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Arsenal London: Moderner Fußball seit 1925

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geschrieben von Philipp Ostsieker

Die Kommerzialisierung im Fußball kann man mögen oder nicht. Nicht streiten lässt sich darüber, dass dieser Prozess nicht erst fünf oder zehn Jahre alt ist – auch dank Arsenal London.

Generell setzt sich matchplan vor allem mit der Entwicklung von Marken in digitalen Kanälen auseinander. Der Blick auf den Artikel aus einer 2014er Ausgabe der brand eins ist aber Kanal-unabhängig spannend, um zu begreifen, wie das Geschäft Fußball schon vor knapp einhundert Jahren gedacht wurde.

Fußball war in den 1920er Jahren noch kein Volkssport in England, höchstens 30.000 Zuschauer besuchten die Top-Spiele und die beliebtesten Sportarten waren Hunde- und Motorradrennen. Am 11. Mai 1925 erschien in der Sportzeitung »Athletic News« dann die folgende Stellenanzeige:


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Arsenal Football Club nimmt Bewerbungen für die Position des Teammanagers entgegen. Er muss über große Erfahrungen und Qualifikationen verfügen, sowohl fachlich als auch charakterlich. Herrschaften, deren einzige Fähigkeit beim Aufbau einer großen Mannschaft auf exorbitant hohen Transfersummen beruht, brauchen sich gar nicht erst zu bewerben.

Durchsetzen konnte sich schließlich Herbert Chapman, der 2.000 Pfund im Jahr verdiente und Arsenal London 1931 und 1933 zum Meistertitel führte. Neben seinen sportlichen Erfolgen bemühte sich Chapman aber auch abseits des Platzes um die Weiterentwicklung seines Klubs.

Die Fans waren alles andere als reich, pro Spiel besuchten 20.000 treue Zuschauer die Heimspiele. Herbert Chapmans Ziel: Ein Aufenthalt im Stadion müsste so angenehm wie möglich sein.

Konflikt mit der FA

Nur eine von vier Tribünen war damals überdacht, bei Regen wurden also drei Viertel der Fans nass. Also Chapman realisierte 1932 den Bau der neuen Westtribüne, die immerhin 4.100 Fans Schutz bieten konnte. Kosten: 45.000 Pfund, die Ausgaben waren in Zeiten der Weltwirtschaftskrise höchst umstritten. 1936 folgte die neue Osttribüne für 130.000 Pfund.

Auch die Spiele sollten spannender gestaltet werden. Chapman geriet in einen Konflikt mit dem britischen Fußballverband (FA), weil er eine große Stadionuhr installieren wollte, die je Halbzeit 45 Minuten herunter zählte. Die FA befand, dass die Uhr einen zu großen Druck auf die Schiedsrichter ausüben würde, immerhin durfte letztlich eine normale Uhr an der Südseite des Stadions aufgestellt werden.

Ohne Probleme hingegen war die Umsetzung seiner Idee, Fans Live-Musik vor dem Spiel und in der Halbzeitpause zu bieten.

In dieser Zeit stiegen auch die Transferausgaben von Arsenal London und man war mittlerweile gezwungen, mindestens 40.000 Zuschauer pro Spiel anzulocken.

Arsenal London: Europas berühmteste Fußballmarke

1932 gelang Herbert Chapman ebenfalls sein größter Marketing-Coup. Tausende U-Bahn-Fahrpläne und -Tickets mussten neu gedruckt werden, weil die U-Bahn-Station neben dem damaligen Arsenal Stadium umbenannt wurde. Statt dem eigentlichen Standort “Gillespie Road” setzte der Trainer durch, dass die Station fortan “Arsenal” heißen sollte.

Keines der Stadien der anderen Londoner Erstligavereine (FC Chelsea, die Tottenham Hotspurs, West Ham United, Crystal Palace) ist so leicht zu finden wie das von Arsenal London.

Zu jenem Zeitpunkt war Arsenal London europaweit vermutlich die berühmteste Fußballmarke. Die Ideen erscheinen aus heutiger Sicht vergleichsweise banal, die generellen Bedürfnisse haben sich kaum verändert. Schon hier zeigte sich die gegenseitige Abhängigkeit der Faktoren Sport, Show und Geld.

Viele Fans fragen sicherlich zurecht: “Wann ist es mal genug?”. Solange aber Klubs miteinander im professionellen Wettbewerb stehen, werden diese immer wieder versuchen, ihre eigene sportliche und finanzielle Position zu verbessern. Ligen und Verbände können zwar teils kontrollierend eingreifen, aber das Streben der Klubs auf Dauer nicht stoppen.

Über den Autor

Philipp Ostsieker

Philipp Ostsieker ist Medien- und Digitalmanager aus Hamburg. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als selbstständiger Digital Content Strategist schreibt Philipp für BASIC thinking die Kolumne „Matchplan“, in der er über den Tellerrand blickt und durch die innovativen Ideen der Sportbranche führt.