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Neues Geschäftsmodell: Tupperparty beim Ridesharing

Tupperdose Pflaumen
geschrieben von Marinela Potor

Habt ihr schon mal etwas von In-Car-Commerce gehört? Wir auch nicht. Bis das amerikanische Start-up Cargo das Schachern IM Auto VON Fahrern MIT Insassen zum Geschäftsmodell gemacht hat.

Bis zu 150 US-Dollar zusätzliche Einnahmen im Monat verspricht Cargo seinen Nutzern. Und nennt das Schachern von Rideshare-Fahrern eine Fünf-Sterne-Erfahrung.

Erinnert ihr euch noch an die Tupperparties eurer Mütter? So ähnlich funktioniert auch Cargo. Nur, dass das Ganze nicht im heimischen Wohnzimmer stattfindet, sondern im Auto. Während der Fahrt. Zwischen Rideshare-Fahrern und Insassen. Auf die Idee muss man auch erstmal kommen!


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Geschäftsmodell: In-Car-Commerce

Cargo funktioniert folgendermaßen: Rideshare-Fahrer melden sich für den Service an und bekommen daraufhin ein Monatspaket mit Waren zu sich nach Hause geschickt – frei Haus. Darunter sind Knabbersachen, Kosmetik und Elektronik. Klar, wer hat nicht schon mal darüber nachgedacht, sich während der Fahrt ein neues USB-Kabel zuzulegen?! Die Fahrer sollen die Produkte dann während der Fahrt ihren Insassen anbieten. Pro Transaktion können sie sich bis zu 1,50 US-Dollar Provision sichern.

Das klingt nicht nach besonders viel Kohle. Wenn man aber bedenkt, dass die Rideshare-Fahrer dies während der Fahrt tun (bei der sie ja ohnehin schon Geld verdienen), ist das relativ leicht verdientes Taschengeld. Denn während der Fahrt kommt man ja ohnehin ins Gespräch. Warum sich damit nicht noch etwas dazu verdienen? „Ich verdiene 20 bis 50 Dollar pro Woche. Das sind 20 bis 50 Dollar, die ich bisher nicht hatte“, erklärt ein Nutzer den Vorteil von Cargo.

Die Produkte werden in einer transparenten Box geliefert, die die Fahrer vorne im Auto platzieren, sodass die Passagiere die Produkte während der Fahrt sehen können. Bezahlt wird über PayPal, Apple Pay, Android Pay oder natürlich auch per Kreditkarte. Dazu erhalten die Käufer einen einmaligen Code, damit sichergestellt wird, dass die Provision für den Verkauf an den richtigen Fahrer geht.

Neben den Provisionseinnahmen (25% auf jeden verkauften Artikel) können Rideshare-Fahrer ihre Einnahmen weiter erhöhen, wenn Fahrgäste Produkte aus der Cargobox bestellen. Für jede Bestellung verdienen die Fahrer nochmals 1 US-Dollar. Selbst wenn ein Passagier eine freie Produktprobe bestellt, verdienen Fahrer Geld. Mit diesen Einnahmen und der Provision können Nutzer damit laut Cargo sogar bis zu 500 US-Dollar pro Monat verdienen. Die große Mehrheit der Cargo-Nutzer sind Uber-Fahrer, aber auch Fahrer anderer Ridesharing-Anbieter wie etwa Lyft haben sich angemeldet.

Produktivitätsfanatiker machen jetzt wahrscheinlich Luftsprünge. Die „freie“ Zeit während der Fahrt zum Geldverdienen nutzen? Das ist Zeiteffizienz par excellence! Und weil Tupperparty beim Ridesharing nicht besonders sexy klingt, nennt sich das Cargo-Prinzip ganz modern „In-Car-Commerce“.

Mobility as Marketing oder: Das Auto als Marktplatz

Hinter dem Namen steckt aber noch mehr. Denn Cargo zeigt damit auch: Wir haben einen neuen Marktplatz geschaffen. Genau das macht Cargo auch für Unternehmen interessant. Sie bekommen damit einen völlig neuen Kanal zum Endkunden. Die eigene Marke bewerben wird damit umso leichter: Red Bull zum Super Bowl während der Fahrt zum Stadion promoten? Läuft Fährt!

Genau das macht Cargo auch zu einer spannenden neuen Marketingplattform. Kein Wunder, dass Cargo neben Red Bull auch mit Marken wie Wrigley oder Mars zusammenarbeitet.

Das zeigt, dass Cargo nicht nur ein ungewöhnliches Geschäftsmodell hat, sondern auch eine große Vision.

Das Start-up gibt es seit 2016. Das Unternehmen startete sein Geschäft in New York und Boston und expandiert aktuell weiter in den Westen der USA. Das ungewöhnliche Geschäftsmodell könnte auch daher stammen, dass Ridesharing ein unglaublich attraktiver Markt ist. Wer also clevere Ideen hat, um hier Geld zu verdienen, ist künftig wahrscheinlich ganz groß im Geschäft. Denn der Ridesharing-Markt soll bis 2030 ein Volumen von 285 Milliarden US-Dollar erreichen. Cargo möchte sich daher offensichtlich mit seinem In-Car-Commerce ein Stück von diesem fetten Kuchen sichern.

Cargos Geschäftsmodell hat aber noch einen weiteren Vorteil. Während es jetzt noch auf menschliche Fahrer aufbaut, sind diese nicht unbedingt eine notwendige Voraussetzung für den Marktplatz im Auto. Das Konzept funktioniert genauso gut in einem automatisierten Fahrzeug. Dann könnte die Box zum Beispiel einfach wie ein Getränkeautomat im Auto angebracht sein.

So weit hat Cargo-Gründer Jeff Crip definitiv jetzt schon gedacht. Er sieht Autos als DEN Marktplatz der Zukunft. „Der Anstieg von autonomen Rideshare-Flotten schafft eine neue Art von Immobilien. Unsere Mission ist es, diese Immobilie für Autobesitzer und Konsumenten auszubauen, und der Go-to-Anbieter von In-Car-Services zu werden.“

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.