Arbeiten wo man will und wann man will. Flexible Arbeitszeitmodelle klingen verlockend. Und immer mehr Menschen wünschen sich diese Flexibilität. Aber wie so oft ist auch hier nicht alles Gold, was glänzt. Denn flexible Arbeitsmodelle haben durchaus auch Nachteile, sowohl für die Arbeitgeber als auch insbesondere für Arbeitnehmer.
Die Vorteile von flexiblen Arbeitszeitmodellen scheinen offensichtlich: Bessere Work-Life-Balance, weniger Fahrtzeiten, produktiveres Arbeiten und mehr Zeit zu Hause und mit der Familie. Flexible Arbeitszeitmodelle entsprechen dem modernen Lebensstil. Sie ermöglichen einen größeren Grad der Selbstbestimmtheit und Selbstverwirklichung.
Auch für die Arbeitgeber können flexible Arbeitszeitmodelle zahlreiche Vorteile haben. Von einer meist besseren Arbeitszufriedenheit und höherem Commitment, weniger Ausfallzeiten durch Krankheit bis hin zu einem positiven Firmenimage als modernes und arbeitnehmerfreundliches Unternehmen. Warum sollten also nicht alle Menschen solche flexiblen Arbeitsmodelle anstreben?
Neue Stellenangebote
Growth Marketing Manager:in – Social Media GOhiring GmbH in Homeoffice |
||
Mitarbeiter*in (m/w/d) für Social Media, Öffentlichkeitsarbeit und Städtepartnerschaft (m/w/d) meinestadt.de in Sachsenheim |
||
Journalist (m/w/d) als Leiter PR und Social-Media NOMOS Glashütte/SA Roland Schwertner KG in Berlin |
Wenn nur noch der Postbote klingelt
Neben den vielen Vorteilen dieser neuen, flexiblen Arbeitsmodelle gibt es aber eben auch eine ganze Reihe von Nachteilen. Bei all der Euphorie um die coolen, neuen Modelle, werden die oft übersehen.
Für den Arbeitgeber sind dies insbesondere höhere Anforderungen an die Organisation im Team. Es ist komplizierter, Meetings abzuhalten oder das ganze Team zu briefen, wenn die Belegschaft nie zur gleichen Zeit am gleichen Ort ist. Auch ein größeres Vertrauen in die Mitarbeiter ist meist notwendig. Diese Probleme lassen sich jedoch durch gute Organisation relativ gut lösen.
Bei den Nachteilen für den Arbeitnehmer ist dies hingegen nicht ganz so einfach. Manche Menschen werden diese Nachteile gerne in Kauf nehmen oder deutlich weniger unter ihnen leiden als unter den Nachteilen des traditionellen Bürojobs. Für viele andere Menschen hingegen kann das flexible Arbeiten sogar richtig gefährlich für die physische und psychische Gesundheit werden. Zunächst einmal stellt das flexible Arbeiten besonders hohe Anforderungen an die Selbstdisziplin, Motivation und Struktur. Aber auch darüber hinaus kann das flexible Arbeiten zahlreiche Nachteile mit sich bringen.
Hallo, Einsamkeit
Wer nicht täglich ins Büro geht, der muss sich zwar nicht mit dem Lärm und den nervigen Kollegen im Büro herumschlagen, aber bei dem entfällt eben auch der persönliche Austausch mit diesen Kollegen. Gerade der Smalltalk, das morgendliche Grüßen und der kurze Plausch an der Kaffeemaschine finden nicht mehr statt. Wer von zu Hause aus arbeitet, der sieht mitunter außer der Familie keine weiteren Menschen am Tag. Wer alleine lebt, der sieht möglicherweise tagelang niemanden. Außer vielleicht den Postboten. Dies kann zu Vereinsamung und sozialer Isolation führen.
Gerade für sozial unsichere Menschen, denen es schwer fällt aus sich heraus soziale Kontakte herzustellen und aufrechtzuerhalten, kann dies ein großes Problem darstellen.
Es stellt auch besondere Herausforderungen an die Partnerschaft. Denn der Partner, der nach einem Bürotag erschöpft nach Hause kommt, möchte meist nur seine Ruhe. Wer aber den ganzen Tag mit niemandem gesprochen hat, der hat häufig ein größeres Kommunikationsbedürfnis. Hier ist besonders wichtig, dass beide Seiten ihre Bedürfnisse klar kommunizieren und sich gegenseitig ausreichend Platz einräumen.
So krank ist man dann ja doch nicht
Für den Arbeitgeber ein Vorteil, für den Arbeitnehmer kann es jedoch schnell zur Gefahr werden: Wer von zu Hause arbeitet, neigt dazu auch dann zu arbeiten, wenn er eigentlich krank ist. Während man bei einem Bürojob vielleicht den Tag frei genommen hätte, so ist es zu Hause deutlich einfacher nur den Vormittag im Bett zu bleiben und dann doch noch E-Mails zu beantworten oder an dem so dringenden Projekt weiterzuarbeiten.
Zum Einen eben weil es einfacher ist. Zum Anderen aber auch, weil das schlechte Gewissen zu Hause oft viel stärker ist. Denn so krank ist man ja nun doch nicht, oder? Außerdem kann keiner sehen, dass man krank ist und die Angst nicht ernst genommen zu werden ist daher oft groß. Hier ist es besonders wichtig, auf die eigene Gesundheit zu achten. Denn sonst erhöht sich die Gefahr eines Burnouts trotz der vermeintlichen Vorteile der Heimarbeit.
Risiko Burnout
Wer sich für eine verkürzte Woche entscheidet, hat zwar mehr Tage um sich am Wochenende zu erholen, arbeitet aber gleichzeitig an den anderen Tagen mehr und intensiver. Was also vermeintlich mehr Ruhe und Zeit bringt, bedeutet gleichzeitig auch mehr Stress und Zeitdruck an den verbleibenden Arbeitstagen.
Auch wer sich für ein Teilzeitmodell entscheidet, muss an den verbleibenden Arbeitstagen oder in den reduzierten Stunden meist ähnlich viele Besprechungen und feste Termine unterbringen wie der Vollzeitarbeitende. Wenn diese Termine erst mal alle überstanden sind, bleibt oft kaum noch Zeit für die eigentliche Arbeit. Geschweige denn für eine Kaffeepause und einen Schwatz mit den Kollegen. Das Arbeiten unter einem solchen erhöhten Zeitdruck erhöht gleichzeitig das Risiko für Stress und Burnout.
Dies trifft auch für Heimarbeiter zu, die sehr oft dazu neigen, auch am Abend und Wochenende zu arbeiten und sich nicht ausreichend Pausen zu gönnen. Der Feierabend und das Abschalten ist aber wichtig für die psychische Gesundheit und auch wer von zu Hause aus arbeitet, sollte versuchen möglichst klare Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit zu ziehen. Sei es durch ein getrenntes Arbeitszimmer, durch das Abschalten des Arbeitstelefons oder das Nicht-Synchronisieren von E-Mails auf dem privaten Handy.
Schatz, kannst du mal eben die Wäsche aufhängen?
Arbeitnehmer in flexiblen Arbeitszeitmodellen sehen sich häufig mit Unverständnis von Familie und Freunden konfrontiert. Wenn man wie ich, als digitale Nomadin arbeitet, wird besonders häufig in Frage gestellt, ob man denn überhaupt arbeite. Aber auch wer von zu Hause aus oder in einem verkürzten Tagesmodell arbeitet, erlebt dies regelmäßig.
Wer den ganzen Tag zu Hause ist, von dem wird oft auch erwartet, dass er zwischendurch mal schnell die Wäsche aufhängt oder den Handwerker rein lässt. Dass dies für den Arbeitsfluss nicht gerade förderlich ist, wird dabei oft übersehen und es kann leicht zu Konflikten mit dem Partner kommen, insbesondere wenn dieser ganz regulär täglich ins Büro muss.
Auch Kollegen, die diese Flexibilität nicht genießen, können neidisch werden und dies kann die Zusammenarbeit im Team deutlich erschweren. Auch hier ist eine klare und offene Kommunikation mit dem Partner und der Familie besonders wichtig. Für eine gesunde menschliche Psyche ist es wichtig, sich ernst genommen und in und mit seiner Arbeit wertgeschätzt zu fühlen.
Arbeit ist Freizeit ist Arbeit ist…
Der Weg zur Arbeit stellt traditionell eine Phase des Übergangs dar, während der man sich morgens langsam auf den bevorstehenden Arbeitstag einstellen kann und abends wieder abschalten kann, bevor man zu Hause ankommt. Wer von zu Hause arbeitet, kann direkt aus dem Bett an den Schreibtisch fallen. Und muss sich dafür nicht mal Duschen oder Anziehen. Was natürlich sehr praktisch ist, aber gleichzeitig eben auch bedeutet, dass es kaum noch Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit gibt.
Dies ist natürlich heutzutage ein Problem, das generell immer mehr Menschen betrifft. Wer von uns liest nicht „mal eben noch“ abends E-Mails oder stellt das Telefon neben das Bett, „für den Notfall“. Doch für diejenigen, die den ganzen Tag zu Hause sind und die vielen Vorteile der flexiblen Arbeitszeiten genießen, trifft dies noch deutlicher zu.
Wer mittags eine lange Pause macht oder nachmittags die Kinder vom Kindergarten abholt, der wird sich abends noch mal an den Laptop setzen. Oder eben auch am Wochenende noch schnell eine E-Mail beantworten. Hierunter leiden am Ende auch oft die Familien oder Partner – und die eigene psychische Gesundheit.
Homeoffice – für manche ein Albtraum
In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden, dass Arbeitnehmer im Homeoffice mehr negative Emotionen erleben als Bürogänger. Hierzu gehörten neben erhöhter Einsamkeit und Reizbarkeit auch vermehrte Sorgen und Schuldgefühle. Insgesamt scheint die psychische Gesundheit von Heimarbeitern schlechter zu sein als die von Menschen, die in einem traditionellen Arbeitsmodell im Büro tätig sind.
Vermutlich sind manche Menschen dabei besonders anfällig für die negativen Aspekte des flexiblen Arbeitens. Wer sich in den oben genannten Punkten wiederfindet, der sollte sich das mit der flexiblen Arbeit also lieber noch mal überlegen. Wer schon von im Vorfeld Schwierigkeiten hat sich selbst zu strukturieren und zu motivieren, wer zu sozialem Rückzug neigt oder eine Veranlagung für Burnout und Depressionen hat, der wird sich im Büro deutlich besser entfalten können als zu Hause.
Während die Vorteile der flexiblen Arbeit für manche Menschen unglaublich wertvoll sind, gibt es doch viel mehr Menschen, die in einem Büro, durch die vorgegebene Struktur, den unmittelbaren Austausch mit Kollegen und den unmittelbaren Druck regelrecht zu Höchstleistungen aufblühen.
Wie seht ihr das? Würdet ihr euren Bürojob gegen ein flexibles Modell aufgeben oder kriegt ihr die Krätze, wenn ihr nur an einen geregelten Arbeitstag denkt?
Auch interessant: Digitale Nomaden light? Ortsunabhängig arbeiten in der Nachbarschaft