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Übernimmt der Moneyball-Guru den FC Barnsley?

Übernimmt der Moneyball-Guru den FC Barnsley?
Pexels
geschrieben von Philipp Ostsieker

Billy Beane hat den als „Moneyball“ bekannten, statistisch getriebenen Ansatz in der MLB etabliert. Jetzt versucht der Baseball-Manager offenbar, seine Ideen im Mutterland des Fußballs zu testen. Kann das gut gehen?

Der Baseball-Guru ist Teil eines Konsortiums, das von dem chinesisch-amerikanischen Investor Chien Lee und dem amerikanischen Geschäftsmann Paul Conway geleitet wird. Die Gruppe steht kurz vor dem Erwerb von 98,5 Prozent der Anteile am FC Barnsley. Diese Anteile seien dem Konsortium laut FT.com zwischen 10 und 20 Millionen Pfund wert.

Der Großteil des Geldes, um den FC Barnsley, der in der zweithöchsten englischen Spielklasse antritt, soll von Chien Lee und Paul Conway kommen.

Billy Beane ist mittlerweile Executive Vice-President of Baseball Operations beim MLB-Team der Oakland Athletics. Er möchte die Gelegenheit wahrnehmen, sein Wissen und seine Ideen auf den Fußball zu übertragen. Diesen Sport verfolgt er seit Jahren.

Laut FT.com strebt Beane eine zehnprozentige Beteiligung am Klub sowie einen Vorstandsposten an. Er möchte eine Schlüsselrolle in der künftigen strategischen und sportlichen Richtung des Vereins gewinnen.

Wird der FC Barnsley Teil eines Multi-Club Ownerships?

Die Herren Lee und Conway stehen seit einigen Wochen in Verhandlungen mit Patrick Cryne, dem Besitzer des FC Barnsley. Cryne hat endgültige Krebs und schrieb in einem scharfen Brief, der vor einem letzten Spiel veröffentlicht wurde, dass er „auf geliehener Zeit leben“ war. Er dankte den Fans seines Vereins für ihre „Freundlichkeit im Laufe der Jahre“.

Im vergangenen Jahr stieg Chien Lee zum Mehrheitseigentümer des OGC Nizza auf, wo wiederum Paul Conway als Director aktiv ist. Lee hat offenbar schon lange versucht, einen englischen Klub zu übernehmen.

Die beiden Männer hatten sich zuvor mit Übernahmeverhandlungen in Hull, Middlesbrough und Bretford beschäftigt. Das Paar will ein „Netzwerk von Clubs“ auf der ganzen Welt schaffen, innerhalb dessen es Spieler transferieren und entwickeln kann. Wir könnten also ein neues Beispiel für „Multi-Club Ownership“ erleben.

Angeblich streben die Investoren keinen schnell Aufstieg an, sondern möchten den FC Barnsley langsam und ergänzend zu ihren primären Investitionen in Nizza entwickeln.

Chinesische Investoren haben in den vergangenen Jahren mehrere Milliarden Dollar für europäische Fußballvereine, Sponsoring und Sportrechte ausgegeben, nachdem Präsident Xi Jinping eine sportliche Revolution forderte, um China zu einer globalen Kraft im Fußball zu machen.

Chien Lee wird von Blackbridge beraten, einem in Großbritannien ansässigen Fußball-Beratungsunternehmen, das an seinen vergangenen Übernahmen beteiligt war.

Weder der FC Barnsley, die Investoren Lee und Conway noch Billy Beane reagierten auf FT.com-Anfragen zu einer Stellungnahme.

Wiederholt Billy Beane den Moneyball-Erfolg?

Im Falle eines Engagements beim FC Barnsley stünde Billy Beane vor einer vertrauten Herausforderung. Wie bei den Oakland A’s würde er einen unpopulären Klub steuern, der mit finanziell besser aufgestellten Team konkurrieren muss, um sportlichen Erfolg zu erreichen. Der FC Barnsley spielte zuletzt vor zwei Jahrzehnten in der Premier League.

Beane ist einer der Pioniere hinter der Einführung von „Sabermetrics“ im Baseball. Kurz: Er arbeitete mit statistischen Erkenntnissen, um unkonventionelle Vorteile im Spiel zu erlangen, etwa dank der Identifizierung unterbewerteter Spieler, um diese günstig zu erwerben.

Das Beispiel ist im US-Sport populär und inspirierte zahlreiche Teams, nicht nur in der MLB, zur Adaption des datenbasierter Ansätze. Zwar gibt es natürlich grundlegende Unterschiede zwischen Baseball und Fußball, dennoch gibt es spannende Ansätze. In Europa sind etwa der dänische FC Midtjylland sowie die TSG Hoffenheim datenbasiert erfolgreich.

Billy Beane spricht schon lange von seinem großen Interesse am Fußball. Der Wunsch, eine aktive Rolle in einem Fußballklub einzunehmen, ist ebenfalls nicht neu. Immerhin hat er schon den niederländischen Fußballverein AZ Alkmaar beraten.

„Ehrlich gesagt kann ich nicht genug Fußball bekommen“, so Beane in einem Interview mit dem Guardian im Jahr 2014. „Ich sage meinen jingoistischen Freunden in den Vereinigten Staaten, dass es einen Grund gibt, warum es der weltweit erfolgreichste Sport ist. Der Rest des Planeten kann nicht falsch liegen.“

Er fügte hinzu: „Wenn ich nicht ein Spiel live sehen kann, zeichne ich es auf. Sogar wenn ich das Endergebnis kenne, spule ich zurück und schaue das Spiel. Es ist faszinierend. Ich liebe den Sport und das Geschäft. Ich liebe die Tatsache, dass es eine solche Dichotomie zwischen, sagen wir, dem Emirates Stadium [Heimat von Arsenal London] und dem Turf Moor [Heimat des FC Burnley], gibt. Für mich ist es ein Ausbildungsprozess.“

Über den Autor

Philipp Ostsieker

Philipp Ostsieker ist Medien- und Digitalmanager aus Hamburg. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als selbstständiger Digital Content Strategist schreibt Philipp für BASIC thinking die Kolumne „Matchplan“, in der er über den Tellerrand blickt und durch die innovativen Ideen der Sportbranche führt.