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TWIKE: E-Fahrzeug mit Pedalantrieb und 550 km Reichweite

TWIKE Produktionsstätte FINE Mobile GmbH
Bild: TWIKE
geschrieben von Marinela Potor

Eins der innovativsten Elektrofahrzeuge Deutschlands kommt aus der Provinz: In Rosenthal bei Marburg entwickelt die FINE Mobile GmbH bereits seit 2002 TWIKE. Eine Mischung aus Lastenrad, Rennwagen und Elektroauto. Das neueste Modell, TWIKE 5  -„ein halber Tesla mit doppeltem Fahrspaß“ – soll jetzt in Serienproduktion gehen.

Es ist nicht ganz einfach, TWIKE zu beschreiben. Von außen erinnert das Fahrzeug an eine Seifenkiste, von unten an ein Dreirad, von oben an ein Lastenrad und von innen an einen elektrischen Rennwagen. Bisher machten die ungewöhnlichen Fahrzeuge aus dem Hause der FINE Mobile GmbH vor allem Schlagzeilen bei verschiedenen internationalen Rennen: Sieger der e-miglia 2012, Doppelsieger bei der WAVE 2012, Reichweitensieger bei der eRUDA 2013 – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Nun will das Unternehmen sein zweites Serienfahrzeug bauen, TWIKE 5.

Wie ein Tesla mit Pedalantrieb

Dieses ist um beeindruckende Specs nicht verlegen. In seiner leistungsstärksten Variante von 31,5 kWh, das Unternehmen nennt diese Version „entfesselt“, soll das TWIKE 5 im Schnitt eine Höchstgeschwindigkeit von 190 Kilometer pro Stunde und eine Reichweite 550 Kilometern haben. Bisher sieht das Unternehmen bei der Schnellladung 300 Kilometer Reichweite pro eine Stunde Ladung vor. Das Fahrzeug soll dabei ein Leichtgewicht von maximal 500 Kilogramm (inklusive Akku) bleiben.


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TWIKE Leichtgewicht

Das TWIKE 5 soll ein Leichtgewicht bleiben (Screenshot: TWIKE)

Es gibt Pläne, TWIKE in Zukunft mit Solarzellen zur Ladung auszustatten und eine Möglichkeit zur Stromrückspeisung ins eigene Hausstromneztwerk ist ebenfalls eine Option für die Zukunft. Der angestrebte Preis liegt zwischen 30.000 Euro (Fahrzeug ohne Batterie) und 50.000 Euro (Fahrzeug mit maximaler Batterieausstattung). Oder, wie die FINE Mobile GmbH es ausdrückt: „ein halber Tesla mit doppeltem Fahrspaß“.

Anders uns stolz drauf

Bei all dem darf man aber nicht vergessen, dass das TWIKE 5, wie auch seine Vorgänger, mit einem Pedalantrieb ausgerüstet ist. Warum? Weil TWIKE kein normales Auto sein soll oder will. „Das TWIKE ist Fahrspaß und Trainingsgerät zugleich. Es ist schon eher eine Lebensphilosophie und gibt dem Menschen Gelegenheit, sich auf alltäglichen Wegen sportlich zu betätigen. Ähnlich wie auf einem Fahrrad, jedoch auf längeren Distanzen und in allen Wetterlagen“, heißt es auf der Webseite des Unternehmens. Man ist anders und stolz drauf.

Tatsächlich wurde das Dreiradkonzept von TWIKE schon vor mehr als 30 Jahren entwickelt. 1986 präsentierte sich das „Ur-Twike“ auf der Weltausstellung in Vancouver. Studenten der ETH Zürich hatten es entwickelt. Das Gefährt bestand aus zwei Sitzen, einer Karosserie, wog 50 Kilogramm und erreichte mit Pedalantrieb 50 Kilometer pro Stunde. Im Jahr 1991 bekam das TWIKE 2 einen elektrischen Hilfsantrieb und 1995 ging das TWIKE 3 mit 190 verkauften Fahrzeugen in Serie.

Reichweitenrekord: 613 Kilometer mit einer Akkuladung

Anschließend schienen die TWIKE-Fahrzeuge sämtliche Rekorde zu brechen. 1998 schaffte es das Fahrzeug nach der Nordkap Challenge ins Guiness-Buch der Rekorde für die längste mit E-Mobilen zurückgelegte Strecke. Auf der ersten eRUDA konnte TWIKE sogar den Tesla Roadster in Sachen Reichweite schlagen: Der Serien-Akku erreichte 510 Kilometer, der Tesla „lediglich“ 418 Kilometer.

Seit 2002 ist die Produktion von TWIKE übrigens von der Schweiz nach Deutschland verlagert worden und wird von der FINE Mobile GmbH im Ort Rosenthal, etwa 25 Kilometer von Marburg entfernt, betrieben. Das deutsch-schweizerische Team arbeitet seitdem kontinuierlich an der Verbesserung des Fahrzeugs, insbesondere der Reichweite und Effizienz. Im Jahr 2015 schaffte das TWIKE 3 die Strecke von Rosenthal nach Putbus (Stralsund) in einer einzigen Akkuladung und schaffte damit einen neuen persönlichen Reichweitenrekord von 613 Kilometern – bei einem Energieverbrauch von knapp 4 kWh/100 km.

TWIKE 6 schon in Planung

Nach all diesen Erfolgen schien es für die Entwickler wohl an der Zeit, nach dem TWIKE 3 ein neues Serienfahrzeug zu entwickeln: Das TWIKE 5. Die technischen Weichen sind gestellt. Die Finanzierung soll über Crowdfunding laufen. Auf der Webseite fordert das Unternehmen deshalb Interessierte dazu auf, Fahrzeuge vorzubestellen.

Während also das TWIKE 5 noch nicht einmal auf dem Markt ist, denkt das Team aber schon über den Nachfolger nach, der – wie könnte es anders sein?! – TWIKE 6 heißen wird.

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.

Kommentare

  • Halber Tesla? Das Ding kostet fast so viel wie ein Model 3!!! Bzw. ist es wesentlich teurer als ein Mitsubishi i-miev oder eine Renault Zoe. Und dafür kann man nicht mehr dazutreten, sondern hat einfach ein sparsameres Mini-Elektroauto im sparsameren Design. Wenn erst der Microlino kommt, wird’s dann noch schwerer, den hohen Preis zu argumentieren. Oder wäre der Twizy, zu einem Drittel des Preises, eine Alternative?

  • seit es Twike gibt, würde ich gerne, doch der völlig blödsinnige Preis hat mich abgehalten. Twike 2 wollte ich gleich 10x kaufen, um das Teil unter die Leute zu bringen, dann sah ich ein, dass das gar nicht gewollt ist. Mehr als mehrfach ein paar Wochen mieten lag nicht drin. Ich hätte also alle Twikes durchgekauft, von 2-5, wenn es Sinn machen würde. Gerne würde ich mal erfahren, wie man ein so kleines Teil so teuer machen kann. Ein Grund ist sicher die absichtlich kleine Auflage, damit es immer nur für die Elite kaufbar bleibt. Nur schon die Batteriekosten übersteigen die Totalkosten eines Dieslers.
    Cultstatus erhalten.
    50´000.– für ein Twike. Zum fast gleichen Preis erhält man ein Tesla der genausoweit kommt und noch schneller ist. Oder man kauft sich 2x einen E-208.
    Es würden wahrscheinlich Millionen den Wagen kaufen, wäre er zu einem gerechtfertigten Preis zu haben. Gerade das 5er Modell liesse sich zu einem Fahrzeug weiterentwickeln, das fast ALLE ansprechen könnte. Doch wer daran glaubt, liegt falsch. Man will nur 500 produzieren. Da fehlen etliche Nullen. Ich schätze mal, dass 500/Stunde allesamt verkauft würden, wenn der Preis stimmen würde und dann würde man was für die Umwelt tun.
    Ein E-Auto sollte MAX 500kg wiegen, alles Andere hat nichts mit Umwelt zu tun.

    Eigentlich ginge es mit 200kg und der Strom per Induktion aus dem Asphalt. Doch welcher Staat will schon Umweltschutz betreiben. Geht ja nur um Mehreinnahmen und Täuschung der Bevölkerung. Eigentlich sollte es ein Trabi werden, ein Standartwagen für ALLE. In D 50Mio. Twikes mit 30kW Speicherkapazität an einem Windtag. Weil er total überteuert ist, ist es ein Grund, wieso er vom Staat nicht gefördert wird. Da beißt sich der Hund mehrfach in den Schwanz.

    • Hallo Martin,

      das TWIKE wird doch nicht gefördert, weil es so teuer ist, sondern weil es in der Klasse L fährt und nicht in M. Das TWIKE ist und bleibt erstmal ein Nischenprodukt und auch mit einem Preis von 10.000 Euro würde es nicht millionenfach verkauft werden. Die 500 TWIKE 5 sind wohl schon alle reserviert, die Reservierungen für ein TWIKE 6 sind gerade am Anlaufen. Hier sollen wohl 10.000 Fahrzeuge hergestellt werden, jedoch nicht mehr mit der gleichen Leistung wie das TWIKE 5. Die 190km/h des TWIKE 5 sollen wohl die Marke bekannter machen und die Stabilität eines Dreirades auch bei hoher Geschwindigkeit erstmals nachweisen. Das TWIKE 5 dient somit wohl als Türöffner für das TWIKE 6. Wir sehen die Entwicklung sehr positiv. Wurden bisher 1 TWIKE/Woche hergestellt, werden es nu 1 Fahrzeug/Tag. TWIKE steigert sich langsam aber sicher, denn man hat aus der Geschichte gelernt…die Schweizer wollten damals eine große Produktion, das hat nicht geklappt…unter anderem möchte die Bevölkerung wohl aktuell eher größere Fahrzeuge….das liegt nicht nur am Preis.