Social Media

Urlaub, gutes Essen und das Internet – Zum Sinn und Unsinn von Tripadvisor, Yelp und Co.

geschrieben von Felix

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Am Wochende war ich mal wieder auf Reisen. Davor und währenddessen habe ich selbstredend getan, was man auf Reisen halt macht: ausgerüstet mir Tripadvisor, Yelp und Co. habe ich mich auf die Suche nach den besten Restaurant-Empfehlungen gemacht. Das Ergebnis war (mal wieder) eher ernüchternd. Meine Lektion für die Zukunft: Bewertungen weniger ernst nehmen und stattdessen anders recherchieren oder einfach mein Glück versuchen.

Der Glaube an die bunte Bewertungswelt

Feedback und Nutzermeinungen sind ja eigentlich was tolles. Seit sie im Netz so leicht zu allem erdenklichen verfügbar sind, haben sie mein Konsumverhalten geändert. Mittlerweile kaufe ich fast nichts mehr, ohne zumindest einen kurzen Blick auf die Nutzermeinungen zu werfen. Ich vermute, vielen von Euch geht das ähnlich.

Oft, zum Beispiel beim Kauf einer Laptop-Tasche, weiß man dabei eigentlich schon selbst, dass diese Vorgehensweise quatsch ist und man sie eigentlich genauso gut auch ohne Rücksicht auf eine Bewertung kaufen könnte.


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Im Urlaub, also an einem Ort den ich nicht kenne, habe ich solcherlei Netz-Meinung bisher immer für ganz sinnvoll gehalten. Vor allem wenn es darum geht, die besten lokalen Spezialitäten und Restaurants zu entdecken. Die entsprechenden Platzhirsch-Portale (v.a. Tripadvisor und Yelp) geben schnell Orientierung, die man sich andernfalls umständlicher beschaffen müsste. Je häufiger ich nun aber diese Portale zum Finden des besten Essens verwendet habe, desto häufiger wurde ich herb enttäuscht – gefühlt war das in 80 Prozent der Fälle so. Mittlerweile bin ich überzeugt, dass das gute Gründe hat.

Methodische Fallstricke

Gute Gesamtnoten machen Eindruck, schlechte fast noch mehr. Natürlich weiß man dabei, dass man die Meinungen nicht immer ernst nehmen und sehr genau hinschauen muss, was da genau gelobt oder kritisiert wird. Eine sachliche Beschreibung, die auf die Qualität des Essens eingeht zählt dabei in der Regel mehr als eine vereinzelte Beschwerde über schlechten Service oder lautes Kindergeschrei am Nachbartisch. Was mir bei den meisten Portalen fehlt sind klare Bewertungskriterien. Damit hätte man zumindest eine Chance, sich zu orientieren. Aktuell muss man eher aufpassen, um nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen.

Dieser Effekt verstärkt sich zudem durch die Gesamtzahl der Bewertungen. Regelmäßig muss man hier nämlich feststellen, dass einzelne Lokalitäten deutlich besser wegkommen, obwohl sie ungleich viele Bewertungen haben wie andere. Statistisch ist der Fall dabei klar: je höher die Stichprobe, desto besser. Aber auch das reicht noch lange nicht um zu guten Ergebnissen zu gelangen.

Orientierungshilfen reichen nicht aus

Mein bisheriger Behelf: ich schaue mir immer zuerst die negativen Stimmen an, weil ich vermute, dass man eher eine Rezension abgibt, wenn man einen schlechten Eindruck hatte. Erst dann ziehe ich die Kommentare der guten Bewertungen zu Rate. Das ist aber auch eher ein Gefühl, als statistische Notwendigkeit, denn auch hier muss man vermuten, dass die Abgabe einer Bewertung am unwahrscheinlichsten ist, wenn das Erlebnis bloß mittelmäßig war.

Offenbar reichen diese grundsätzlichen Orientierungshilfen trotzdem nicht aus, sonst würde ich bei meiner bewertungsgesteuerten Restaurantauswahl ja nicht so oft auf die Schnauze fallen.

Meine Alternativen

Natürlich ist es ziemlich offensichtlich, trotzdem wert es mal wider zu betonen: es geht auch ohne Netz-Bewertungen. Meiner Erfahrung nach, habe ich viele der besten Urlaubsspeisen schlicht und ergreifend ganz zufällig beim Schlendern entdeckt. Menüs in Landessprache und viel lokales Publikum vor Ort bleiben dabei meist das beste Kriterium.

Das heißt aber nicht, dass man dem Zufall nicht auf die Sprünge helfen kann. Vor allem das „lokale Internet“ hat mir dabei viele gute Tipps verraten. Damit meine ich insbesondere Blogs von Einheimischen in der entsprechenden Landessprache, die sich mit dem Thema Essen auseinandersetzen. Die richtigen Vokabeln dafür hat man sich meist schnell besorgt; und auch wenn Google-Translate eher unschön übersetzt, reicht es doch meist aus, um einen Eindruck zu gewinnen.

Im Vorteil ist vor allem derjenige, der weiß, was er sucht. Wer beispielsweise gezielt nach den besten Lokalen für ein typisches, lokales Gericht sucht, hat plötzlich ganz andere Restaurants auf dem Schirm als bei einer undifferenzierten Recherche.

Nach meiner Erfahrung verbessern jedenfalls diese einfachen Tipps die Chance auf ein gutes Essen im Urlaub enorm. Was sind Eure Tipps?

Bild: Wikipeadia

Über den Autor

Felix

Internetabhängiger der ersten Generation, begeistert sich für Netzpolitik, Medien, Wirtschaft und für alles, was er sonst so findet. Außerdem ist er ein notorisches Spielkind und hält seine Freunde in der „echten Welt“ für unverzichtbar.

8 Kommentare

  • Es gibt wirklich Leute, die sich „auf Reisen“ lieber in so einem Portal informieren, als einfach ein wenig durch die Straßen zu ziehen und sich ein Restaurant auszusuchen, das auf den ersten Blick sympathisch wirkt?! Versuchs mal mit ein wenig Spontanität.

  • „viel lokales Publikum vor Ort bleiben dabei meist das beste Kriterium.“

    So ist es. Am besten geht man immer noch da essen, wo die Einheimischen sitzen, bzw. wo viel los ist. Nur weil es heute alles „mit Netz“ gibt, muss es nicht besser sein.

    Trotzdem halte ich Bewertungen für Anschaffungen hilfreich – auch bei Laptoptaschen. Allerdings lasse ich 1 und 5 Sterne Bewertungen links liegen. Interessante Pro und Contras gibt es bei den mittleren Wertungen.
    Bei teuren Anschaffungen besuche ich Fachforen, dort kennt man jeden noch so kleinen Vor- und Nachteil.

  • Die Menschen vertrauen eben auf Empfehlungen !
    Tolle Werbung machen kann jeder …….sieht gut aus
    und sagt immer “ Unser Produkt ist toll “ ……..
    das Empfehlungsmarketing ist das wichtigste …….und
    da sind im Smartphone-Zeitalter eben die Bewertungen mit
    am wcihtigsten !

  • Ich habe bislang sehr oft auf Empfehlungen von Trip Advisor o.ä. zurückgegriffen und bewerte auch selbst nach einem Urlaub einige der Plätze an denen ich war. Bislang habe ich damit gute Erfahrungen gemacht, tolle Restaurants gefunden und oft genug sehr gut gegessen. Ich verstehe von daher nicht so ganz, wie man dann 80% der Zeit ein schlechtes Restaurant erwischt.

    Vielleicht sind meine Ansprüche aber auch Andere, bzw. suche ich vielleicht anders?

    Es gibt allerdings auch genug Foren und andere Portale, mit denen man die Ergebnisse vergleichen kann. Das ist etwas Arbeit, aber bringt eben den gewünschten Erfolg.

    Ansonsten stimmt schon was Tatori sagt, ab und an kann man sich etwas treiben lassen. An sehr touristischen Orten ist das aber oft nicht der beste Ratschlag. „Do what the locals do“ gilt meiner Erfahrung nach aber auch nur für Street Food, die richtigen Restaurants findet man mit dieser Methode oft nicht.

    Beim Kauf einer Laptoptasche würde ich trotzdem weiterhin auf Bewertungen schauen, gerade Verarbeitungsqualität und Langlebigkeit werden oft von den Bewertern angesprochen. Die beiden Punkte sind mir persönlich wichtig und ersetzen das „Anfassen“ im Laden ein wenig.

  • Hm, also meiner Erfahrung nach ist das stark von der jeweiligen Region/Stadt abhängig, und von der Anzahl/Quantität von Usern/ Rezensionen.

    In Barcelona beispielsweise hat mir Yelp schon gut weitergeholfen letztes Jahr. In Brighton einige Monate später war es katastrophal.

    Aber klar, durch das Schlender in Städten kommt der Hunger und letztlich die Entscheidung bei einem persönlichen Anblick vor Ort von ganz alleine.

  • Lieber Felix,

    als Betreiber des Bewertungsportals golocal.de setzen wir uns täglich mit den von Dir genannten Problematiken auseinander. Aus diesem Grund haben wir Ende 2014 „www.meinungsmeister.de“ ins Leben gerufen. Weil wir glauben, damit genau diese Probleme angehen zu können. Und am Ende des Tages Bewertungen zu generieren, die dem Kunden eine „echte“ Entscheidungshilfe bieten.

    Geschäftsinhaber, die Meinungsmeister Bewertungsprodukte einsetzen, können in relativ kurzer Zeit viele Bewertungen ihrer Kunden sammeln. Nach unserer Überzeugung bietet dem Verbraucher vor allem die große Zahl aktueller Bewertungen einen möglichst authentischen Eindruck eines Geschäfts, egal, ob dieser Eindruck letzten Endes positiv oder negativ ausfällt.

    Wie Du schreibst, lesen Kunden oft gezielt zuerst die negativen Bewertungen. Durch die hohe Zahl an Meinungsmeister Bewertungen pro Geschäft werden einzelne negative Äußerungen relativiert, wenn die Mehrzahl der Gäste zufrieden war. Schließlich hat auch der beste Koch oder die freundlichste Bedienung mal einen schlechten Tag. Ist das Restaurant aber tatsächlich mies, dann wird die Mehrzahl der Bewertungen entsprechend negativ ausfallen und so wieder ein realistisches Gesamtbild für den Verbraucher abgeben.

    Zudem geben wir für jede Branche drei spezifische Bewertungskriterien vor. Bei Restaurants ist das z.B. Qualität, Service und Preis/Leistung. Damit möchten wir dem Verbraucher die Möglichkeit geben, wirklich objektiv unter Geschäften einer Branche vergleichen zu können.

    Die Meinungsmeister Bewertungen können nur von tatsächlichen Kunden vor Ort abgegeben werden. Durch die Möglichkeit, z.B. auf einem Papierbogen zu bewerten, sprechen wir auch nicht internetaffine Menschen an. So versuchen wir, unserem Ziel einer „echten“ Entscheidungshilfe näher zu kommen.

    Meinungsmeister tritt nicht als Consumer-Marke auf, aber wir denken, dass es an dieser Stelle eine mögliche Lösung für die von Dir beschriebenen Probleme sein kann.

    Viele Grüße,
    Stephan