Im Silicon Valley gibt es sicher einige Probleme, schlechtes Netz gehört nicht dazu. Facebook möchte mit dem „2G Tuesday“, dem 2G-Dienstag, seine Mitarbeiter nun für schlechtes Netz sensibilisieren – und nimmt ihnen die Bandbreite. // von Tobias Gillen
Wir erinnern uns wohl alle noch ziemlich gut an die Zeiten, in denen man für den Aufbau einer Website mit dem Smartphone handgestoppte zweieinhalb Wochen brauchte. Heute ist es hingegen gerade hierzulande mit ziemlich gut ausgebauter 3G-Abdeckung kein Problem mehr, selbst große Videodateien oder Musik unterwegs zu laden oder zu streamen. Selbiges gilt auch für weite Teile der USA – und eben auch das Silicon Valley.
Das Problem von Facebook ist also weniger die Netzabdeckung als vielmehr das Wachstum, siehe Grafik unten. Der Markt ist zumindest überall dort, wo es einen Markt gibt, ganz gut gesättigt und Facebook schon fast überall vertreten. Aus diesem Grund versuchen Mark Zuckerberg und seine Truppe seit einiger Zeit, die Regionen zu erschließen, die noch nicht so gut ans Netz angebunden sind – knapp zwei Drittel der Erde.
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Internet.org: Facebook der Weltverbesserer?
Die grundsätzlich lobenswerte Kampagne Internet.org, die Facebook natürlich nur ganz dezent (hust) dazu nutzt, sich als Weltverbesserer zu präsentieren, ist genau auf diesen Zweck angelegt: Möglichst viele Nutzer möglichst simpel ans Netz bringen, um neue Märkte zu erschließen. Mit dabei sind neben Facebook auch Nokia, Samsung, Ericsson, Opera und andere.
Das Problem an Internet.org ist allerdings, dass es keinen generellen Zugang zum Internet schafft, sondern nur bestimmte Dienste bevorzugt und kostenfrei (aus Datensicht) zur Verfügung stellt – Netzneutralität lässt grüßen. Das Ganze läuft getreu nach dem Motto „Wer die Kapelle bezahlt, bestimmt die Musik“. Ich will hier gar nicht zu sehr kritisieren, ich begrüße schließlich, dass mehr Menschen Zugang zum Netz bekommen. Worum es aber geht: Es ist nicht alles, wie es scheint – und Facebook sicher kein selbstloser Weltverbesserer.
Mit Modem-Geschwindigkeit durch die vernetzte Welt
Um nun die eigenen, mit Internetzugang verwöhnten Mitarbeitern für die Situation in den Entwicklungsländern zu sensibilisieren, wurde jüngst der „2G Tuesday“ eingeführt, wie Business Insider berichtet. Wie der Name schon sagt, hat es was mit langsamem Internet und Dienstagen zu tun. Kennen viele hierzulande leider schon am ersten Dienstag im Monat, liegt bei Facebook aber weniger an Drosselungen der Mobilfunkanbieter.
Dienstags, also am „2G Tuesday“, werden alle Facebook-Mitarbeiter beim Einloggen gefragt, ob sie Facebook für 60 Minuten mit 56 KBit/s nutzen möchten, die Modem-Generation wird sich erinnern. Die Idee dafür kam von Ingenieur Tom Alison, der mit seinem Team eben an Produkten für Entwicklungsländer arbeitet. Alison kam laut eigenen Angaben bei seinem ersten Facebook-Besuch mit 2G-Geschwindigkeit an die Grenzen seiner Geduld: „Es hat sich angefühlt, als wären Teile des Produkts kaputt“, sagt er Business Insider.
Nicht nur 2G Tuesday: Auch Wikipedia und Google greifen an
Nun sollen seine Mitarbeiter also das gleiche Aha-Erlebnis haben und ein Gespür dafür bekommen, wo es noch hakt und wo Facebook noch optimiert werden kann, um auch die neuen Märkte zu erschließen. Nicht nur Facebook verfolgt diese Pläne. Auch die Wikipedia kooperiert mit ihrem Wikipedia Zero mit Mobilfunkanbietern in Entwicklungsländern, um den Nutzern zumindest für die Nutzung der Wikipedia die teuren Daten zu ersparen.
Google möchte mit seinem Project Loon ebenfalls in diese Kerbe schlagen. Der Plan hier klingt spektakulärer: Ballons sollen in der Stratosphäre das Internet dorthin bringen, wo es benötigt wird, sich tragen lassen vom Wind und betrieben werden von der Sonne. Getestet wurde schon in Neuseeland, Kalifornien und Brasilien. Wann wir flächendeckende Lösungen der großen Konzerne sehen werden, ist allerdings bisher ziemlich offen.
Hallo Tobias,
bei solchen Aktionen wie oben beschrieben frage ich mich immer was für ein Motiv
dahinter steckt. Im Jahre 2015 der Wirtschaftwelt brauchen wir uns keine Illusionen mehr
zu machen und können die rosarote Brille beruhigt ablegen. Was will ich damit sagen?
Herr Zuckerberg mag vielleicht sozial eingestellt sein aber so toll nun auch wieder nicht.
Wäre er sozial eingestellt würde er das ganze Internet für alle gleich zugänglich machen und
nicht nur gewisse „Dienste“.
Dann betrachten wir nun die wirtschaftlichen Seite der allenfalls neu erschlossenen Märkte
in den Ländern in denen es nur schlechte netzabdeckung oder performance gibt.
Was nützt es einem Unternehmer mehr potentielle Kuden zu erreichen wenn die Kaufkraft
gleich null oder sehr beschränkt ist?
Klar mit den zusätzlichen neuen Facebook User kann Facebook vielleicht ihre Statistiken
aufwerten und somit die Werbepreise in die Höhe steigen lassen….
Bin gespannt wie das Projekt von Zuckerberg weiter verlaufen wird.
P.S. Sehr gelungener Blog, by the way! 🙂
Mit digitalen Grüssen
Andi Widmer
Fecbook ist eine gute App man kann viele Freunde finden