Grün

Der orangene Fahrradschlauch, der fährt und fährt und fährt

Tubolito Fahrradschlauch
Bild: Tubolito
geschrieben von Marinela Potor

Was ist rund, schwarz und hat sich seit fast 150 Jahren nicht verändert? Der Fahrradschlauch aus Gummi. Bis zwei Wiener Gründer den Tubolito herausbrachten. Einen Fahrradschlauch aus Plastik, der auch noch orange ist.

Fährst du Schlauch oder Tubeless? Das ist so etwas wie die Gretchenfrage unter Mountainbikern. Die Fans von Tubeless-Reifen schwören auf den besseren Grip, weniger Durchstiche und auch das geringere Gewicht beim Fahren. Andere Mountainbiker sind hingegen lieber mit einem klassischen Fahrradschlauch unterwegs, da ihnen die Umrüstung ihrer Räder auf Tubeless zu umständlich ist und die Füllung mit Dichtmilch vor allem am Anfang eine ziemliche Sauerei veranstalten kann.

Auftritt Tubolito: Ein ultradünner, ultraleichter Fahrradschlauch, der auch noch doppelt so robust ist wie ein vergleichbarer Gummireifen. Eine kleine Revolution in der Mountainbike-Szene bahnt sich an.


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Leichter, schneller, robuster

Denn seit 1888 hat sich recht wenig beim Material des Fahrradschlauchs verändert. Gummi schien das Maß aller Dinge, bis 2017 die beiden Wiener Christian Lembacher und Ákos Kertész den Tubolito auf den Markt brachten: einen Plastikschlauch in Knallorange. Der Tubolito ist beinahe genau so dünn wie ein Luftballon und um 2/3 leichter als ein Standardschlauch, und deshalb auch schneller. Übersetzt bedeutet das: mehr Fahrspaß!

Hinzu kommt – was man bei einem hauchdünnen Plastikschlauch erstmal nicht erwartet – dass der Tubolito auch robuster ist als ein Standardschlauch. An der Technologie haben der Chemiker Christian Lembacher und der Maschinenbauingenieur Ákos Kertész jahrelang gefeilt.

Gründer Tubolito Ákos Kertész und Christian Lembacher

Die Tubolito-Gründer Ákos Kertész (links) und Christian Lembacher (Bild: Klaus Morgenstern

Die Inspiration waren die Kunststofflautsprecher in Smartphones, die die beiden für das US-Unternehmen Knowles entwickelten. Die Signale werden dabei über den schwingenden Kunststoff in coole Bässe verwandelt. Genau wie bei einem Fahrrad, dachten sich Lembacher und Kertész, die übrigens auch beide begeisterte Mountainbike-Fahrer sind.

So begannen die beiden Wiener passenderweise im Café „Radlager“ (in dem Fahrräder zur Deko gehören) an ihrem Businessplan und vor allem am Tubolito zu basteln. Es war nämlich gar nicht so leicht, das richtige Material zu finden. Über ein Dutzend verschiedene Kunststoffe testeten die beiden.

750.000 Schläge im Härtetest

Testen heißt: Der Schlauch wird zwölf Stunden lang bei 25 km/h betrieben. Das Rad wird über eine Walze angetrieben. An dieser Walze sind Stege montiert, die dem Fahrradschlauch permanent Schläge verpassen. Das simuliert das Fahren über hartes Terrain, also über Äste, Baumwurzeln, Steine, Schotter – was einem halt beim Off-Road-Biken so begegnet. In zwölf Stunden bekommt der Tubolito damit 750.000 Schläge ab. Das entspricht etwa 300 Kilometer bergab durchs Gehölz.

Anschließend folgt der ultimative Härtetest, das Durchstechen. Dabei wird mit einem Dorn aus Metall auf den Schlauch gedrückt und so gemessen, wie viel Kraft benötigt wird und wie lange es dauert bis der Schlauch platzt.

Am Ende dieser unsanften Behandlung fanden Christian Lembacher und Ákos Kertész schließlich das beste Material für ihren Tubolito, ein spezielles Polyurethan.

Orange ist das neue Schwarz

Das war 2016. Die beiden Gründer begannen nun den Schlauch zu testen – erstmal im Selbstversuch, damit niemand verletzt würde. Kurze Zeit später kam der Tubolito auf den Markt. Im Juni 2017 stieg ein privater Investor mit ein, das Patent für die Technologie kam einen Monat später dazu. Seitdem können sich Christian Lembacher und Ákos Kertész vor Nachfragen kaum mehr retten und das bei einem stolzen Preis von 29,90 Euro pro Schlauch. Dennoch verkauften sie 2017 rund 25.000 orangene Schläuche und rühmen sich damit wahrscheinlich zu Recht, wenn sie sagen: „Orange is the new black!“

Die Mountainbike-Community nahm das neue Produkt positiv auf. Der Hibike-Blog urteilt etwa: „Grip, Dämpfung und Fahrverhalten einfach genial.“

Auch Mountainbike-Enthusiast Sebastian von Bike-Components ist begeistert: „Tubolitos sind ihr Geld wert!“

Neben verschiedenen Schläuchen für Mountainbikes hat Tubolito auch einen rollbaren Ersatzschlauch im Angebot sowie Schläuche für E-Bikes und natürlich ein spezielles Flix-Kit für die Schläuche. Doch der Mountainbike-Markt ist erst der Anfang. In diesem Jahr wollen Christian Lembacher und Ákos Kertész in den Markt für Rennräder einsteigen. Ihr größter Traum: dass ein Profi bei der Tour-de-France mit ihren orangenen Tubolitos fährt.

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.

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