Grün

Außen Retro, innen Elektro

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Robert Tönnies und Dennis Murschel mit ihrem Retrokäfer (Bild: Retrokäfer)
geschrieben von Marinela Potor

Retrokäfer heißt die neueste Unternehmung von Großschlachter Robert Tönnies. Darin geht der Fleischgigant seiner zweiten großen Leidenschaft nach, der Elektromobilität. Tönnies baut dazu alte Käfer aus und macht sie mit neuen Elektromotoren wieder straßentauglich.

Robert Tönnies ist den meisten wahrscheinlich als Großschlachter und Fleischmogul bekannt. Tatsächlich hält der 39-Jährige 50 Prozent der Anteile an dem größten Fleischkonzern in Europa. Der Familienkonzern konzentriert sich dabei vor allem auf das Schlachten und Verarbeiten von Schweinen und Rindern. Erst kürzlich einigte sich Robert Tönnies im Familienstreit um das Unternehmen mit seinem Onkel Clemens Tönnies einigen. Ja, das ist der Tönnies, der Aufsichtsrat beim Bundesligaverein Schalke 04 ist.

Was viele jedoch vielleicht nicht wissen: Robert Tönnies betreibt gemeinsam mit Dennis Murschel das Start-up electrify in Bielefeld, ein Leasing-Anbieter für Elektrofahrzeuge. Hier lebt er seine andere große Leidenschaft aus: die Elektromobilität.


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„Spaß an der Elektromobilität motiviert viel mehr als jede Regierungsprämie“

Denn wenn Robert Tönnies über Elektromobilität in Deutschland spricht, klingt es, als sei es seine ganz persönliche Mission, die Deutschen mit Elektroautos zusammenzubringen. Seiner Meinung nach, reicht es einfach nicht aus, dass die Regierung eine Förderprämie festgelegt hat. Geld allein könne all die Fragen und Zweifel an der Elektromobilität nicht beseitigen, sagt Tönnies: „Es gibt nur einen einzigen Weg, die Menschen zu überzeugen: Sie müssen das Elektroauto selbst erlebt und gefahren haben; um sich davon überzeugen zu können, dass man gar keine Nachteile hat, im Gegenteil, es gibt nur Vorteile. Ich bringe es mal auf meine Formel: Spaß an der Elektromobilität motiviert die Menschen viel mehr als jede Regierungsprämie.“

Diesen Spaß sollen die Retrokäfer vermitteln. Die Fahrzeuge sind von außen ein klassischer Käfer Cabrio, von innen werden sie mit einem Elektromotor angetrieben. Dabei werden ausschließlich gebrauchte Käfer Cabrios verwendet. Retrokäfer kauft diese auf und setzt sie zu „neuen“ Autos zusammen.

Vom alten Käfer zum neuen Elektroauto

Das ist allerdings gar nicht so einfach, da die alten Käfer oft im desolaten Zustand sind und manchmal nur wenige Teile verwendet werden können.

Alte Käfer Retrokäfer

Für einen neuen Retrokäfer braucht es viele gebrauchte Modelle (Bild: Retrokäfer)

Um die Retrokäfer zusammenzubauen, werden die alten Fahrzeuge erstmal in Einzelteile zerlegt, sortiert und die Teile anschließend gründlich gereinigt und im letzten Schritt restauriert. Danach bekommen sie einen neuen Anstrich – fertig ist die Karosserie.

Doch das ist nur der erste Schritt. Danach stattet das Unternehmen die Fahrzeuge mit einer Elektrobatterie (Lithium Eisenphosphat) aus. Diese wird in einem doppelten Boden angeordnet. Insgesamt wiegt das Fahrzeug (Leergewicht) 1000 Kilogramm.

Retrokäfer Batterie

Bild: Retrokäfer

Die Motorleistung liegt bei 100 kW, die Reichweite einer Akkuladung angeblich bei 160 Kilomentern und die Spitzengeschwindigkeit bei 150 Kilometern. Das Schnellladen dauert eine Stunde, das Laden per Schuko-Steckdose sechs Stunden. Die Innenausstattung ist luxuriös gehalten, mit Echtlederbezügen, Carbonelementen und Navigationsgerät. Auch die Schaltung setzt mit einer Automatikschaltung auf mehr Komfort. Ach so, und eine Soundanlage mit sieben Boxen gibt es übrigens auch.

Retrokäfer Innenansicht

Luxuriöse Innenausstattung (Bild: Studio Hirschmeier)

Aktuell sind vier Retrokäfer im Einsatz, im kommenden Jahr sollen 10 bis 15 Käfer umgerüstet werden, sagt das Unternehmen gegenüber Mobility Mag.

Retrokaefer restauriert

So sieht der Retrokäfer im neuen Glanz aus (Bild: Studio Hirschmeier)

Zielgruppe sind reiche Manager

Die Idee zum Retrokäfer kam Tönnies und seinem Geschäftspartner Dennis Murschel bereits 2015. Im Sommer 2017 war es dann soweit: Tönnies und Murschel stellten den Retrokäfer im Juli beim Hotel „Stanglwirt“ vor. Das war der erste Ort, an dem Gäste den Retrokäfer für 220 Euro pro Tag mieten konnten. Daran merkt man schon: Otto Normalverbraucher ist nicht die Zielgruppe von Retrokäfer.

Tatsächlich gibt es den Retrokäfer momentan nicht zu kaufen, Interessierte können ihn lediglich in Hotels der gehobenen Klasse mieten. Damit sollen vor allem Menschen angesprochen werden, die sonst keine Zeit haben, sich mit der Elektromobilität auseinanderzusetzen. „Der Retrokäfer soll stark beschäftigte Manager und Meinungsmultiplikatoren, die im Hotel Urlaub machen, dazu motivieren, eine Tour zu unternehmen und so persönliche Erfahrungen mit der Elektromobilität zu sammeln”, sagt Tönnies zu Mobility Mag.

Retrokäfer Hotel

Der Retrokäfer soll eine gehobene Kundschaft ansprechen (Bild: Retrokäfer)

So soll sich offenbar herumsprechen, wie viel Spaß es macht, im Retrokäfer durch die Gegend zu fahren. Ein schnell gewinnbringendes Geschäftsmodell ist das nicht unbedingt, darum geht es Tönnies aber auch nicht. Hauptsache, der Retrokäfer wird gefahren: „Man kann viel über Elektroautos philosophieren und sprechen, aber den Retrokäfer muss man gefahren sein, um mitreden zu können!“

Immerhin, ab 2019 soll der Retrokäfer voraussichtlich zum Kauf angeboten werden. Bruttopreis: rund 120.000 Euro.

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.