Technologie

Google Trends 2014: „Flappy Bird“ statt „Call of Duty“ – der Siegeszug der Mobilegames

geschrieben von Jürgen Kroder

Google-Trends-2014

Der typische Gamer ist männlich und spielt Ballerspiele. Soweit das Klischee. Eines, das zwar immer noch vorherrscht, aber mittlerweile meilenweit überholt ist. Der Google Jahresrückblick zeigt, welche Themen die Welt bewegt haben – auch bei den Spielern. Die Ergebnisse fallen teilweise erstaunlich aus.

Fußball, Wurst und ALS

Was waren die Top-Suchbegriffe des vergangenen Jahres, was hat die Menschen 2014 im Netz bewegt? Google hat mal wieder einen Jahresrückblick veröffentlicht. Mit schick gemachten Sonderseiten, Bildern und Grafiken präsentiert der Web-Gigant, was man sich meist eh schon gedacht hat: Das WM-Spiel Brasilien-Deutschland faszinierte die Fußball-Fans am meisten, die Menschen suchten nach Ebola und Flug MH370, Conchita Wurst wirbelte die Popmusik-Szene auf und die #IceBucketChallenge lies das Interesse an ALS anwachsen.

Aber Googles Auswertung punktet auch mit interessanten und kuriosen Ergebnissen. Beispielsweise wurde 2014 mehr nach Sheldon Cooper aus „Big Bang Theory“ als nach Jon Schnee aus „Games of Thrones“ gesucht, die Menschen forschten im Internet stark nach der Frage „Was ist Liebe?“ und informierten sich, wann Ostern war.


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„Flappy Bird“ bewegte die Welt

Bei diesen bunten Themen interessierte es den langjährigen Gamer in mir natürlich brennend, welches Spiel die Google-Suchanfragen dominierte. War es das neue „Call of Duty“, die Neuveröffentlichung von „GTA 5“, der Familienspass „Mario Kart 8“ oder gar die App „Quizduell“? Nein, alles falsch. Der meistgesuchte Spiele-Titel im WWW war „Flappy Bird“.

Ich muss zugeben: Das Ergebnis erstaunt mich etwas. Dass „Flappy Bird“ eines der Top-Gaming-Themen des vergangenen Jahres war – das hätte ich vermutet. Immerhin entstand innerhalb kürzester Zeit ein Mega-Hype um das kleine, bockschwere Game, was folgende Grafik aus Google Trends gut verdeutlicht.

flappy-bird-google-trends

Wie man sieht, legte „Flappy Bird“ einen steilen Aufstieg hin, stürzte aber auch genauso schnell wieder ab. Das liegt höchstwahrscheinlich daran, dass der vietnamesische Entwickler Dong Nguyen mit dem medialen Hype um seine App und seine Person nicht zurechtkam und „Flappy Bird“ kurzerhand aus den App Stores entfernte. Klappe zu, Affe bzw. Vögelchen tot.

David gegen Goliath

Trotzdem reichte der recht kurze Zeitpunkt aus, um mehr Buzz zu erzeugen, als die Multimillionen-Projekte „Destiny“ und „Titanfall“. Dass große und fette Marketing-Budgets nicht alles sind, zeigt deren Platzierungen in den Top-5 der Trendspiele 2014 laut Google: Die beiden Shooter sind nur auf Position 3 und 5.

Welches Game landete hinter „Flappy Bird“? Ein weiteres Gelegenheitsspiel für Smartphones und Tablets: die „Threes“-Adaption „2048“. Und auf dem vierten Rang sitzt „FIFA 15“. Verständlich, immerhin sorgte die Fußball-WM für großes Interesse, den Rasensport auch virtuell erleben zu wollen.

Egal, ob die Games nun „Destiny“, „Titanfall“ oder „Flappy Bird“ heißen – was mich an den Google-Auswertungen am meisten fasziniert, sind die Spielarten und Plattformen. Während Publisher mit gigantischen Budgets und großen Teams Games-Epen erschaffen, werden sie links und rechts von One-Man- und Indie-Entwicklungen überholt. David gegen Goliath – und auch in der Gamesbranche gewinnen die Zwerge.

Casual Games statt Mega-Epen

Warum gewannen 2014 zwei Davids? Weil sie das bedienen, was der größte Konsens in der Masse ist: schnelle, einfache und günstige Unterhaltung. Statt hunderte Euro für eine Spielkonsole oder einen tauglichen PC zu investieren, nutzt der typische Gamer von heute das, was er eh schon hat: sein Smartphone.

Und anstatt mindestens 40-50 Euro für ein Spiel auszugeben, lädt man sich lieber für wenige Cent oder gleich kostenlose Apps herunter. Apps, bei denen nicht die Bombast-Grafik, die Framerate oder die Hollywood-reife Story zählt, sondern der schnelle Spielspaß. Eben das, was Gelegenheitsspiele (neudeutsch: Casual Games) ausmacht.

In diesem Bezug zitiert Google in seinem „Flappy Bird“-Themenspecial den „Vice“-Kolumnisten Mike Diver: „Wenn Spiele Spaß machen, wirken sie nie überholt, egal, wie unspektakulär sie sein mögen.“ Wie wahr.

Ach ja, einen weiteren Trend hat Google in seiner Auswertung bestätigt, über den ich schon vor ein paar Monaten bei BASICthinking berichtet habe: 2014 haben mehr nach „Spiele für Mädchen“ als nach „Spiele für Jungen“ gesucht. Der typische Gamer von heute ist eben nicht mehr das Klischee vom männlichen Freak vor der Konsole, sondern weiblich, Casual-Games-spielend und mobil.

Bilder: Google

Über den Autor

Jürgen Kroder

Jürgen bezeichnet sich als Blogger, Gamer, Tech-Nerd, Autor, Hobby-Fotograf, Medien-Junkie, Kreativer und Mensch. Er hat seine unzähligen Hobbies zum Beruf gemacht. Und seinen Beruf zum Hobby. Obwohl er in Mainz wohnt, isst er weiterhin gerne die Maultaschen aus seiner Heimat.

16 Kommentare

  • Ich denke es ist ein Fehler zu versuchen mobile games mir PC-Titlen zu vergleichen, da hier einfach die Zielgruppe eine ganz andere ist und jemanden weil er Flappy Bird auf dem Handy hat als Hammer zu bezeichnen ist etwas. . . Weit hergeholt, da die mobile games auch als ich das letzte mal nachgeguckt habe noch keine eigene Kultur hatten. Und das mehr nach Spielen für Mädchen gesucht würde zeigt mMn nach auch, dass man immer noch für Mädchen Spiele extra suchen muss, wobei sich hier auch die Frage stellt, ob Mädchen wirklich andere Spiele brauchen und nicht einfach auch die „Spiele der Jungs“ spielen können.

  • „Statt hunderte Euro für eine Spielkonsole oder einen tauglichen PC zu investieren, nutzt der typische Gamer das, was er eh schon hat: sein Smartphone.“
    Meiner Meinung nach ist eine(r), der nur auf dem Smartphone spielt einfach kein Gamer… Denn dieser gamet einfach zwischendurch und benutzt für das dann halt sein Handy, weil es einfach praktischer ist.
    Aber „richtiges“ Zocken heisst, sich mal hinzuhocken und z.B. einen ganzen Abend zu zocken. Und anders als bei einem Handygame verliert man auch nicht so schnell die Intresse/die Geduld, denn nur schon wegen dem grösseren Bildschirm, aber auch wegem dem Gameplay, der Grafik, der Story etc. ist man einfach viel mehr „im Game drin“
    So, genug geschrieben, Skyrim wartet ;D

  • Aha, da keimt sie wieder auf – die alte Diskussion: Was ist ein „richtiger“ Gamer?
    Ich würde sagen: Jeder, der ein Game spielt, ist ein Gamer. Da gibt es dann die Unterteilung in Casual Game (Gelegenheitsspieler) und Core Gamer (Vielspieler bzw. Spieler von anspruchsvollen Games).
    Wobei es hier auch Überschneidungen gibt. Denn es gibt einige, die spielen zwar „nur“ Candy Crush, aber das über viele Monate hinweg jeden Tag viele Stunden. Was sind das nun? Casual Gamer? Core Gamer? Casual Core Gamer? Lightcore Gamer?

    Das ist das Problem mit dem Schubladendenken 😉

  • Wen bitte interessiert es, was ein wahrer gamer ist? Semantischer Blödsinn, und nichts weiter. Das ist ein terminus ohne jegliche Bedeutung oder Relevanz.

    Und in welchem Universum sagt denn ein Google ranking auch nur im entferntesten etwas über den Erfolg aus? Das einzige was letztendlich zählt ist doch der Umsatz. Wie man da überhaupt auf die Idee kommen kann flappy birds mit destiny zu vergleichen ist mir völlig schleierhaft. Das eine ist ein kostenloses casualgame, das andere eine der teuersten medienproduktionen der geschichte, die am veröffentlichungstag mal eben über eine halbe Milliarde Dollar eingebracht hat.

  • Na super. Das BT Kommentarsystem hat meinen Beitrag mal wieder verschluckt.

    Wie auch immer, ich kann einfach nicht aufhören mich über diese sinnentleerte Diskussion um den gamer-begriff zu wundern. Wer bitte nennt sich den selbst gamer? Und debattiert diese seltsame spezies auch über die korrekte Auslegung des Begriffs des Lesers – oh, Verzeihung, ich meine natürlich den reader. Ist jeder Mensch der des Lesens mächtig ist ein reader? Auch wenn sie nichts weiter als die bildzeitung oder die zutatenliste auf der Rückseite ihre zahnpastatube lesen? Oder sind nur diejenigen wahre reader, die sich der anspruchsvollen Belletristik bedienen? Fragen über fragen.

    Eines jedoch sollte jedem einleuchten: ein kostenloses casualgame wie flappybirds mit Destiny – der wohl teuersten medienproduktion in der Geschichte – zu vergleichen ist in jeder Hinsicht Schwachsinn. Aber was sind schon 500 Millionen Dollar Umsatz am ersten Verkaufstag verglichen mit dem Ruhm der mit einem Google ranking einhergeht.

  • @Negativity Unser Kommentarsystem hat deine Antwort nicht verschluckt. Nur müssen alle Kommentare von uns per Hand freigegeben werden – das kann gelegentlich dauern.

    Ob ein Game ein Erfolg ist, kommt darauf an, wie man Erfolg definiert. Die einen gehen nach Reichweite/Downloads, die anderen nach Umsatz, andere wiederum nach Gewinn, die Vierten dann nach Spieldauer und die Fünften nach Anzahl der Likes oder positiven Kommentare. Das ist alles relativ, somit gibt es hier kein wahr und kein falsch.

  • Und ich hätte schwören können dass meine Kommentare bisher immer sofort sichtbar waren.

    Nun denn, sicherlich liegt Erfolg auch im Auge des Betrachters und vielleicht bin ich auch einfach etwas zu sehr wirtschafts-/kapitalismusorientiert. Aus der sich eines Spielentwicklers bzw. Eines Entwicklerstudios – und diese sind es ja letztendlich die den Erfolg für sich verbuchen können – fällt es mir jedoch sehr schwer etwas anderes als die finanzielle Seite als Maßstab herzunehmen. Reichweite und likes können weder eine Familie ernähren, noch taugen sie als Dividende für Anleger.

  • Selbst wenn du den finanziellen Erfolg nimmst, können Casual Games mithalten. Es gibt einige App-Entwickler/Publisher, die mittlerweile mehr als eine Milliarde Umsatz generieren (z.B. King mit knapp 2 Mrd) – das ist schon eine nennbare Größe! Und sie haben im Vergleich ein geringeres Risiko. Denn während Destiny, CoD & Konsorten 100 Millionen und mehr in der Entwicklung kosten (und das Risiko dementsprechend hoch ist), kann man Mobilegames für Zehntausende oder Hunderttausende entwickeln.

  • „Jeder, der ein Game spielt, ist ein Gamer.“

    Ein Gamer ist jemand, der Computerspiele als Hobby betreibt. Jemand der zB. Wartezeiten mit einem Handyspiel überbrückt, ist genauso wenig ein Gamer wie jemand, der mit dem Roller einkaufen fährt ein Biker ist. Die Grenzen sind natürlich fließend.

    Darum ist es auch Unsinn, ein Vollpreisspiel mit einem hypegetriebenen Minispielchen zum Nulltarif zu vergleichen. Vor 15 Jahren kam schließlich auch niemand auf die Idee, in Moorhuhn eine Revolution zu sehen.

    Für kommerzielle Spiele gibt es glasklar nur einen Erfolg: Wie viel Geld damit verdient wird.

  • Ich glaube, den Erfolg der CasualGames sehen viele CoreGamer mit Unmut. So wie man früher das Moorhuhn belächelt und über die Landwirtschafts-Simulator-Spieler gespottet hat, so tut man jetzt Flappy Bird, Candy Crush, Quizduell & Co. als „das sind keine richten Game“ ab.

    Klar, es ist etwas Äpfel mit Birnen verglichen. Aber Games sind Games, egal wie groß oder klein.

    Dass einige Casual- und Mobilegames mittlerweile von mehr Leuten gespielt werden als die mit fetten Millionenbudgets gepushten Megaproduktionen, wollen viele nicht wahrhaben. Das klingt für mich nach Neid.

  • Natürlich sind das alles Computerspiele, was sonst?! Ein altes Damenrad und ein 5Kg High Tech Rennrad sind auch beides Fahrräder, trotzdem sind die Nutzergruppen in der Regel vollkommen unterschiedlich. Da spielt es keine Rolle, wenn die Damenräder sich tausendfach besser verkaufen.

    Aber wie man am Neid-Vorwurf sehen kann, fühlen sich einige immer noch abgewertet, wenn man von Casual spricht. Dabei ist das totaler Blödsinn. Es geht nur um die Art und Weise, wie man zu dem Medium steht. Wie viele der Millionen Handy-Spieler hätten wohl Lust, z.B. Tagelang Charakterwerte und Talente eines RPG durchzurechnen?

    Neid überkommt höchstens die großen Majors, wenn Programmierer quasi ohne Budget mehr Geld machen als sie.

  • Ich glaube, es kommt auch noch draufan, als was man sich selber bezeichnet und ich glaube nicht, dass Mobile-„Gamer“ sich als solche sehen…

    Andere Frage: Wieso genau habe ich eigentlich ein Profilbild da beim oberen Post?^^