Grün

Hövding im Test: Der Airbag-Helm für Radfahrer

Bild: Hövding
geschrieben von Gastautor

Der Hövding stellt das Konzept des Fahrradhelms auf den Kopf. Statt eines festen Helms ist er ein um den Hals getragener Kragen-Airbag aus reißfestem Nylonstoff, der sich bei einem Unfall in einer Zehntelsekunde aufbläht. Tim Schumacher hat den Hövding getestet.

Der Hövding schützt fast den gesamten Kopf, während das Sichtfeld frei bleibt – und das ganz ohne Helm. Das ist der Anspruch der Macher aus Schweden. Er bietet laut Herstellerangaben dreimal mehr Stoßdämpfung als herkömmliche Helme und ist bequemer zu tragen, was ein großer Vorteil für jemanden wie mich ist, der sonst kein großer Fan von Helmen ist. Auf der offiziellen Website sieht das dann so aus:

Der Hövding Airbag in passivem und aufgeblasenem Zustand (Bild: Hövding)

Auf der linken Seite sieht man den Hövding im passiven Zustand. Über einen Regler neben dem Reißverschluss schaltet man ihn vor der Fahrt an. Von da an gleicht er sämtliche Bewegungen mit festen Mustern ab, die laut den Machern durch Tausende Unfälle von Stuntfahrern oder Crashtest-Dummies gewonnen wurden. Somit sei der Hövding sehr präzise im Erkennen von Unfallsituationen und im Unterscheiden von normalen, ungefährlichen Bewegungen.


Neue Stellenangebote

Growth Marketing Manager:in – Social Media
GOhiring GmbH in Homeoffice
Senior Social Media Manager:in im Corporate Strategy Office (w/d/m)
Haufe Group SE in Freiburg im Breisgau
Senior Communication Manager – Social Media (f/m/d)
E.ON Energy Markets GmbH in Essen

Alle Stellenanzeigen


Löst er dann doch einmal aus, weil die Sensoren, die die Bewegungen des Fahrers analysieren, anschlagen, wird – vereinfacht dargestellt – in kurzer Zeit viel Gas aus einem Generator im Nacken des Hövdings in den Airbag geblasen. Der Druck hält für mehrere Sekunden, sodass der erste Sturz und auch Folgestürze abgefangen werden sollen (Bild rechts).

Hövding: Inbetriebnahme einfach und schnell

Die Inbetriebnahme des Hövding ist denkbar einfach. Nach dem Auspacken muss man zunächst die Batterie laden, die hält etwa 10 Stunden. Das Laden erfolgt mit einem USB-Kabel oder einem Standard-Handy-Ladegerät mit Micro-USB. Letzteres ist nicht im Paket für 299 Euro enthalten.

Um den Hövding zu verwenden, legt man ihn einfach um den Hals, schließt den Reißverschluss und dann einen zusätzlichen Knopf, der gleichzeitig auch als Ein/Aus-Schalter fungiert – ziemlich smartes Produkt-Design.

Der Tragekomfort hängt von der Jacke ab. Mit einer schweren Winterjacke fühlt sich die dreieckige Gasgenerator-Einheit auf der Rückseite ziemlich unbequem an (aber immer noch besser als ein normaler Helm). Ohne eine schwere Jacke ist es prima.

Hövding: Wie sicher ist der Fahrrad-Airbag?

Die wichtigste Frage ist sicherlich die nach der Effektivität und Sicherheit im Fall eines Unfalls. Das wiederum ist naturgemäß für einen Endverbraucher wie mich ziemlich schwierig zu testen, denn der Hövding ist nur einmal verwendbar. Wenn er jemals bei einem Unfall verwendet wird, muss man einen neuen kaufen (das Unternehmen bietet den Umtausch zu reduzierten 199 Euro an, wenn man den Hövding nach einem Unfall austauscht).

Bis heute wurden weltweit über 10.000 Hövding-Airbags verkauft und das Unternehmen sagt, dass es „mindestens 100 Fälle kennt, in denen der Hövding einen Radfahrer bei einem Unfall geschützt und vielleicht sogar Leben gerettet hat“. Das klingt nach keiner schlechten Quote. Online gibt es ein paar lustige und auch weniger lustige YouTube-Videos von Hövding-Testern.

Und auch Stefan Raab hat live bei TV Total (ab Minute 5:40) einmal den Hövding ausprobiert.

Ich persönlich vertraue da eher auf eine Stanford-Studie. Die Wissenschaftler dort stellten im Rahmen ihrer Forschung fest, dass die Dicke und die Festigkeit des Hövding „so gut wie ideal“ seien, um vor Gehirnerschütterungen und Schädel-Hirn-Traumata bei Verkehrsunfällen zu schützen. Sie kamen zu dem Fazit, „dass Hövdings Airbag das Risiko für Hirnschäden im Vergleich zu herkömmlichen Fahrradhelmen um bis zu acht Mal reduziert“.

In der Stanford-Studie “Modelling and optimization of airbag helmets for preventing head injuries” heißt es:

Most conventional helmets are made of extended polystyrene (EPS) foam with a thin plastic shell. In contrast to a traditional helmet, when turned on a Hövding records the cyclist’s movements 200 times a second.  In the event of an accident, the cyclist’s abnormal movement is detected and the airbag fully inflates in 0.1 seconds.  Crucially, the airbag will protect both the head and neck covering a much larger area than a traditional cycle helmet, therefore minimising harmful impact.

Klingt plausibel.

Fazit: Teuer, aber gut durchdacht

Mir gefällt das Produkt und es ist gut durchdacht. Ich vertraue auf seine Effektivität und werde es nutzen. Billig ist der Hövding mit seinen 299 Euro sicher nicht. Aber selbst bei einer nur kleinen Wahrscheinlichkeit eines Unfalls lohnt er sich – insbesondere für Menschen, die lieber ohne Sicherung fahren, statt einen Helm aufzusetzen. Zu hoffen bleibt, dass der Preis sinkt, damit der Hövding in Zukunft mehr Menschen erreicht. Wer ihn jetzt schon haben will, kann ihn bei hier bei Amazon bestellen.

Auch interessant: Im Test – der Roaming-Mobilfunktarif für Europareisende

Über den Autor

Gastautor

Hier schreibt von Zeit zu Zeit ein Gastautor auf BASIC thinking. Du hast ein spannendes Thema für uns? Wir freuen uns auf deine E-Mail!

Kommentare

  • […] wer viel und vor allem schnell mit dem Fahrrad unterwegs ist, sollte einen Helm tragen. Dass diese Dinger nicht immer besonders gut aussehen, weiß jeder. Und das dürfte natürlich auch ein Grund für viele sein, keinen zu tragen. All diese Fahrradhelmhasser könnte also der „Hövding“ interessieren, ein im geschlossenen Zustand fast unsichtbarer Helm, der im Fall der Fälle zum Airbag für den Kopf wird. Besser als herkömmliche Helfe schützen soll er außerdem. Tim Schumacher hat ihn für uns getestet. […]