Helium kennt man ja – Luftballons werden damit gefüllt, damit sie fliegen, und man kann durchs tiefe Einatmen auch lustige Sachen mit seiner Stimme machen. Außerdem wird Helium zum Schweißen, zum Kühlen und in Lasern eingesetzt. Soweit so gut. Vor einem Jahr wurde bekannt, dass das Edelgas auch anders eingesetzt werden kann: Innerhalb von Festplatten. So sollen die Datenträger mehr Speicherkapazität bieten, weniger Energie verbrauchen und auch leiser sein. Ab heute sind sie offiziell verfügbar, aber leider nur für Unternehmenskunden.
Über lange Zeit wenig Innovation
Die Ultrastar He6 wurde von der ehemaligen Hitachi-Festplattensparte HGST entwickelt und im September letzten Jahres angekündigt. Im heliumgefüllten 3,5-Zoll-Gehäuse stecken sieben Scheiben, die insgesamt 6 Terabyte Speicherplatz bieten. Die neue Füllung gehört zu den wenigen Innovationen, die sich im Bereich der klassischen Festplatten in den letzten Jahren gezeigt haben.
Die Arbeitsweise ist dabei seit den ersten Modellen ungefähr gleichgeblieben: Innen rotieren Scheiben in einem staubdichten Gehäuse, darüber schweben die Schreib-Leseköpfe. Bei einem Abstand von wenigen Nanometern zwischen Scheibe und Kopf muss das Innenleben der Festplatte völlig sauber sein, allerdings nicht luftdicht, denn genau für diesen geringen Abstand braucht es wiederum ein dünnes Luftpolster.
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Hermetisch abgeschlossen
Die neuen Generationen von Festplatten müssen allerdings absolut staub- und luftdicht sein. Das galt lange Zeit als Problem, soll aber nun zu annehmbaren Kosten gewährleistet werden können. Western Digital hat dafür eigenen Angaben zufolge ein neues Verfahren entwickelt, mit dem die aufwändige Versiegelung der Festplatten auch in einer industriellen Massenfertigung durchgeführt werden kann. Und diese Versiegelung bietet noch einen weiteren Vorteil: Da die Platte komplett von der Außenwelt getrennt ist, können die Speichermedien auch in flüssigkeitsgekühlten Systemen eingesetzt werden.
Der Hauptvorteil des Ansatzes ergibt sich allerdings durch die Heliumfüllung. Auf diese Weise sollen unerwünschte Nebeneffekte wie der Luftwiderstand, Wärmeentwicklung oder Vibrationen gemindert werden. Dadurch ermöglicht die Technologie auch eine effizientere Raumnutzung in den Standardgehäusen, sodass die maximale Aufnahmekapazität angehoben werden kann. Statt 4 bieten die Helium-Platten jetzt bis zu 6 TB – also 50 Prozent mehr Speicher.
Besonders für Unternehmen interessant
Leider gibt es die neuen Festplatten noch nicht für Privatkunden. Dafür liest sich aber die Liste der Unternehmen, die zu den ersten Bestellern gehören, wie eine Auflistung der großen Speicherfreunde: HP will sie in seinen Servern einsetzen und Netflix braucht sie für seine Streaming-Dienste. Außerdem werden der chinesische IT-Gigant Huawei und das CERN beliefert.
Wenn die Geräte wirklich so kosteneffizient sind und der vermutlich höhere Grundpreis damit gerechtfertigt ist, hat WD zwei Dinge auf einmal geschafft: den Festplattenmarkt um eine Innovation bereichert und sich selbst einen Vorsprung gegenüber den Konkurrenten erarbeitet. Wann die Helium-Technik für alle verfügbar sein wird, ist noch nicht geklärt. Das dürfte allerdings nur noch eine Frage der Zeit sein – und dann am Ende sicher eine Frage der Kosten.
Bild: KUERT Datenrettung / Flickr (CC BY 2.0)