Wie wir gestern berichteten, haben Crowdfunding-Plattformen ein Problem: Es gibt zwar massig interessante Projekte, aber viele scheitern. Das sorgt für verbranntes Geld und frustrierte Unterstützer. Ich bin einer davon. Meine Erlebnisse möchte ich hier schildern.
Zusammen packen wir das, tschakka. Das ist meist die Message bei Crowdfunding-Projekten. Zwei Seiten glauben an ein Konzept, jeder gibt sein Bestes: Die Unterstützer ihr Geld und der Iniatior seinen Schweiß. Klingt gut. Leider ist die Realität in einigen Fällen eine andere: Entwicklung gescheitert, Geld futsch.
Dass alles gegen die Wand gefahren wird, soweit muss es nicht immer kommen. Es reicht ja schon, wenn ein Projekt sich zäher als Kaugummi entwickelt und den Unterstützer als Frustrierten hinterlässt. So ist es mir ergangen.
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Muss ich haben
Kurze Rückblende: Im Januar diesen Jahres schrieb ich über die Charged Card, einem Smartphone-Ladegerät in Scheckkarten-Größe. Unterwegs mein S4 laden zu können, indem ich einen kompakten Akku dabei habe – das gefiel mir. Deswegen sicherte ich dem Indiegogo-Projekt sofort meine Unterstützung zu und überwies via PayPal 45 US-Dollar (30 Dollar für die Karte, 15 für den Versand) an den Erfinder.
Laut der Beschreibung sollte die Charged Card bei erfolgreicher Finanzierung im März produziert und ausgesendet werden. Der Plan funktionierte. Aber nur teilweise. Das Projekt wurde zwar nur zu 71% finanziert, trotzdem erhielt ich am 17. April eine Mail, dass die Ladekarten fertig seien und dass man sie am Tag darauf aussende. Nun ja … auch das klappte nicht ganz wie erwartet. Um den 10. Mai herum hielt ich meine Charged Card in den Händen. Das war zwar später als versprochen, aber mir war das egal. Immerhin hatte ich erhalten, was ich unterstützt hatte. Friede, Freude, Eierkuchen? Pustekuchen.
Der Krampf mit dem Austausch
Ich erhielt zwar eine Ladekarte, aber sie funktionierte nicht. Ich studierte mehrmals die Anleitung, probierte alle Stellungen des wackeligen Schalters aus, drehte und wendete das wirklich Scheckkarten-große Ding – aber nichts ging. Nach einem kurzen Mail-Verkehr mit dem Erfinder war klar: Es liegt kein Bedienungsfehler vor, sondern die Charged Card schien wirklich defekt zu sein. Also bat ich darum, mir eine neues, funktionierendes Modell zuzusenden. Doch darauf lies sich mein Ansprechpartner nicht ein. Er bestand darauf, dass ich ihm meine Karte in die USA zurücksenden solle, er würde sie inspizieren, dann käme es eventuell zu einem Austausch.
Unter Kunden-Support verstehe ich zwar etwas anderes, aber trotz meiner angesäuerten Gemütslage stimmte ich dem Deal zu. Immerhin war ich kein Betrüger, der einen Fehler vortäuschte, um noch eine Charged Card abzustauben, sondern ein ehrlicher Backer, der an die Erfindung glaubte. Zufälligerweise war ich Ende Mai in den USA im Urlaub. Also ersparte ich mir den teuren Versand von Deutschland aus und warf meine Retoure in einen amerikanischen Briefkasten ein.
Wer ist hier doof?
Dann passierte … nichts. Weder eine Charged Card noch eine Mail von meinem Ansprechpartner trudelten ein. Also hakte ich nach. Der reagierte erst auf meine zweite oder dritte Anfrage. Und behauptete, ich hätte ihm nur einen leeren Umschlag zugegeschickt. Wie bitte? Bin ich doof? Verkauft mich mein Gegenüber für dumm? Habe ich es vielleicht mit einem Betrüger zu tun? Oder ist der US-amerikanischen Post ein Fehler unterlaufen? Die Antwort auf diese Fragen kannte ich nicht. Aber mein Blutdruck verriet mir, dass ich extrem angepisst war.
Eigentlich wäre das der perfekte Zeitpunkt gewesen, um die Notbremse zu ziehen und meine „Investition“ abzuschreiben. Eigentlich. Aber ich wollte nicht aufgeben. Ich wollte endlich eine nutzbare Charged Card besitzen! Also kam es zum Mail-Pingpong mit dem Erfinder.
Schließlich fanden wir eine Lösung: Ich überwies erneut 10 Dollar und dafür wurde mir hoch und heilig versprochen, dass eine neue, funktionierende Lade-Karte in China produziert werden würde, die direkt an mich geschickt werden sollte. Das war Anfang Juli.
Es kehrte mal wieder Stille ein. Im August fragte ich mehrmals entnervt und mit Nachdruck nach, wo meine Ware bleiben würde. Die Antwort war stets die gleiche: Meine Charged Card sei bereits unterwegs.
Ende gut, alles gut?
Heute schreiben wir den 24. September. Der Postbote hatte eine frohe Botschaft für mich: Er überreichte mir einen Umschlag, der aus den USA kam. Darin war eine Charged Card. Eigentlich müsste ich nach all dem ärgerlichen Hin und Her nun so etwas wie Freude empfinden. Über acht Monate sind vergangen, seitdem ich zum ersten Mal mit den Crowdfunding-Projekt in Kontakt kam und bereitwillig mein Geld gab. Heute halte ich – erneut – das Ergebnis in den Händen. Doch ehrlich gesagt habe ich keine so rechte Lust, die Karte auszuprobieren.
Ich fürchte mich davor, dass sie wieder nicht funktioniert. Was dann? Soll ich mich wieder mit Frust und Ärger auseinander setzen? Soll ich wieder dem Hersteller auf den Senkel gehen, oder ihm mal ehrlich sagen, was ich von ihm halte? Nein, ich denke nicht.
Egal, ob die Charged Card einsatzfähig ist oder nicht, eines habe ich bei der Sache gelernt: Crowdfunding ist kein Zuckerschlecken. Meine Euphorie für neue Ideen werde ich in Zukunft deutlich zügeln und meine Moneten im Geldbeutel lassen.
Bild: Charged Card / Foto: Jürgen Kroder
Wahrscheinlich gab es diesen China-Schrott also schon immer und das alles ist eine blödsinnige Verarsche…
Glückwunsch !
Es gibt immer wieder neue Ideen, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehn, und es gibt immer wieder Dumme, die drauf reinfallen.
Hättest du günstiger haben können:
http://www.amazon.com/CHARGECARD-Micro-USB-Android-Charging/dp/B00CLB43P4
Gibt es sicherlich auch mit anderen Anschlussarten.
Ähnliche Erlebnisse bei mir haben meine Abkehr jeglicher Crowdfounding begründet 😉
@steve: Nein, das sind nicht die gleichen Dinge. Bei deinem Vorschlag handelt es sich um die ChargeCard, die einfach Smartphone mit USB-Anschluß verbindet. Mein Gadget ist die ChargedCard (mit einem D drin). Das ist eine Mischung aus USB-Anschluss und Mini-Akku inkl. Taschenlampe >> mehr Infos dazu: https://www.basicthinking.de/blog/2014/01/20/charged-card-innovatives-smartphone-ladegeraet-in-scheckkarten-groesse/
Trotz deines Cliffhanger Schlusses, funktioniert sie nun?
Jaaaa, sie funktioniert. Freude!
Allerdings haben meine ersten Tests nur ernüchternde Ergebnisse hervorgebracht. Mehr dazu bald in einem Erfahrungsbericht.
Hut ab, bist dran geblieben! 😀
Wahrscheinlich aber gehört das Trödeln und das ewige Hin und Her zu diesem „Startup-Konzept“ dazu und du bist hier eher die Ausnahme als die Regel. Den Meisten wäre der Aufwand einfach zu groß. So kann man auch sein Geld verdienen…
Ist das nicht die gleiche hier? http://www.amazon.com/Sabrent-Adapter-Emergency-External-PB-RSCC/dp/B00GIDNNRA/ref=pd_sim_cps_5/189-2344350-5573804?ie=UTF8&refRID=1ZYAX47FMB3ASJ1BS33B
Ich glaub Du wurdest von dem verarscht.
Hier mal ne interessante Story, wie sowas ablaufen kann:
https://medium.com/@stevekreyos/the-rise-and-fall-of-kreyos-new-ac4e2d847964
@Hallo: Äh … ja, genau so sieht mein Charged Card aus. Die Features lesen sich auch genau so. Argh!
@Emmi: Zu lang zum Lesen! 😉
Und was hat das jetzt mit Kickstarter zu tun?
@jurgen: Sonst um us störe mota und ich glaub seresroad lesen kosten um die 10-20€ und haben noch einiges mehr drauf. In China werden die als werbegeschenke fur Kunden verteilt, wie bei uns kugelschreiber.
Es hat fast immer einen Grund wenn jemand nicht auf kickstarter ist und das Projekt scheitert. 😉
Leider hat sich in der ersten Fassung des Artikels „Kickstarter“ aus Versehen in die Überschrift geschlichen – was dann auch so socialmedial verbreitet wurde. Sorry, war ein Fehler. Der ist aber mittlerweile korrigiert.
Eine 400 mAh-Powerbank? hmmm … da bin ich mal auf den Erfahrungsbericht bespannt.
Durch normale Leitungsverluste dürfte dann ja eignetlich kaum noch eine relavante „Ladungsmenge“ am Smartphone ankommen.
Auch wenn eine Powerbank im Portemonaie verlockend wäre … unter 2000 mAh würde ich keine Powerbank haben wollen.
Und außerdem würde ich eine solche ChargedCard nicht im Portemonaie in der Gesäßtasche haben wollen.
Glaube der ganze Crowdfunding hype wird wieder zurückgehen.
Ist ja bei Games auch so eine Sache. Habe einige verfolgt. Und als die dann endlich rauskamen. War ich froh nix gegeben zu haben.
Man kauft also echt immer die Katze im Sack. Und ab und zu fehlt die Katze auch ganz.
Viele reden sich das dann auch noch schön, weil keiner zugeben will Geld rausgeworfen zu haben.
Das Fazit ist aber gut.
„Meine Euphorie für neue Ideen werde ich in Zukunft deutlich zügeln und meine Moneten im Geldbeutel lassen.“
Man sollte echt immer auf die gefahren hinweisen. Und gut drüber nachdenken.
Hier werden wohl eher allgemeine Probleme bei Bezug von Produkten im Ausland beschrieben. Das Crowdfunding ist ganz sicher nicht das Problem.
[…] ich hier kürzlich berichtete, hat mich die Crowdfunding-Kampagne der “Charged Card” Zeit, Nerven und Geld gekostet. […]