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Disruption im Sport (2/4): Sind Wearables im Markt angekommen?

Disruption im Sport (2/4): Sind Wearables im Markt angekommen?
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geschrieben von Philipp Ostsieker

Wearables und Sensoren-Technologien existieren schon seit vielen Jahren. Sie beanspruchen bereits einen beachtlichen Anteil am B2C-Sportequipment-Markt. Bislang lag der Fokus auf Ausdauersport, seit wenigen Jahren versuchen die großen Sportarten von der Macht der Leistungsmetriken zu profitieren.

PwC hat die 2017er-Ausgabe ihres jährlichen „Sports Survey“ veröffentlicht. Gemäß des Reports schlägt die Sportindustrie Alarm. Die Umsätze in der bislang stark wachsenden Branche brechen ein. Einer der Gründe: die sich extrem wandelnde Mediennutzung der jüngeren Generationen.

Für die Studie hat PwC zwischen Mai und Juni 2017 Vertreter der Sportindustrie zu den wichtigsten Herausforderungen der Branche befragt. Die Ergebnisse basieren auf der Meinung von rund 200 hochrangigen Marktexperten. Im Zentrum der Studie standen aktuelle Schlüsselthemen zur Disruption im Sport. Auf Basis der Studie lest ihr in dieser Woche die vierteilige Reihe „Disruption im Sport“ im matchplan mag.

  1. VR & AR als „Next Big Thing“?
  2. Sind Wearables in der Sportindustrie angekommen?
  3. Die Zukunft der Sportmedienrechte
  4. Das Ende des rasanten Wachstums in der Sportindustrie?

Während verschiedene Videokamera-Technologien einen ersten Schwung Aktivitätsdaten geliefert haben, bieten neue fortgeschrittene Wearables und Sensoren-Technologien genauere positionsbezogene und biometrische Daten. Diese Daten erleichtern kritische Entscheidungsprozesse, sowohl auf als auch neben dem Platz. In Deutschland sind sowohl das DFB-Team als auch die TSG Hoffenheim prominente Beispiele zur Datennutzung im Training.

Wearables: Nische oder Mainstream?

Der Großteil der Befragten (60 Prozent) glaubt, dass die Einführung dieser Geräte einen äußerst positiven Einfluss auf den professionellen Sport haben wird. Ein Drittel glaubt, dass der Einfluss minimal bzw. neutral sein wird. Ein kleiner Anteil (7 Prozent) vermutet potenziell negative Einflüsse auf das Spiel.

Viele der Befragten bestätigen die wachsende Nutzung von Wearables-Daten für die Fan-Interaktion. PwC beobachtete aber gewisse Zweifel am Potenzial weiterer Kommerzialisierungsmöglichkeiten bei TV-Übertragungen oder anderen Kanälen. Die meisten Befragten sehen diese Art von Daten als „Add-on“, nicht als Game-Changer. Unter ihnen Bruno Marty von Infront Sports & Media: „Diese Daten werden ein Nischenprodukt bleiben und nur partiell die Customer Experience aufwerten.“

Studien-Teilnehmer mit verschiedenen fachlichen Hintergründen hoben die Notwendigkeit weiterer Forschungen hervor, um diese Daten sinnvoll nutzen zu können. Dies gelte sowohl für kommerzielle als auch für sportliche Zwecke.

Wem gehören die Spielerdaten?

Ein Drittel der Befragten glauben, dass vor allem über den Besitz der Daten entschieden werden muss bevor die Technologien kommerziell genutzt werden können. Laut PwC steht dieses Thema bereits auf der Agenda von Sportverbänden, Teams und Ligen, um es angemessen in Verträgen und Regelwerken zu berücksichtigen.

Die IFAB arbeitet bereits an der regulierten Nutzung solcher Geräte und Daten im Fußball. Im Fokus: der Schutz der physiologischen Spielerdaten. IFAB-Geschäftsführer Lukas Brud erklärte gegenüber PwC, dass „die Bedenken bei diesen Daten darauf basieren, dass sie eine neue Perspektive auf die Fähigkeiten der Spieler bieten, was diese verletzlicher macht. Es kann zudem einen Einfluss auf Analysen in der Wettindustrie haben, inklusive der Identifikation von Anomalien, um Spielabsprachen zu bekämpfen.“

Die Sportler haben ein inhärentes Interesse an den Umsätzen, die dank ihrer physiologischen Daten generiert werden. Dazu äußerte sich Andrew Orsatti, Communications Director von FIFPro. Orsatti ist der Meinung, dass „Sportler ihre Einwilligung zur Verwendung von privaten Daten geben müssen, die für kommerzielle Zwecke genutzt werden könnten. Natürlich müssen den Sportlern Umsatzanteile garantiert werden.“ […]

Wearables: Wie geht es weiter?

Generell weisen die Antworten der relevanten Stakeholder auf eine breite Bereitschaft hin, Wearables im professionalen Sport einzuführen. Die Endgeräte sind reif genug, um sie im Spielgeschehen zu nutzen sowie sich nach gängigen Sportregularien zu richten.

Die meisten Stakeholder fokussieren sich nun klar auf Datenbesitz- und -management sowie potenzielle, kommerzielle Anwendungen.

Über den Autor

Philipp Ostsieker

Philipp Ostsieker ist Medien- und Digitalmanager aus Hamburg. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als selbstständiger Digital Content Strategist schreibt Philipp für BASIC thinking die Kolumne „Matchplan“, in der er über den Tellerrand blickt und durch die innovativen Ideen der Sportbranche führt.

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