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DraftKings & FanDuel: Das Phänomen Daily Fantasy Sports

geschrieben von Philipp Ostsieker

Wer im vergangenen Jahr live vor Ort oder im TV US-Sportarten verfolgt hat, hat sehr wahrscheinlich Werbung für “Daily Fantasy Sports”-Unternehmen wie DraftKings oder FanDuel gesehen.

In nur wenigen Jahren ist diese Industrie zu einer der spannendsten innerhalb der Sportwelt geworden. Laut Techcrunch sogar „zur vermutlich spannendsten Neuerung seit Kabel-TV„. Wenn man nun den Zusammenschluss der Wettbewerber berücksichtigt, ist es ziemlich klar, dass die beiden noch eine ganze Weile dabei bleiben werden.

Das Phänomen Daily Fantasy Sports ist noch relativ neu; DraftKings existiert erst seit ungefähr fünf Jahren. Dennoch haben DraftKings und FanDuel gemeinsam über eine Milliarde US-Dollar Venture Funding einsammeln können, und besetzen dabei gemeinsam 95 Prozent des Marktes. Das Geld floss zügig in Wachstumsmaßnahmen der beiden Unternehmen, mit dem Ergebnis, dass die gesamte Industrie mit ihnen gewachsen ist.

Laut dem US-Branchenverband FSTA spielen über 57 Millionen Menschen (Stand 2015) in den USA und Kanada Fantasy Sports, die Spieler investierten durchschnittlich 556 Dollar pro Jahr in ihr Hobby. Insgesamt spielten die Hobby-Manager 2015 mit 26 Milliarden Dollar auf den verschiedenen Online-Plattformen. Rund 2,5 Milliarden Dollar davon nahmen die Fantasy-Sports-Anbieter an Gebühren ein.

Was sind Fantasy Sports?

Um Daily Fantasy Sports zu verstehen, ist es notwendig die klassische Form von Fantasy Sports zu verstehen, welche in den USA schon seit den 60er-Jahren existiert.

Fantasy Sport entspricht einem Spiel, bei dem die Teilnehmer sich imaginäre Teams zusammenstellen, indem sie echte Spieler verschiedener professioneller Sport-Teams auswählen. Für die NFL etwa wählt man einen Quarterback aus Philadelphia, einen Running Back aus Oakland, einen Wide Receiver aus Atlanta usw.

Jede andere Teilnehmer in deiner Liga geht genauso vor und die Teams treten gegeneinander an. Punkte werden für verschiedene Aktionen und Ereignisse vergeben: z.B. 6 Punkte für den Quarterback, der einen Touchdown einleitet. Am Ende werden die Punkte addiert, das Team mit der höchsten Gesamt-Punktzahl gewinnt.

Fußballbegeisterten sollten Managerspiel-Varianten wie etwa jene des kicker-Sportmagazins oder von Comunio mit ähnlichen Spielregeln bekannt sein.

Und was ist nun der Unterschied?

Fantasy Sports oder Managerspiele laufen meist über eine reguläre Saison. Im August oder September stellen wir uns die Teams zusammen und am Ende der Saison weiß man, wer gewonnen hat.

Das bedeutet natürlich auch, dass wir von den Spielern abhängig sind, die wir zu Beginn der Saison gewählt haben, außer ein Mitspieler möchte mit uns tauschen.

Nicht so bei Daily Fantasy Sports: Wie der Name schon verrät, liegt der Fokus nicht auf der gesamten Saison, sondern auf dem aktuellen Tag. Morgens die Spieler auswählen, nach dem Ende aller Partien, weiß man, wer gewonnen hat.

Ein weiterer Unterschied ist, dass reguläre Fantasy Sports sich normalerweise darauf fokussieren, dass man Jahr für Jahr eine Liga mit seinen besten Freund spielt, für Daily Fantasy Sports gilt für gewöhnlich, dass man mit zufälligen Gegnern bzw. Mitspielern zusammen gewürfelt wird.

Und wie so oft geht es auch ums Geld. Ligen auf Seiten wie DraftKings versammeln sich Hunderttausende Spieler, die alle ein paar Dollars zahlen müssen, um mitzumachen. Heißt: Gewinner können theoretisch Preisgelder im Millionenbereich einstreichen.

Gesetze bremsen das Wachstum (noch)

In den USA galt Daily Fantasy Sports bislang nicht als Glücksspiel. Eine Ausnahmeregelung hat der Branche geholfen. Mittlerweile sehen einzelne US-Bundesstaaten dies anders, gegen die Anbieter wird ermittelt. Neuer Wachstumsmarkt soll nun Europa sein. DraftKings hat eine Lizenz für den britischen Markt erhalten, FanDuel zumindest einen Antrag gestellt. Konkreten Pläne für den deutschen Markt existieren noch nicht. Der Hauptgrund dafür liegt offenbar in der schwierigen deutschen Rechtslage.

Daily Fantasy Sports fällt unter Online-Glücksspiel und dafür ist das in Deutschland das hessische Innenministerium verantwortlich. Aktuelles Urteil laut Wirtschaftswoche: „nicht erlaubnisfähig“. Ein definitiver Showstopper für den Trends stellt dies aber (noch) nicht dar. Der kleinere Anbieter Fanteam sitzt z.B. auf Malta. Malte bietet ein liberales Glücksspielrecht sowie verhältnismäßig moderate Steuersätze. Diese Option nutzt zum Beispiel auch Online-Sportwettenanbieter Tipico – und bietet seinen Dienst sehr offensiv auf dem deutschen Markt an. Die Position des hessischen Innenministeriums ist gerichtlich offensichtlich auch noch nicht abschließend geklärt. Für die Branche ist das hilfreich. Mit jedem Spieltag, der mitgenommen werden kann, wachsen die Nutzerzahlen der Wettbewerber.

Daily Fantasy Sports in naher Zukunft

DraftKings und FanDuel haben sich ihre Lobby-Arbeit hunderte Millionen Dollars kosten lassen, um “am Leben zu bleiben”. Auf dem Weg zu mehr Wachstum und Profitabilität haben die Wettbewerber festgestellt, dass es auf Dauer nicht sinnvoll ist, sich gegenseitig zu bekämpfen. Denn im Kern gaben beide Parteien hunderte Millionen Dollars für TV-Werbung sowie zwei separate Gruppen an Anwälten und Lobbyisten aus. Dabei haben beide das gleiche Ziel: Legalisierung.

Also haben DraftKings und FanDuel sich zusammengeschlossen. Viele Details sind unbekannt, aber es gibt noch keine offizielle Unternehmensstruktur oder einen gemeinsamen Markennamen. Eines ist aber sicher: DraftKings und FanDuel werden bald ein Unternehmen sein. Der Wahrnehmung und Position von Daily Fantasy Sports hilft das ungemein, auf die Befürworter wartet aber definitiv noch jede Menge Lobby-Arbeit.

Über den Autor

Philipp Ostsieker

Philipp Ostsieker ist Medien- und Digitalmanager aus Hamburg. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als selbstständiger Digital Content Strategist schreibt Philipp für BASIC thinking die Kolumne „Matchplan“, in der er über den Tellerrand blickt und durch die innovativen Ideen der Sportbranche führt.

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