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Interview: Bei Mandy Raasch trifft Vanlife auf Rock ’n‘ Roll

geschrieben von Marinela Potor

Neun Monate und 27 Tage – so lange ist Mandy Raasch bereits mit ihrem Van unterwegs. Ihre Wohnung in Berlin hat sie im vergangenen Jahr aufgegeben, ihr Auto ist seitdem ihr neues Zuhause. Im Interview mit Mobility Mag spricht Mandy Raasch über das Leben im Van, ihre Liebe zum Britpop und warum ein Reiseblog für sie kein Businessmodell ist.

Mandy Raasch ist in der Nähe von Lissabon als ich sie über Skype erreiche – und gerade dabei ihre Wäsche zu waschen. So unformell wie ihre Interviews, geht sie auch ihre Reisen an. Einfach mal machen und schauen was passiert, scheint dabei ihr Motto zu sein. Bisher ist sie damit sehr gut gefahren …

Mandy, wie bist du eigentlich auf den Van gekommen?


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Das war eigentlich eine sehr spontane Entscheidung. Ich muss dazu sagen, dass ich nie vorher Urlaub im Wohnwagen gemacht habe oder eine große Camperin bin. Es war aber schon immer eine sehr romantische Idee von mir, einfach all mein Hab und Gut in ein Auto zu packen und drauf loszufahren. Ganz spontan sein und dem eigenen Rhythmus folgen. Tja, und dann habe ich mir einfach einen ausgebauten Van gekauft und konnte es mir ehrlich gesagt nicht leisten, sowohl den Van als auch die Wohnung in Berlin gleichzeitig zu unterhalten. Also ist der Van nun auch aus sehr pragmatischen Gründen zu meiner neuen Wohnung geworden und ich bin erstmal auf unbestimmte Zeit auf Reisen.

Was für einen Van hast du denn genau?

Dem muss ich vorausschicken, dass ich eigentlich keine Ahnung von Autos habe. Ich wollte also ein neues Modell, das mir nicht dauernd zusammenbricht und an dem ich nicht mitten auf der Strecke herumschrauben muss. Mir war auch klar, dass ich ein Kastenmodell wollte, einfach weil es kleiner ist als die klassischen Wohnwagen und da ich noch nie einen Van gefahren bin, war mir ein kleineres Modell lieber. Es ist dann letztendlich der VanTourer 600L geworden.

Also das vollautomatische, Komfortmodell…

Ganz genau! Ich weiß, das klingt ein wenig spießig. Und wenn ich nur ein paar Monate auf Reisen gegangen wäre, hätte ich mir auch eine rustikalere Variante vorstellen können. Aber so als Ersatz-Wohnung, da wollte ich schon eine voll ausgestattete Küche, ein Klo, einen Kühlschrank, Heizung und Dusche haben. Gerade wenn es draußen nicht so warm ist, beneide ich andere Van-Reisende und ihre Außenduschen definitiv nicht.

Wo kommen bei dir im Van denn Strom und Wasser her?

Das Wasser wird in einen internen Tank gepumpt. Da passen etwa 100 Liter hinein, und ich versuche damit auch sehr sparsam umzugehen, sodass das schon vier bis fünf Tage reicht. Strom bekomme ich über Solarzellen und im Notfall kann ich auch Strom extern, zum Beispiel auf einem Campingplatz aufladen. Da gönne ich mir dann übrigens auch mal ausgiebigere Duschen.

Apropos Campingplatz: Stellst du deinen Van auch nachts dort ab oder wo verbringst du die Nacht?

Das habe ich vor allem am Anfang gemacht, weil ich ja erstens noch nie alleine mit einem Van unterwegs war und mir das auch sicherer schien. Aber mittlerweile ist mir das auf Dauer zu teuer und ich finde es auch viel schöner, einfach frei zu parken.

Was bedeutet denn „frei parken“?

Da parke ich dann meistens in der Natur, also an einem Strand, der mir gefällt oder im Wald. Einfach ein einem schönen, idyllischen Ort.

Das klingt jetzt nicht gerade sicher, allein, als Frau nachts im Wald …

Es ist sogar sehr viel sicherer als das Parken in einer Stadt. Das musste ich auch erst lernen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass jemand genau deinen einsamen Ort findet und dich ausraubt ist sehr gering. Ich fahre die Plätze aber auch nicht mitten in der Nacht an, sondern schon am Nachmittag, um sie mir in Ruhe anschauen zu können. In einer Stadt dagegen, wo Kriminelle genau wissen, wo Camper nachts parken, ist es viel gefährlicher. In Valencia zum Beispiel wurde einem Reisenden, der direkt neben mir geparkt hatte, das Rad geklaut. Es gibt aber auch sehr hilfreiche Apps, wie zum Beispiel park4night, in der Nutzer selbst Tipps zu freien Stellplätzen eintragen und aktualisieren können.

Wo warst du bisher denn schon überhaupt und wie gefällt dir das Reisen im Van?

Ich habe in Skandinavien angefangen, und bin dann von dort aus in den Süden, nach Spanien und Portugal gereist. Aktuell bin ich in Portugal und gehe das Reisen auch viel langsamer an. Am Anfang bin ich viel zu schnell gereist. Ich nehme mir mittlerweile viel mehr Zeit und bin auch gerne länger an einem Ort, wenn er mir gut gefällt. Ich habe zwar eine grobe Reiseroute, aber ich versuche auch nicht zu viel zu planen, da ich sowieso weiß, dass sich doch noch auf Reisen so viel in letzter Minute ändern kann.

Das Reisen im Van gefällt mir super! Es gab bisher auch noch keine Momente, in denen ich dachte, dass ich zurück nach Hause wollte. Es ist auch generell absolut okay für mich, lange allein zu sein. Wobei ich auch schnell und einfach über Facebook-Gruppen Kontakte zu anderen Campern knüpfen kann, wenn ich mal wieder merke, ich muss mit anderen Menschen kommunizieren. Das Einzige was mir dabei Leid tut, ist, dass es gerade in Portugal nicht so leicht ist, Locals kennen zu lernen. Man trifft doch überwiegend Deutsche, Franzosen oder Reisende aus Großbritannien.

Du bist ja auch jemand, der musikalisch sehr viel unterwegs ist auf Reisen. Dein Blog heißt dementsprechend auch “Moovin ’n‘ Groovin”. Was hat es denn damit auf sich?

Ich bin schon immer jemand gewesen, der Bands immer live sehen wollte. Wenn ich nur eine CD höre, kann ich gar nicht sagen, ob mir die Musik gefällt oder nicht. Deswegen gehe ich auch so oft ich kann auf Konzerte. Auf Reisen versuche ich das zum Beispiel mit Festivalbesuchen zu verknüpfen oder auch einfach in einem Ort in eine Kneipe eine Live-Band zu sehen, wenn ich kann. Das ist übrigens auch eine tolle Art, um Menschen vor Ort kennen zu lernen und um eine authentische Atmosphäre zu erleben.

Hast du dabei eine bevorzugte Musikrichtung?

Ganz klar, Britpop. Wenn ich auf Konzerte von klassischen Britpop-Bands gehe, mag ich dabei sogar oft die Vorgruppen noch viel lieber als den Hauptact, einfach weil sie mir rauer und authentischer vorkommen. Daher will ich auch in diesem Jahr unbedingt nach Großbritannien. Ich stelle mir das so vor, dass ich dann in irgendeine beliebige Kneipe gehe, eine Band spielt, die wahrscheinlich gar nicht so toll ist und ich absolut begeistert bin.

Du reist ja nicht nur und schaust dir Musik an, du arbeitest nebenher auch noch als Webdesignerin. Wie funktioniert das denn?

Technisch ist das ganz leicht. Ich habe ein mobiles Modem und kaufe dann immer in dem jeweiligen Land eine lokale SIM-Karte. Das funktioniert überraschend gut – außer in Deutschland. Da war ich wirklich überrascht, wie schlecht der WLAN-Empfang zum Teil ist. In allen anderen Ländern hatte ich immer sehr guten Empfang. Was die Arbeit an sich angeht, war ich auch schon vor meiner Van-Reise selbstständig und habe einfach meine alten Kunden behalten. Das war für mich also vielleicht einfacher als für viele, die in das Nomadenleben ohne Job starten. Das einzige Manko an diesem Leben ist, wie bei vielen anderen Ortsunabhängigen auch, dass man nur sehr selten offline sein kann.

Du verdienst also nicht, wie so viele, über deinen Reiseblog Geld?

Nein, das halte ich auch für einen großen Fehler. Viele gehen da sehr unvorbereitet ran und denken, sie könnten schon irgendwie Geld über ihr Blog verdienen. Für mich ist das die falsche Motivation. Ich führe mein Blog, weil es mir einfach Spaß macht und es mich freut, auch anderen Reisenden helfen zu können. Gut, wenn ich mir damit etwas dazu verdienen kann, wie auch aktuell, nehme ich das natürlich gerne an, auch wenn das im Moment eher ein Taschengeld ist. Ich habe aber auch nicht vor, das Blog komplett zu monetarisieren, das fände ich weder für mich noch für meine Leser sehr ansprechend.

Wie sehen deine zukünftigen Reisepläne aus?

Der grobe Plan ist erstmal in Spanien und Portugal zu überwintern und dann, wenn es warm ist, nach Großbritannien zu fahren. Den nächsten Winter würde ich dann gerne in Albanien und Griechenland verbringen. Ich nehme Europa generell erstmal als Testphase und taste mich so vorsichtig an andere Ziele heran. Ich würde zum Beispiel auch sehr gerne in Zukunft den amerikanischen Kontinent bereisen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.

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