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Was bedeutet das WM-Aus für Deutschland? 5 Statements von Prof. Dr. Sascha Schmidt

Was bedeutet das WM-Aus für Deutschland? 5 Statements von Prof. Dr. Sascha Schmidt
geschrieben von Philipp Ostsieker

Die Enttäuschung über das WM-Aus sitzt tief. Wenige Sekunden nach Abpfiff war Netz voll von Meinungen zur Leistung des DFB-Teams. Die meist gestellten Fragen: Wie konnte das passieren? Und vor allem: Was muss jetzt passieren? Es hilft, dies alles etwas differenzierter zu analysieren. Sportbusiness-Experte Prof. Dr. Sascha Schmidt hat dies in fünf spannenden Statements formuliert.

Bereits vor dem Gruppenspiel gegen Schweden hatte Prof. Dr. Sascha Schmidt die möglichen Folgen eines WM-Aus diskutiert. Im Fokus: die strategische Bedeutung für den DFB und den deutschen Fußball. Denn: Es geht um mehr als ein paar populistisch geforderte Personalwechsel.

Was sind die Lehren aus dem WM-Aus der „Mannschaft“?

1) Kurzschlusshandlungen sollten um jeden Preis vermieden werden

Vor 14 Jahren sind Joachim Löw und Oliver Bierhoff zum DFB gekommen, haben die Nationalmannschaft reformiert und 2014 zum WM-Titel geführt. Das Ausscheiden in Russland ist ein Rückschlag, aber nicht gleichbedeutend mit dem Scheitern ihrer langfristigen Strategie.


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Nicht umsonst wurden die Verträge mit beiden vor der WM bis 2022 bzw. 2024 verlängert. Kurzschlusshandlungen im Misserfolg sollten nun um jeden Preis vermieden werden.

2) Das Glück des deutschen Fußballs hängt nicht allein vom WM-Titel ab

Im digitalen Zeitalter bedeutet Stillstand den Tod. Unternehmen sterben heute schneller als je zuvor, es mangelt an strategischer Selbsterneuerung. Und dieser Trend betrifft alle Branchen – auch den Fußball. Die Führung der Nationalmannschaft hat die Zeichen der Zeit schon vor über vier Jahren erkannt und mit dem „Grand Project 2024“ die Weichen für die Zukunft gestellt.

Langfristig stehen die Zeichen weiterhin auf Erfolg, dafür sorgen die Neu-Strukturierung des Verbandes sowie die DFB-Akademie. Das frühe WM-Aus ist zwar bitter und tut weh, ändert daran aber nichts.

3) Die Nationalmannschaft hat aus Fehlern der Vergangenheit gelernt, Nachhaltigkeit ist gegeben

In den 90er-Jahren dachten die Verantwortlichen des DFB, dass man über Jahre hinaus unschlagbar sein würde. Sie verpassten es, rechtzeitig notwendige Reformen in Angriff zu nehmen. Dabei täuschten der WM-Titel von 1990 und später auch der Sieg bei der EM 1996 darüber hinweg, dass notwendige Strukturmaßnahmen dringend geboten waren.

Dies ist heute anders. Trotz des frühen Scheiterns in Russland ist die Nachhaltigkeit im Umfeld der Nationalmannschaft durch die Reformen und strategischen Entscheidungen der vergangenen 14 bis 16 Jahre gegeben. Deshalb sollte es uns um den deutschen Fußball auch nicht bange werden.

4) Fußball ist ungleich brutaler als die Wirtschaft

Fußball ist nun einmal ein von vielen unberechenbaren Faktoren und Unwägbarkeiten abhängiger Sport. Siege und Titel sind nicht generalstabsmäßig planbar. In der Wirtschaftswelt können mehrere Unternehmen zeitgleich Weltspitze sein und sich feiern lassen. Fußball ist da ungleich brutaler: Nur eine Mannschaft kann den WM-Titel gewinnen, nur eine Mannschaft kann an der Spitze stehen.

Auch der öffentliche Druck ist im Fußball ungleich höher. Alle Beteiligten stehen ständig unter dem Brennglas der öffentlichen Wahrnehmung. All dies sollten die Verantwortlichen in die Bewertung des Abschneidens bei der WM in Russland berücksichtigen.

5) Die größte Herausforderung wird es nun sein, ruhig zu bleiben und die richtige Balance finden!

Klar ist, dass das vorzeitige Scheitern bei dieser WM zu Veränderungen bei der Nationalmannschaft führen muss – sowohl sportlich als auch organisatorisch. Es geht um „kreative Zerstörung“, d.h. bestehende Strukturen und Prozesse zu hinterfragen und neue Dinge auszuprobieren.

Gleichzeitig darf aber auch nicht alles, was in der Vergangenheit zum Erfolg führte, über Bord geworfen werden. Die Verantwortlichen beim DFB müssen die richtige Balance zwischen dem Erhalt des Bewährten und notwendiger Erneuerung finden, um in vier Jahren wieder um den Titel mitzuspielen.

Sascha L. Schmidt ist Lehrstuhlinhaber und Leiter des Center for Sports and Management (CSM) an der WHU – Otto Beisheim School of Management. Dort widmet er sich der „Zukunft des Sports“ als einem seiner zentralen Forschungsschwerpunkte. Zudem ist er akademischer Leiter der „SPOAC – Sports Business Academy by WHU“, die sich als Weiterbildungsinstitution für künftige Führungskräfte im Sportbusiness etabliert hat. Schmidt studierte, promovierte und habilitierte an den Universitäten Essen, Zürich, St. Gallen, der EBS Universität in Oestrich-Winkel sowie an der Harvard Business School in Boston und war danach Strategieberater bei McKinsey und Unternehmer.

Über den Autor

Philipp Ostsieker

Philipp Ostsieker ist Medien- und Digitalmanager aus Hamburg. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als selbstständiger Digital Content Strategist schreibt Philipp für BASIC thinking die Kolumne „Matchplan“, in der er über den Tellerrand blickt und durch die innovativen Ideen der Sportbranche führt.