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Die TV-Verteilungsschlüssel im europäischen Fußball

Die TV-Verteilungsschlüssel im europäischen Fußball
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geschrieben von Philipp Ostsieker

Wenig überraschend: Die TV-Rechte in der Fußballwirtschaft gewinnen weiter an Bedeutung. Gleichzeitug nehmen die TV-Erlöse die zentrale Rolle in der Gerechtigkeitsdiskussion zwischen den großen und kleinen Klubs der europäischen Top-5-Ligen ein.

Das Team von Football Benchmark hat im Juni die TV-Verteilungsschlüssel der europäischen Top-5-Ligen unter die Lupe genommen. Die wesentliche Erkenntnis: Die Zentralvermarktung hat sich in den Top-Ligen durchgesetzt. Die italienische Serie A (2010) und die spanische LaLiga (2015) haben sich als letzte große Ligen von der dezentralen Vermarktung verabschiedet. Der generelle Trend geht also hin zu einem „gerechteren“ System. Ein „gerechter“ TV-Verteilungsschlüssel ist das Resultat aus meist komplizierten Verhandlungen zahlreicher Stakeholder mit verschiedenen Verhandlungspositionen und Interessen.

Die englische Premier League gilt als „gerechtester Wettbewerb“ innerhalb der europäischen Top-5-Ligen. Das Ratio zwischen dem Erst- und Letztplatzierten lag gerade einmal bei 1,6:1 in der Saison 2016/17. Interessant: Auch wenn die Ligen ähnliche Kriterien für den TV-Verteilungsschlüssel wählen, sind die Resultate dennoch sehr unterschiedlich.


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Im Gegensatz zu ihren Wettbewerbern berücksichtigt die Premier League bei ihren Zahlungen nur die Leistungen der laufenden Saison. Der Stellenwert eines Klubs wird lediglich durch die Häufigkeit der jeweiligen Übertragungen definiert. Zuschauerzahlen pro Team oder Einzugsgebiete sind irrelevant. Um diese Praktik abzurunden, verteilt die Premier League derzeit auch die internationalen TV-Erlöse gleichmäßig auf alle Klubs. Die „Big Six“ der Premier League möchten diese gleichmäßige Verteilung gerne ändern. Das Ratio zwischen dem Erst- und Letztplatzierten würde demnach laut Football Benchmark bei 2,1:1 liegen.

2017/18: Bundesliga modifiziert TV-Verteilungsschlüssel

Bis zur Saison 2016/17 basierte der TV-Verteilungsschlüssel der Bundesliga ausschließlich auf der durchschnittlichen Platzierungen der Klubs in den fünf Saisons zuvor. Das Verteilungs-Ratio der Bundesliga, bezogen auf den nationalen Markt, ist geringer als jenes der Premier League. Die internationalen TV-Erlöse kommen größtenteils nur den deutschen Klubs zugute, die an internationalen Wettbewerben teilnehmen. Das Ratio der Saison 2016/17 liegt mit 3,2:1 näher an den denen der Ligue 1 (3,4:1 in 2014/15) und LaLiga (3,7:1). Die italienische SerieA liegt bei 4,7:1.

Mit Beginn der Saison 2017/18 ändert sich der TV-Verteilungsschlüssel für die zentralen Erlöse der Bundesliga. Die Verteilung basiert nach wie vor auf vergangenen Leistungen. Das neue System belohnt zudem Klubs, die in den letzten zwei Jahrzehnten konstant in der Bundesliga gespielt haben. Zusätzlich profitieren Klubs, die junge nationale Talente gefördert haben sowie Zweitliga-Klubs, die noch bis vor kurzem erstklassig gewesen sind.

Die schrittweise Einführung eines kollektiven, „gerechteren“ TV-Verteilungsschlüssels in den Top-5-Ligen deutet auf eine intensivere Zusammenarbeit der Klubs hin. Diese verzichten teilweise auf kurzfristige Interessen, sondern tragen zum Wohl der Liga als Gesamtprodukt bei. Hundertprozentige Gerechtigkeit erreicht vermutlich keine Liga, aber alle arbeiten an Ökosystemen, in denen die Wettbewerber in ähnlichem Tempo wachsen können.

Diverse Ligen haben der Modifikation ihres TV-Verteilungsschlüssels zugestimmt. Dennoch: Die wichtigsten Stakeholder müssen die am besten geeigneten Metriken regelmäßig überdenken, um eine nachhaltige Methode aufrechtzuerhalten. In einer sich dynamisch ändernden Fußball-Welt werden die Diskussionen eher zunehmen. Der Stellenwert internationaler Medienrechte wird weiter zunehmen und von den steigenden Boni aus UEFA-Wettbewerben profitieren laut Football Benchmark nach wie vor nur einige wenige Klubs.

Über den Autor

Philipp Ostsieker

Philipp Ostsieker ist Medien- und Digitalmanager aus Hamburg. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als selbstständiger Digital Content Strategist schreibt Philipp für BASIC thinking die Kolumne „Matchplan“, in der er über den Tellerrand blickt und durch die innovativen Ideen der Sportbranche führt.