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NASA warnt vor „Killer-Asteroiden“: Wie groß ist die Gefahr wirklich?

Asteroid Komet Einschlag Erde Armageddon
Wie wahrscheinlich ist es, dass ein Asteroid-Einschlag unsere Erde zerstört? (Foto: Pixabay / 470906)
geschrieben von Marinela Potor

Die NASA hat jetzt vor der unterschätzten Gefahr von „Killer-Asteroiden“ gewarnt. Noch in unserem Leben könnte ein massiver Asteroid die Erde treffen. Stimmt das?

NASA-Direktor Jim Bridenstine hat vor wenigen Tagen öffentlich vor katastrophalen Asteroiden gewarnt, was schnell als Warnung vor „Killer-Asteroiden“ in die Schlagzeilen geriet. Die Möglichkeit, dass ein solcher Asteroid die Erde treffe und dabei massive Zerstörung anrichte, sei nicht etwas, das nur in Science-Fiction-Filmen passiere.

Stattdessen sei dies eine reale Gefahr – und möglicherweise etwas, das wir noch in unserem Leben erleben könnten.


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2013 verletzte ein Meteor 1.500 Menschen

Erst 2013 bekamen wir eine konkrete Vorstellung davon, wie ein solcher Einschlag aussehen könnte. Im Februar 2013 schlug ein Meteor ins Uralgebirge, in der Nähe der Stadt Tscheljabinsk ein. Der Meteor von Tscheljabinsk verletzte etwa 1.500 Menschen, eine ungewöhnlich hohe Zahl.

Der größte Schaden bei einem solchen Einschlag ist aber nicht der Aufprall selbst, sondern vielmehr die starken Schockwellen, die dadurch entstehen. Im Fall vom Meteor von Tscheljabinsk zersplitterten dadurch zahllose Fensterscheiben – was die Hauptursache für die vielen Verletzungen war.

Bridenstine ist davon überzeugt, dass wir einen ähnlich heftigen Einschlag noch in unserer Lebenszeit erleben werden. Hat er Recht? Wie wahrscheinlich ist das Szenario wirklich?

Erde im „Belagerungszustand“

Die weltweit führende Beobachtungsinstitution für erdnahe Asteroiden und Kometen (Near Earth Objects, kurz: NEOs) ist die Europäische Weltraumbehörde ESA.

Aktuell stehen knapp 20.000 NEOs auf der Risikoliste der ESA. Sie sind nach verschiedenen Kriterien geordnet, unter anderem nach

  • Größe
  • Geschwindkeit
  • voraussichtlichem Einschlagsjahr
  • erwarteter Einschlagsstärke
  • Wahrscheinlichkeit, mit der sie wirklich die Erde treffen

Diese Liste ist nicht in Stein gemeißelt. Es passiert durchaus regelmäßig, dass der Risikofaktor eines Asteroiden sich erhöht oder auch vermindert. Jim Bridenstine liegt also nicht unbedingt falsch damit, wenn er auf die hohe Zahl der potenziellen Einschläge verweist.

Tatsächlich hat sich in den vergangenen 65 Millionen Jahren etwas in der Gefahrenlage verändert. Davor gibt es kaum Hinweise auf Einschläge. Seit dem „Dino-Killer“ befinden wir uns aber in einer Art Belagerungszustand.

Allerdings ist nicht jeder Asteroid mit Kurs auf die Erde automatisch eine Bedrohung für den gesamten Planeten. Kleine Asteroiden, die eine Größe von bis zu 50 Metern haben, zerschellen meist von alleine im Weltall, bevor sie je auf die Erde treffen.

Größere Himmelskörper wiederum könnten großen Schaden einrichten. Ein Asteroid mit einer Größe von 500 Metern würde eine Fläche von 20 Quadratkilometern restlos zerstören.

Früherkennung ist alles

Die höchste Gefahr geht aber nicht vom Impakt selbst aus, sondern vielmehr von der Luftdruckwelle, dem Feuer und dem Erdbeben, die einem solchen Einschlag folgen.

Nach Erhebungen einer Arbeitsgruppe der University of Southampton in England würde die Zahl der Opfer bei einem Einschlag eines Asteroiden zwischen 50 und 400 Metern zwischen 10.000 und einer Million liegen. Das gilt für einen Impakt auf dem Land. Bei einem Einschlag im Wasser läge die Opferzahl zwischen 1.000 und 10.000.

Allerdings auch nur, wenn wir gar keine Vorwarnung hätten. Denn die aktuellen Beobachtungssysteme können durchaus erkennen, wenn ein Asteroid auf uns zufliegt. Je besser unsere Frühwarnsysteme daher sind, desto eher kann man ein Einschlagsgebiet zum Beispiel evakuieren.

Kann man Asteroiden vom Kurs abbringen?

Die NASA arbeitet außerdem mit dem kommerziellen Raumfahrtunternehmen von Elon Musk, Space X, an einem Verteidigungsschild namens DART (Double Asteroid Redirection Test).

DART möchte testen, inwiefern man den Kurs eines Asteroiden verändern kann, wenn man ihn im Flug mit einem anderen Objekt mit hoher Geschwindigkeit kollidieren lässt.

Wäre zum Beispiel ein bedrohlicher Asteroid direkt auf Kollisionskurs mit der Erde, könnte man ihn dadurch vom Kurs abbringen und einen Aufprall verhindern. Das ist zumindest die Hoffnung. Aktuell ist die NASA lediglich in der Lage, die Schwere des Aufpralls zu mindern.

Doch ist das wirklich ein Szenario, über das wir uns Gedanken machen müssen?

Wie häufig kommen große Asteroiden wirklich vor?

Einen Einschlag von einem Asteroiden in der Größenordnung von 100 Metern erwarten Forscher ungefähr alle 2.000 bis 5.000 Jahre. Asteroiden von 300 Metern Größe sind dagegen wohl eher alle 70.000 bis 120.000 Jahre zu erwarten.

Die Asteroiden, von denen Jim Bridenstine wahrscheinlich spricht, liegen dagegen um die 40 bis 100 Meter. Das sind auch diejenigen Geschosse, von denen die größte Gefahr ausgeht, da sie am häufigsten, etwa alle 100 Jahre erwartet werden.

Sollte ein solcher Asteroid zum Bespiel eine Stadt treffen, würde er durchaus beachtlichen Schaden anrichten.

„Killer-Asteroid“ nur ein Marketing-Trick?

Während Jim Bridenstine also durchaus Recht hat – Asteroiden sind eine reale Gefahr für unseren Planeten – sind Ausdrücke wie „Killer-Asteroiden“ nicht sehr hilfreich, auch wenn sie streng genommen nicht von der NASA kommen.

Doch bei dramatisierenden Aussagen, bei denen Bridenstine darauf drängt, dass wir „den einzigen bekannten Planeten, auf dem Leben möglich ist, beschützen müssen“, ist es nicht verwunderlich, warum viele plötzlich von tödlichen Asteroiden sprechen.

Solche Statements schaffen Panik, die so gar nicht begründet ist. Allerdings hat Bridenstine dies vielleicht auch bezweckt. Panik ist immer ein guter Motivator für Finanzspritzen und die sind in Zeiten, in denen die NASA knapp bei Kasse ist, wahrscheinlich sehr willkommen.

Möglicherweise war es auch einfach ein Marketing-Trick, um auf die laufende Konferenz zur Planetaren Verteidigung, aufmerksam zum machen.

Noch bis zum dritten Mai kommen hier Wissenschaftler der NASA, der ESA und der Federal Emergency Management Agency, FEMA (Katastrophenschutzamt der USA) zusammen.

Dabei werden sie verschiedene Impakt-Szenarien simulieren, um so sowohl das Notfallprotokoll als auch ihre Frühwarnsysteme zu aktualisieren und zu verbessern.

Denn genau genommen sind es diese zwei Dinge, die uns vor gefährlichen Asteroiden am besten schützen können: Frühe Gefahrenerkennung und eine schnelle Notfallreaktion. Beides, da sind sich die meisten Fachleute einig, muss verbessert werden.

Selbst wenn wir nicht von einem gigantischen Killer-Asteroiden getroffen werden, auch kleine Geschosse können großen Schaden anrichten und Menschenleben fordern.

ESA-Präsident Rüdiger Jehn sieht es so: „Der erste Schritt, um unseren Planeten zu beschützen, ist, zu wissen, was uns da draußen erwartet.“

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.