das ist einfach zu durchsichtig. Wer nur ansatzweise eure Argumente verfolgt, sie auflistet und darüber nachdenkt, erkennt daß daraus nie ein Schuh werden kann.

    Und ich unterstelle der Telekom daß sie auch gar keinen Ausbau in dem Sinne einer zukunftsweisenden Technologie (Glasfaser) vornehmen möchte. Das zeigt mit aller Deutlichkeit auch die Entscheidung hinsichtlich der Vectoring-Technologie.
    Es wird nach allem gegriffen, was geeignet scheint um das Schreckgespenst Ausbau noch ein paar Jährchen nach hinten schieben zu können.
    Den Herrn Obermann interessiert eh nichts mehr und der Herr Hoettges hat nur dafür zu sorgen daß die Zahlen am Jahresende stimmen. Kein Analyst wird Herrn Hoettges mit glänzenden Augen auf die Schulter klopfen, wenn der ihm erzählt daß er wieder Geld für den Ausbau ausgegeben hat und deswegen die Rendite und somit die Dividende nicht stimmt. Mal ganz abgesehen davon, das es natürlich taktisch klug war, damit jetzt an die Öffentlichkeit zu gehen. Der Herr Obermann hat es entschieden und der Herr Hoettges braucht sich der Verantwortung nicht zu stellen. Hört ihr ihn schon sagen:“Das waren Entscheidungen die von meinen Vorgänger gefällt wurden. Darauf hatte ich nur wenig Einfluss.“
    Ich glaube der Herr Obermann hat bei ähnlichen Fragen auf Herrn Ricke verwiesen und der wiederum hat auf Herrn Sommer verwiesen.

    Es soll hier eine schleichende Konditionierung des Kunden vorgenommen werden. Und aus dieser Büchse der Pandora kommt nichts Gutes.

    Wie schon überall geschrieben, wird sich die Branche genau anschauen was passieren wird. Sollte die Telekom Erfolg haben, wird Deutschland in diesem Bereich immer mehr ins Hintertreffen geraten. Der jeweilige Provider wird keine Notwendigkeit sehen den Ausbau voranzutreiben, wenn er seinen Kunden über Drosselungsmassnahmen die Daumenschrauben ansetzen kann, und daurch sogar noch Mehreinnahmen generieren kann.

    Desweiteren haben viele Nutzer schlicht auch keine Möglichkeit zu alternativen Anbietern zu wechseln. Auch nicht über Sat oder ähnliche Technologien. Es scheitert mal an Mietverträgen, die keine Sat-Schüssel erlauben. Oder mal an nicht ausgebauten Hausverkabelungen. Die Wunderwaffe LTE funktioniert ebenso in vielen Bereichen nicht. Und dafür war sie auch gar nicht gedacht. Dies findet man komischerweise aber auch erst raus nachdem der 24-Monatsvertrag unterschrieben ist.
    Von einer gesunden Konkurrenzsituation auf dem Markt zu sprechen, die dem Nutzer eine Auswahl zwischen gleichwertigen, also konkurrenzfähigen, Angeboten ermöglicht, wäre, gelinde gesagt, lustig. Wenn es denn nicht so traurig wäre.

    Wenn ich die Meldungen lese, an wie vielen Stellen die Telekom überall Geldgeschenke verteilt, dann ist es nicht nachvollziehbar, daß der Breitbandausbau nicht finanzierbar sei. Die Telekom verstand es jahrelang diesen Ausbau zu verschleppen. Die Taktik der Telekom erst dann tätig zu werden, und das dann komischerweise mit allen Mitteln, wenn Konkurrenz drohte, ist nicht gerade unbekannt.

    Sollte die Telekom es also trotz alledem nicht schaffen den Ausbau „ihres“ Breitbandnetzes voranzutreiben, dann müssen die Netze wieder in die öffentliche Hand zurückgeführt werden. Infrastruktur ist für eine Gesellschaft existentiell entscheidend. Gerne auch mit entsprechender Entschädigung, damit niemand von irgendwelchen Enteignungen sprechen könnte. Es sind mittlerweile so viele Dämme bei der Verteilung von Steuergeldern gebrochen, daß diese Verwendung von Steuergeldern nicht im geringsten auf Kritik stossen dürfte. An der Finanzierung einer, für eine Gesellschaft notwendigen, Infrastruktur ist noch kein Staat zugrundegegangen. Ganz im Gegenteil.
    Darüber hinaus würde dies der Politik auch wieder Handlungsspielraum bieten, um mit Akzenten den Weg einer Gesellschaft zu zeichnen.

    Wenn der Politik ein richtungsweisender Weg für die zukünftige Gesellschaft vorschwebt, dann muss sie hier, nicht nur rhetorisch, Flagge gegen diese Drosselungspläne zeigen. Aber, und das ist wichtig, eben auch nicht nur bei der Telekom allein.

    Oder Frau Merkel muss sich von mir fragen lassen, was sie mit dem Satz meinte:
    „Auf dem Weg in die Gigabit-Gesellschaft nicht die Bevölkerung vergessen“

    … abzuzocken?
    … für dumm zu verkaufen?
    … so richtig abzukochen?

    Ich hoffe jedoch daß nicht diese Gedanken den Kontext dieser Aussage bildeten.

  • „Kann mir bitte jemand erklären, weshalb die Telekom die Netzneutralität verletzt, wenn sie wie geplant normale IP-Verbindungen ab Überschreitung eines Kontingents drosselt?“

    Die Telekom plant, Verträge mit Anbietern zu schließen, z.B. Youtube/Google. Die sollen an die Telekom Geld zahlen, damit Youtubes Traffic wie das hauseigene Entertain nicht auf die 75GB angerechnet wird.
    Wenn du also nach z.B. zwei oder drei bei Steam runtergeladenen Spielen Mitte des Monats in der Drossel hängst, welches Videoportal wirds Du noch nutzen können? Richtig.
    Wenn du da keine Verletzung der Netzneutralität siehst…

  • @ ben:
    > Wenn du also nach z.B. zwei oder drei bei Steam runtergeladenen
    > Spielen Mitte des Monats in der Drossel hängst, welches
    > Videoportal wirds Du noch nutzen können? Richtig.

    Dann hast auch du es nicht verstanden.

    Entertain ist keine normale IP-Anwendung wie im Web surfen und YouTube Videos schauen.

    Niemand beschwert sich, zu Recht, dass Kabel Fernsehen das TV-Kabel viel mehr auslastet, als das Kabel Internet. Dabei wird auch hier die gleiche Leitung verwendet. Hier verstehen die Leute lustigerweise, dass Kabel Fernsehen etwas anderes ist als das Kabel Internet, welches sie über die gleiche Leitung vom gleichen Anbieter bekommen.

    Wahrscheinlich liegt es am „IP“ im Namen von IPTV. Da hören die Leute auf zu denken. Dabei ist iPTV nur ein Oberbegriff. Es lohnt sich genau hinzusehen, wie ein Anbieter dies technisch umsetzt. Dann sieht man, dass die Telekom Multicast verwendet. Dumm nur, dass das ein anderer Layer ist. Aber sind ja nur Details 🙂

    @ nothing:
    Du spricht von fehlender Konkurrenz. Darf ich an der Stelle einmal fragen, wie du dir die Konkurrenz auf dem Markt denn vorstellst?

    Laut euch dürften TK Anbieter ja wirklich nur noch die Anbindung/Infrastruktur betreiben. Nach Möglichkeit alle die gleiche, da nicht jeder TK Anbieter überall gewählt werden kann… wäre laut dir ja dann unfair.
    Gleichzeitig darf sich ein Anbieter gegenüber dem anderen Anbieter nicht attraktiver machen, indem er bspw. interessante Zusatzdienste bietet.

    Was bleibt denn da noch für Wettbewerb? Das klingt für mich etwas nach Planwirtschaft.

    Wenn du/ihr das für den TK Markt wollt mag ich das als eure Meinung akzeptieren. Aber dann sagt bitte ganz klar, dass ihr reine Anbindungs/Infrastruktur-Betreiber wollt, die alle gleich sind und keinen Wettbewerb.

    …und wenn wir soweit sind, geht das Geschreie von vorne los: Viel zu teuer! Keine Alternativen. Überall zahlt man das gleiche und bekommt den selben Mist. 😉

  • „Dann hast auch du es nicht verstanden.
    Entertain ist keine normale IP-Anwendung wie im Web surfen und YouTube Videos schauen.“

    Ich habe die Spitzfindigkeit in dieser Argumentation sehr wohl verstanden. Aber diese technischen Details sind unterm Strich völlig irrelevant.
    Am Ende zählt, dass man als Telekomkunde Videos nicht mehr z.B. via Maxdome schauen kann, sondern dafür Entertain buchen muss, da 75GB dafür bei weitem nicht ausreichen. Und damit ist die Netzneutralität im Kern verletzt.

  • Wir schreiben das Jahr 2034.

    Die Welt hat sich verändert. Kinder spielen nicht mehr vor dem PC. Es gibt mehr Postboten als je zuvor…
    Brieftauben „Düngen“ die Land schafft…
    Es gibt tausende neuer Läden in den Städten…
    Videotheken werden wieder modern…
    Menschen kommen sich wieder näher…
    Nur der Stromverbrauch ist gestiegen. Es muß ja der PC an bleiben, damit Abends ein 10min. Youtube Film angeschaut werden kann.

  • Mal schauen ob da nicht bald dann auch hierzulande Google mit ihrem Wifi Netz dann einklingt und eine Stadt nach der anderen damit günstig vernetzt, wie sie es schon in den USA machen 🙂

  • IPTV wird natürlich fette GB kosten! Wenn Sven richtigerweise anmerkt, dass KabelTV Anbieter auch Internet im Programm haben, weils nämlich nix extra kostet (Infrastruktur!), so macht er im Rückschluss jedoch einen Fehler. DSL oder VDSL ist erstmal -ganz zu Anfang 🙂 – wohl nicht für TV gdacht worden. Die freie Leitungskapazität machte dann Youtube und IPTV möglich – Holla!
    Aber: Kunden der Telekom zahlen bislang für nicht-TV Daten die Ocken! TV ist hier ein netter Nebenansatz – und Obermann will jetzt auch was vom Kuchen ab, hat aber die Infrastruktur nicht. Böööööser Vielsauger! Muss weg!
    Telekom als TV Anbieter – und darum Infrastrukturprobleme? Wer nun sein Geschäftsmodell umstellt muss – gerade als Ex-Monopolist mit nahezu exklusivem Zugriff auf die von uns allen einmal bezahlte (und das istimmer noch so…) Infrastruktur- sich erklären. Und Quatsch erzählen (….die Netze sind überlastet – aber wir können Entertain über die gleiche Physik schicken, wie andere Daten, belastet aber die TK-Netze nicht extra…) ist nicht gerade vertrauensbildend. Warum sagt er nicht einfach – Telekom will Content-Anbieter werden und die Infrastruktur dementsprechend umwidmen? Macht Kabel D ja auch (TV plus Internet, nicht umgekehrt). Dann wüsste jeder wo es herkommt und könnte geeignet reagieren.

  • Naja, auch wenn uns die Drosselung nicht behagt.- Dennoch müsste uns klar sein, das die heutigen Flat Rates nicht mehr aufrecht zu halten sind. Eine Flatrate ist zu billig. Egal ob beim Internet oder beim Telefon. Insofern Respekt gegenüber der Telekom, die so mutig war, als erstes diesen Schritt zu unternehmen. In 5 Jahren wird es die heutigen Flats in dieser Form nicht mehr geben. Sie sind auch für die Anbieter nicht mehr finanzierbar.

  • Normale Entertain (IPTV) Nutzung schlägt mit Werten zwischen 100 und 150 GB im Monat zu. Dies auch bei HD Nutzung. So zumindest meine Erfahrungen.

    Die Telekom kann Entertain Nutzung ganz einfach aus die normale Berechnung heraus nehmen, weil diese eben keine normale IP Nutzung ist.

    Heimliches öffnen der Datenpakete ist bei Entertain nicht nötig!

    Zum Argument Entertain belastet die Leitungen enorm.

    Dies stimmt nur zum teil. Zwar wird hier Daten Volumen benutzt, aber diese werden in einzelne Pakete verschickt. Eine besonders hohe Belastung der Leitungen gibt es dadurch nicht.

    Ein Problem der Nutzer die wechseln wollen ist folgende.

    Es gibt eine Obergrenze nicht nur bei der Telekom. 1&1 sowie O2 haben ich Grenzen die soweit ich weiß auch schon seit lange angwandt werden.

    Vodafone hat derzeit anscheinend keine Grenze, aber wie lange noch?

    Hauptproblem für alle Provider ist folgende.

    Die Datenmenge nimmt enorm zu und in die vergangenen Jahren kannten die Preise nur eine Richtung – nämlich immer nach unten.

    Zwar kann ich nicht vorhersagen wie die Zukunft aussehen wird, aber ich glaube das wir uns darauf einstellen müssen, das wir in Zukunft etwas mehr für unsere Internet Nutzung zahlen müssen.

  • Ich kann dem obigen Artikel auch nur vollstens zustimmen. Diese Drosselung ist einfach eine frechheit. Außerdem ist die Wahrheit: diese Drosselung läuft doch schon heute. Gestern Abend zum Beispiel ging im Internet ab ca 18 Uhr so gut wie nichts mehr (youtube crashte ständig ab, Downloaden war überhaupt nicht möglich, Internetseiten bauten nur wahnsinnig lahm auf…schlicht: es war zum Kotzen). Heute geht es zwar halbwegs anständig, aber meine Familie und ich haben von dieser Schneckenkom die Nase gestrichen voll.

    Allerdings ist das zweite Problem: KabelDeutschland ist auch nicht viel besser. Auch da wird heimlich gedrosselt. Das merkt man schon an deren TV-Programm. Da wurde die letzten Monate ausgelichtet, dass es kracht. Von daher: diesen Anbieter kann ich für Schweinfurt-Land nicht empfehlen. Die Telekom allerdings genauso wenig. Von daher stellt sich die Frage: wohin wechseln??

    Für meinen UMTS-Stick allerdings werde ich mir definitiv einen anderen Anbieter ohne Drosselung suchen.

    Dann muss ich direkt mal gucken, wie es bei Vodafone aussieht, ob bei denen auch Drosselungen drin sind (auch wenn gesagt wird, die würden da nicht mitmachen). Mal sehen, ob wie auch irgendwann wechseln werden.

    Im Telekom-Blog allerdings habe ich schon etliche User gelesen, die schon gewechselt sind und der Telekom echt dicke eins reingewürgt haben. Da konnte ich nur voll verstehen, dass die genauso stinksauer auf diese „Schneckenkom“ sind wie ich.

    Grüße aus Unterfranken
    Andrea

  • So ganz verstehe ich Eure operative Hektik nicht. Grundsätzlich finde ich es nicht verwerflich sich mal bewusst zu machen, dass hohe Nutzung auch hoher Aufwand auf Seiten der Netzbetreiber ist.

    Es ist eine Geschäftsentscheidung der Deutschen Telekom. Die Zeit und das Verhalten der Kunden wird zeigen, ob es eine richtige Entscheidung war.

    Wenn ihr Euch alle so sicher seid, dass das ein Reinfall wird, bekommt die Deutsche Telekom ihre Quittung.

  • Ein guter Schritt der Telekom, den ich ausdrücklich begrüße.
    Seit froh wenn ihr für Geschwindigkeit auf der Datenbahn bezahlen dürft.
    Der Umkehrschluß ist nämlich: Die Netze werden nicht mehr ausgebaut. Die Telekom wollte die Netze ja ausbauen, allerdings nur wenn sie darüber selbständig verfügen darf. Nachvollziehbar, wenn ich Zig Milliarden ausgebe, möchte ich andere nicht für einen Apfel und einen Ei dran teilhaben lassen müssen. Das wollte die Netzargentur nicht. Demnach muss das bestehende Volumen budgetiert werden. Das geht nur über höhere Gebühren bei höherem Volumen.

  • Die Telekom behauptet ja das sie das Geld für den künftigen Netzausbau benötige. Man muss dazu sagen das unser Datenverkehr auch stetig steigt. Ich kann die Telekom schon verstehen. Immerhin ist sie ein wirtschaftliches Unternehmen, welches nunmal Umsatz erwirtschaften muss. So lange aber kein anderer großer Anbieter nachzieht und es der Telekom gleich tut, denke ich bleiben ihnen die Kunden weg. Und dann wars das mit den drosselungs Plänen. Selbst in der Politik ist man gegen das Unterfangen der Telekom (Quelle)
    Bin gespannt wie sich das auf die Telekom auswirkt.

  • ich verstehe den Aufschrei um diese Internet-Abwürg-Pläne überhaupt nicht. Man hat doch hiermit nichts anderes, als ein hervorragendes Wahlkampfthema für die nächsten Paar Monate zugespielt. Genügend Stoff also, damit die Politik dem Wähler zeigen kann, wie mutig und wirkungsvolll „echte“ Probleme angepackt werden.