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Studie belegt: Taxifahrer zocken Ortsfremde und Frauen öfter ab

Taxi Stadt
Foto: Pixabay
geschrieben von Marinela Potor

Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein: Egal, ob ihr euch als Ortsfremder in New York, Hamburg oder Bangkok in ein Taxi setzt, ihr könnt davon ausgehen, dass ihr für den Service draufzahlt. Dass das nicht nur ein Vorurteil ist, belegt jetzt eine gemeinsame Studie der Uni Köln und der Uni Innsbruck. Ihr Fazit: Taxifahrer zocken vor allem Fremde und Frauen ab.

Unwissen führt zu Abzocke

Berechnen Taxifahrer Fahrgästen ohne Orstkenntnisse zuviel? Den Verdacht hatten wir wohl alle schon auf der einen oder anderen Reise. Denn gerade wenn man sich nicht auskennt und auf den Fahrer verlassen muss, kann dieses Unwissen natürlich von lokalen Taxifahrern ausgenutzt werden.

Auch wenn dies sicher nicht für alle Taxifahrer gilt: Viele nutzen die Unkenntnisse ihrer Fahrgäste schamlos aus. Das hat jetzt Professor Dr. Matthias Sutter vom Lehrstuhl „Economics: Design and Behavior“ der Universität zu Köln zusammen mit seinen Kollegen Loukas Balafoutas und Rudolf Kerschbamer von der Universität Innsbruck in einer Studie nachgewiesen.


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Untersucht wurde, ob den Fahrgästen zu viel berechnet wurde und ob zusätzliche, nicht genutzte Dienste abgerechnet wurden. Ziel war es dabei, moralisches Fehlverhalten zweiten Grades zu untersuchen. Das erfolgt, wenn der Anbieter einer Dienstleistung (hier der Taxifahrer) das Unwissen seines Kunden ausnutzt, um ihm mehr Geld aus der Tasche ziehen zu können.

Dazu fuhren vier Testfahrer (zwei Frauen und zwei Männer) insgesamt 400 Mal mit einem Taxi die gleiche Strecke in Athen. Bei der Hälfte der Fahrten sagten die Passagiere:  „Ich möchte nach … Wissen Sie, wo das ist? Ich komme nicht aus Athen. Kann ich am Ende der Fahrt eine Quittung haben?“ Die andere Hälfte der Fahrten wurde ergänzt mit: „Ich brauche die Quittung, um die Kosten von einem Arbeitgeber erstattet zu bekommen.“

Frauen müssen besonders oft draufzahlen

Gerade mit diesem Satz schienen die Passagiere das betrügerische Verhalten der Fahrer anzuregen. Das Ergebnis: Bei 112 von 400 Fahrten (mehr als ein Viertel) wurde den Insassen zu viel berechnet. Ihr Fahrpreis stieg im Schnitt um 7 Prozent. Nach den Erkenntnissen der Studie berechnen Taxifahrern ihren Passagieren vor allem dann höhere Preise, wenn sie wissen, dass ihre Gäste sich nicht auskennen – und jemand anderes für die Fahrt zahlt.

Nochmals draufzahlen müssen anscheinend Frauen. In einer vergleichbaren Situation wurden sie doppelt so häufig abgezockt wie Männer.

Die Trickkiste der Taxifahrer

Um ihre Fahrgäste ausnehmen zu können, griffen die Taxifahrer in die Transport-Trickkiste. Mehr als zwei Drittel der Fahrer erfanden Fantasieleistungen, wie etwa eine Extragebühr für die Fahrt vom Flughafen. In 14 Fällen waren die Taxameter manipuliert oder die Fahrer verlangten den teureren Nachttarif. In 5 Prozent der Fälle rundeten die Fahrer den Preis einfach auf.

Immerhin: Umwege fuhren die Taxifahrer dafür nicht.

„Das Experiment zeigt, dass moralisches Fehlverhalten einen wirtschaftlich wichtigen und statistisch signifikanten positiven Effekt auf die Wahrscheinlichkeit und die Höhe der zu viel berechneten Beträge hat“, erklärt Matthias Sutter. Mit anderen Worten: Wenn eine Dienstleistung auf reinem Vertrauen basiert und vom Empfänger nicht direkt nachgeprüft werden kann, ist die Versuchung hoch, dafür mehr zu verlangen.

Die Studie „Second-Degree Moral Hazard in a Real-World Credence Goods Market“ ist im “The Economic Journal” erschienen. Ihr könnt sie hier nachlesen.

Auch interessant: „Ich hatte schon Mörder im Auto…“ – wenn ein Taxifahrer aus dem Nähkästchen plaudert

Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.

Kommentare

  • @„Untersucht wurde, ob den Fahrgästen zu viel berechnet wurde und ob zusätzliche, nicht genutzte, Dienste abgerechnet wurden. … Dazu fuhren vier Testfahrer (…) insgesamt 400 Mal mit einem Taxi die gleiche Strecke in Athen.“

    Was bitte kann aus einer solchen Athen-Studie für „New York, Hamburg Bangkok“ abgeleitet werden? Eine „Transport-Trickkiste“ mit „Fantasieleistungen“ sollte es jedenfalls in Hamburg nicht geben, weil dort Taxifahrer/innen u.a. einen Abdruck der Taxenordnung mitzuführen und dem Fahrgast auf Verlangen vorzulegen haben. Darin sind die Beförderungsentgelte geregelt (§2).

    • Hallo Frank!
      Wenn du genau auf die Studie schaust (s. Link unten im Artikel), bestätigt die Studie sogar das was du sagst. Denn es wurde ja auch festgestellt, dass Taxifahrer viel ehrlicher waren, wenn die Fahrgäste nicht gesagt hatten, dass ihre Firma die Spesen zahlt. Also: je klarer die Grenzen, desto weniger wird versucht, die Gäste auszutricksen. Wenn es in Hamburg also z.B. viel klarere Gesetze und Regelungen gibt, ist auch die Versuchung, bzw. überhaupt die Möglichkeit geringer, jemandem mehr Geld abzuverlangen. Also: Ich kann nicht betrügen, wenn ich das technisch gar nicht kann.
      Es wäre aber interessant zu sehen, wie diese Testfahrt in anderen Ländern ablaufen würde. Und was ich mich auch gefragt habe: Wurden die Fahrgäste vielleicht nochmal mehr abgezogen, weil sie Geschäftsreisende waren? Da sieht man ja auch reicher aus als ein reisender Backpacker. Da müssen wir wohl eine weitere Studie abwarten…