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Disruption im Sport (1/4): VR & AR als „Next Big Thing“?

Disruption im Sport (1/4): VR & AR als "Next Big Thing"?
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geschrieben von Philipp Ostsieker

Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) gelten als „Next Big Thing“ für die Medien- und Unterhaltungsindustrie. In welchem Maße sind die Trends schon im Sport angekommen? Und wie schätzen Experten die Perspektive ein?

PwC hat die 2017er-Ausgabe ihres jährlichen „Sports Survey“ veröffentlicht. Gemäß des Reports schlägt die Sportindustrie Alarm. Die Umsätze in der bislang stark wachsenden Branche brechen ein. Einer der Gründe: die sich extrem wandelnde Mediennutzung der jüngeren Generationen.

Für die Studie hat PwC zwischen Mai und Juni 2017 Vertreter der Sportindustrie zu den wichtigsten Herausforderungen der Branche befragt. Die Ergebnisse basieren auf der Meinung von rund 200 hochrangigen Marktexperten. Im Zentrum der Studie standen aktuelle Schlüsselthemen zur Disruption im Sport. Auf Basis der Studie lest ihr in dieser Woche die vierteilige Reihe „Disruption im Sport“ im matchplan mag.


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  1. VR & AR als „Next Big Thing“?
  2. Sind Wearables in der Sportindustrie angekommen?
  3. Die Zukunft der Sportmedienrechte
  4. Das Ende des rasanten Wachstums in der Sportindustrie?

Laut Greenlight Insights soll der VR-Markt 2021 rund 75 Milliarden Dollar groß sein. Dank ihrer Vielseitigkeit wird die VR-Technologie angepriesen, einen gewaltigen Einfluss auf die Sportindustrie zu haben. Noch wirkt das Thema etwas abstrakt. Ist den Prognosen zu trauen?

Wir sollten die Prognosen zumindest ernst nehmen. In den letzten zwölf Monaten haben viele Player die Technologie getestet oder auf vielfältige Art und Weise für ihre Kunden eingeführt. Wie sieht die Zukunft konkret aus? Das ist tatsächlich schwierig zu beantworten. Die PwC-Experten empfehlen, insbesondere auf drei Anwendungsbereiche zu achten:

  1. Verbesserung des Fan-Erlebnisses
  2. Virtuelle Sponsoring-Möglichkeiten
  3. Trainings- und Performance-Optimierung

1. AR & VR verbessern das Fan-Erlebnis

VR hat das Potenzial das Fan-Erlebnis revolutionieren. Dies gilt für Sport-Events sowie sowie für die Art und Weise, wie Sportinhalte übertragen werden.

Fans wird es nicht nur möglich sein, das Spiel von überall auf der Welt direkt vom Spielfeldrand aus zu betrachten. Generell werden Fans autonomer und flexibler hinsichtlich ihres Sportkonsums sein.  Diese Optionen sind offenbar nicht mehr weit entfernt. Bei der Konferenz Business of Sport 2017 behauptete Keith Wyness (CEO Aston Villa), dass die Klubs bald in der Lage sein würden, Virtual-Reality-Dauerkarten nach China zu verkaufen. Das Spieltagserlebnis könnte somit, zumindest zu einem Teil, für Menschen weltweit repliziert werden.

Ein Blick in die Katakomben des Stadions oder in die Umkleidekabine vor Spielbeginn sind nur der Anfang. In letzter Konsequenz könnten Fans sogar das Spiel aus Perspektive der Spieler verfolgen.

Steve Hellmuth ist EVP of Media Operations and Technology der NBA. Er ist sich sicher, dass wir fünf bis sechs Jahre von einem VR-Erlebnis entfernt sind, dass auf so viele Kameras zugreift, dass Nutzer überall im Stadion „sitzen“ können, wo sie möchten. Kombiniert mit Live-Statistiken könnte dieses extrem personalisierte Kundenerlebnis für eine nie da gewesene Interaktion sorgen. Die NBA hat erste Tests gestartet.

Mehrere Versuche wurden bereits bei einer Vielzahl von Veranstaltungen erfolgreich durchgeführt. Tennis-Fans konnten die Centre-Court-Partien der French Open 2017 in einer Virtual-VIP-Box verfolgen. deltatre, einer der Wegbereiter der Technologie, plant noch 2017 mit einem Full-Service-VR-Angebot live zu gehen. Bei Olympia 2018 in PyeongChang werden einige Events erstmals live und on-demand mittels App in VR übertragen. Südkorea gilt als Land mit sehr guter Internet-Abdeckung. Für die Implementierung der VR-Technologie ist dies erfolgskritisch.

Zusammengefasst: Es geht eher um das „Wann?“ als um das „Ob?“. Es bedarf weiterer technologischer Verbesserungen. Werden diese erfüllt, stehen die Chancen gut, dass VR einen großen Einfluss auf traditionelle Sport-Übertragungen im TV haben wird.

2. AR & VR schaffen virtuelle Sponsoring-Möglichkeiten

Auch das Sportsponsoring könnte von der VR-Entwicklung profitieren. Mit dem Shift von Sportübertragungen weg von linearem TV hin zu digitalen und Social-Media-Plattformen, wächst das Online-Publikum enorm. Das Online-Publikum ist laut PwC aufgrund des Einsatzes virtueller Werbung kommerziell attraktiver. Diese Art der Werbung erlaubt es den Sendern, „echte“ Werbetafeln im Stadion mit relevanterer Werbung in Form von virtuellen Bildern auf Bildschirmen beim gleichen Event zu ersetzen.

Technischer Fortschritt und Analyse-Tools ermöglichen es, ein Massenpublikum mit individualisierten, zielgenauen und lokalisierten Inhalten zu erreichen. Dank kontinuierlicher Optimierungen ist es nur noch eine Frage der Zeit, inwieweit noch mehr Stadien und Rechte-Inhaber VR einsetzen werden.

3. AR & VR optimieren Training & Performance

Die Nutzung der Technologie bei TV-Übertragungen ist noch „work in progress“. Dafür gibt es im Bereich „Training & Performance“ bereits einige Anwendungsbeispiele. Viele Teams versuchen, die Effizienz ihres Trainings mit Hilfe von AR- und VR-Brillen zu verbessern. Spielszenarien können nachgestellt werden. Visuelles Training hilft den Teams dabei, Spiele zu analysieren oder sich darauf vorzubereiten.

Für Sportarten mit statischen Spielsituationen wie Baseball oder American Football kann diese Technik helfen, einzelne Bewegungen in einer realitätsnahen Umgebung zu trainieren. Teams, die es getestet haben, senden laut PwC positives Feedback. Sollten AR oder VR bald ein „Must have“ für Trainingszwecke sein, wäre es keine Überraschung.

AR & VR: Wie geht es weiter?

Die beschriebenen Lösungen sind mehr als nur technische Gadgets in einem Nischenmarkt. Technische Verbesserungen und diverse Praxis-Beispiele haben den VR- und AR-Enthusiasmus in der Sportbranche legitimiert. Die ersten Tests waren erfolgreich. Um sich im Massenmarkt zu etablieren, müssen die Geräte-Preise weiter sinken.

Speziell für TV-Sender ist die Technologie ein vielversprechendes, zusätzliches Tool. Weitere Verbesserungen sind notwendig. Gemäß der PwC-Umfrageglauben nur 10 Prozent der Befragten, dass VR und AR nur Modeerscheinungen sind.

Die PwC-Experten selbst glauben, dass die Technologie vor allem auf das Fan-Erlebnis einzahlen wird. Fest steht: Nichts ersetzt das soziale Erlebnis, ein Sport-Event „in echt“ zu besuchen. Denn der Sport möge sich bitte nicht zu einem abgeschirmten „Privat-Erlebnis“ entwickeln. Also: Eine spannende Ergänzung zu bisherigen TV-Übertragungen? Definitiv! Ein absoluter „Game Changer“? Unklar.

Über den Autor

Philipp Ostsieker

Philipp Ostsieker ist Medien- und Digitalmanager aus Hamburg. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als selbstständiger Digital Content Strategist schreibt Philipp für BASIC thinking die Kolumne „Matchplan“, in der er über den Tellerrand blickt und durch die innovativen Ideen der Sportbranche führt.

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