Die Deutschen kaufen immer mehr E-Bikes. DIE Deutschen? Nein, genau genommen sind es überwiegend ältere Männer, die auf Elektrofahrräder steigen. Junge Menschen kaufen dagegen kaum E-Bikes. Eine Studie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg hat sich mit der Frage beschäftigt, wie man das ändern könnte.
E-Bikes sind eigentlich ein gutes Transportmittel. Sie sind schnell, effizient, verhältnismäßig günstig und wesentlich umweltfreundlicher als ein Auto oder ein Motorroller. Genau deshalb kaufen auch immer mehr Menschen in Deutschland ein E-Bike.
36 Prozent aller E-Bikes in Europa werden in Deutschland verkauft. Im deutschen Markt selbst machen E-Bikes knapp 20 Prozent aller Fahrradkäufe aus und in den letzten drei Jahren hat sich die Anzahl der Haushalte in Deutschland mit Elektrofahrrädern beinahe verdoppelt.
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Das Problem dabei: Es sind überwiegend Männer im mittleren Alter oder im Rentenalter, die all diese Elektrofahrräder kaufen. Junge Menschen machen um E-Bikes einen großen Bogen.
Den BWL-Studenten Nicolai Jakob hat das stutzig gemacht. In seiner Masterarbeit „Die Attraktivität von Elektromobilität im Fahrradverkehr – Eine empirische Analyse“ hat er sich deshalb auf Spurensuche begeben. Er wollte wissen: Was motiviert und was hemmt junge Erwachsene, die Technologie zu akzeptieren?
Viel verschenktes Potenzial
Denn eins ist offensichtlich: Während die ältere Generation sich darüber freut, dass sie durch elektrisch angetriebene Fahrräder mobiler werden, sperren sich junge Menschen oft dagegen.
Dabei haben E-Bikes (gemeint sind Pedelecs sowie S-Pedelecs) nach den Untersuchungen von Nicolai Jakob eine viel bessere Umweltbilanz als andere motorisierte Fahrzeuge. Das gilt insbesondere in Europa, wo im Vergleich zu Asien weniger Kohle in den Strommix mit einfließt und keine Blei-Akkus verwendet werden.
Würden E-Bikes allein mit Strom von regenerativen Energien betrieben, könnten sie sogar ein Null-Emissionen-Fahrzeug sein.
Das gilt allerdings nur, wenn man vom Auto oder vom Motorrad aufs E-Bike umsteigt. Wer vom Laufen oder vom herkömmlichen Radfahren auf ein E-Bike umsattelt, bewirkt das Gegenteil.
Genau deshalb glaubt Jakob aber, dass junge Menschen mehr E-Bike fahren sollten. Denn im Alter von 18 bis 30 Jahren erfolgen viele einschneidende Ereignisse: Das Studium wird beendet, man startet den ersten Job, man gründet eine Familie. All das verändert auch das Mobilitätsverhalten.
Bei dieser Altersgruppe heißt dies vor allem, dass man auf weniger nachhaltige Transportmittel setzt. Die Studienabsolventin nutzt zum Beispiel das Auto statt den Bus zum Pendeln und der junge Familienvater legt sich einen SUV zu, anstatt Fahrrad zu fahren.
Genau dadurch geht aber sehr viel Potenzial verloren. Denn genau diese Generation könnte dazu beitragen, den CO2-Ausstoß durch ihr Mobilitätsverhalten nachhaltig zu reduzieren.
Warum tun sie es dann nicht?
Mogelpackung, Rentnerrad: E-Bikes haben einen schlechten Ruf
Genau darauf liefert die Studie von Nicolai Jakob einige interessante Antworten. Jakob hat dazu rund 300 Menschen aus ganz Deutschland im Alter zwischen 18 und 30 Jahren befragt.
Die erste Erkenntnis: E-Bikes haben einen schlechten Ruf unter jungen Menschen. Das liegt aber nicht an ihrer Umweltbilanz. Vielmehr gelten sie vielen als „Mogelpackung“.
#Likes kaufen aufFacebook, für mich ist das Schummeln & falsch spielen. Fast genau so wie mit dem #EBike den Berg rauf "radeln".
— Eva Kempinger (@EvaKempinger) May 14, 2016
#Ebike (#schummeln ?)Tour vom #hoteloutside in #Matrei nach #Lienz. Schöner, gut ausgeschilderter #Radweg. ??♂️ Gut gemacht @tvb_osttirol #osttirol #wandern #berge #radfahren #Grossglockner pic.twitter.com/cKSnEafHt5
— Sebastian (@Sebius1987) August 21, 2018
Es steht also nicht nur der Vorwurf im Raum, E-Bike-Fahrer seien faul. Viele E-Bike-Fahrer fühlen sich irgendwie schuldig und bezeichnen ihre Fahrten mit dem Elektrofahrrad selbst als Mogelei.
Vor allem dieser Druck aus dem sozialen Umfeld sorge deshalb dafür, dass junge Menschen sich keine E-Bikes kaufen, heißt es in der Studie.
Deshalb schlägt Jakob vor, dass sowohl Hersteller als auch Politiker, das Image von E-Bikes verbessern sollten. Also: Anstatt an ein „Fahrrad für Faule“ sollten Verbraucher eher an ein „Auto für Nachhaltige“ denken.
Der Schummelvorwurf gegen E-Bike-Fahrer ist aber nicht das einzige Hemmnis. Auch helfe es nicht unbedingt, dass das Image der Elektroräder so stark mit der älteren Generation verknüpft sei.
Frage an die TL: gibt es irgend ne Art Klingel, die man easy und temporär an diesem Lenker montieren könnte? Will die schlangenlinienfahrenden Rentner auf dem eBike nicht immer so überraschen ?♂️ pic.twitter.com/vWIij3YucX
— ᗰᗩᖇKᑌS ツ (@trimarkus_de) August 3, 2018
Wer jung ist und wie die Generation 50+ E-Bike fährt, gilt selten als cool. E-Bikes sollten daher ebenfalls als „jünger und schlanker“ vermarktet werden, schreibt Jakob. Das haben viele E-Bike-Hersteller auch schon erkannt und zielen mit ihrem Marketing genau darauf ab.
Größte Kaufmotivation? Der Spaßfaktor!
Doch die vielleicht überraschendste Erkenntnis der Studie ist: Junge Menschen kaufen E-Bikes vor allem dann, wenn sie Spaß am Fahren haben. Das ist eigentlich so simpel wie logisch, doch vielleicht bisher ebenfalls ein Faktor, den viele noch nicht mit dem E-Bike-Fahren verbinden. Auch hier könnten Social-Media-Kampagnen den Spaßfaktor der Bikes der Generation der Digital Natives näher bringen, schlägt Jakob vor.
Subventionen beim Kauf
Doch Jakob sieht auch die Politik in der Verantwortung. Wenn wir als Gesellschaft wollen, dass junge Menschen sich ein E-Bike und kein Auto kaufen, sollte die Politik ihnen auch finanziell unter die Arme greifen. Denn auch das ist ein Punkt, der viele vom Kauf abhält. So könnten junge Menschen beispielsweise Subventionen beim Kauf von E-Bikes bekommen.
All das sind natürlich nur erste Vorschläge in einem weitgehend wenig wissenschaftlich untersuchten Feld. Dennoch: Die Studie liefert neue Erkenntnisse zur Situation von E-Bikes in Deutschland, Anregungen zu neuen Forschungen (Warum fahren zum Beispiel so wenige Frauen E-Bikes?) – und viel Diskussionsstoff.
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Wir bedanken uns bei Frau JProf. Dr. Ann-Kathrin Seemann und beim Lehrstuhl für Public und Non-Profit Management – Verkehr/Logistik und Öffentliche Wohnungswirtschaft der Universität Freiburg dafür, dass sie uns die Studie zur Ansicht zur Verfügung gestellt haben.