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Interview: So ging die Raser-Taube von Bocholt viral

Taube Bocholt Blitzerfoto
(Foto: Radarmessgerät Stadt Bocholt)
geschrieben von Marinela Potor

Das Foto einer geblitzten Taube machte die Stadt Bocholt schlagartig weltberühmt. Ein Radar hatte die rasende Taube mit 45 Kilometer pro Stunde in einer 30er-Zone erfasst. Die Stadt teilte das Blitzerfoto im Netz – und der Post ging viral. Wir haben mit Bruno Wansing von der Stadt Bocholt über die weltberühmte „Raser-Taube“ gesprochen.

Bislang war Bocholt eine ruhige, beschauliche Stadt in Nordhrein-Westfalen nah der niederländischen Grenze. Seit dem 2. Mai 2019 jedoch, ist die Stadt weltweit bekannt.

Der Grund dafür ist eins der wohl ungewöhnlichsten Blitzer-Fotos aller Zeiten. Denn der Verkerssünder war eine Taube.


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Genau genommen war die Taube mit 45 Kilometer pro Stunde in einer Tempo-30-Zone unterwegs. Selbst nach Abzug der Toleranzgrenze von drei Kilometer pro Stunde war die Taube damit zwölf Kilometer zu schnell.

Die Stadt fand den Vorfall so kurios, dass sie das Foto der „Raser-Taube“ in den sozialen Netzwerken postete.

Der Post ging innerhalb von wenigen Tagen viral, wurde über 100.000 Mal aufgerufen und verbreitete sich schnell um die ganze Welt.

Wie hat die Welt auf das Foto der geblitzten Taube aus Bocholt reagiert? Passiert so etwas öfter? Und, vor allem, wer bezahlt jetzt eigentlich das Verwarnungsgeld? Darüber haben wir mit Bruno Wansing, dem Social-Media-Manager der Stadt Bocholt gesprochen.

Mobility Mag: Herr Wansing, was war die Reaktion im Bocholter Ordnungsamt, als die Mitarbeiter das Foto der geblitzten Taube zum ersten Mal sahen?

Bruno Wansing beim Sport Citylauf Bocholt

Bruno Wansing ist Fotograf, Internetadministrator und Social-Media-Manager der Stadt Bocholt. (Foto: Klaus Busch)

Bruno Wansing: Die erste Reaktion war ein herzhaftes Lachen und dann kam sofort die Idee: Können wir das posten? Was passiert dann? Mögen die Leute das? Akzeptieren die, dass auch Verwaltungen und Verwaltungsmitarbeiter und – mitarbeiterinnen durchaus Humor haben?

Und, hat das Netz das akzeptiert?

Im Ergebnis ist es so, dass sie es tun. Vor allem die Schweden, Franzosen, Italiener und Briten mögen unsere Taube, aber auch aus anderen Teilen der Welt haben wir Kommentare bekommen oder von solchen gehört. Sie alle haben sich darüber gefreut, dass „die Deutschen“ auch Humor zeigen können.

Kommt so etwas häufiger vor? Tauben fliegen ja generell recht schnell, haben sie da öfter eine vor der Linse?

So etwas kommt nicht häufiger vor, das war jetzt das erste Mal.

Wie sieht es aus mit anderen Vögeln oder anderen Tieren? Es gibt ja durchaus in der Geschichte der Blitzer einige kuriose Tierfotos… 

Es hat schon wohl mal Bilder gegeben, die von Vögeln ausgelöst wurden, die waren aber nicht zu nutzen. Zumeist waren die gefiederten Freunde dann schon nicht mehr im Bild.

Wohin schicken Sie denn nun den Bußgeldbescheid?

Tja, die Geschichte mit dem Bußgeldbescheid… Da weder das Nummernschild noch ein Ring an unserer „Raser-Taube“ zu erkennen sind, müssen wir das Verfahren einstellen.

Wir überlegen aber, ein Überflugverbot für die städtischen Straßen für die Zeiten einzurichten, zu denen geblitzt wird. Die Frage ist dann nur, wie wir das bekannt geben sollen. 😉

Und wer bezahlt dann die ausstehende Strafe?

Wir haben uns entschieden, die Angelegenheit, beziehungsweise die Taube, nicht weiterzuverfolgen. Durch den Radarblitz hat sie bestimmt schon ein Trauma bekommen und wird sich künftig vom Radarwagen fernhalten… 😉

Die Raser-Taube hat Bocholt ja schlagartig im Netz bekannt gemacht. Tatsächlich sind Sie aber auch für etwas ganz anderes bekannt.

Bocholt ist jetzt sechsmal in Folge zu Deutschlands fahrradfreundlichster Mittelstadt (unter 100.000 Einwohnern) ausgezeichnet worden. Was kann man denn abseits von Tauben so als Radfahrer in und um Bocholt erleben?

Wir sind tatsächlich die fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands in dieser Kategorie und wollen auch weiterhin darauf hinwirken, dass noch mehr Wege als ohnehin schon mit der „Fietse“ (so heißt das Rad hier in Bocholt) gefahren werden.

In Bocholt kommen die Kinder schon mit einem Fahrrad auf die Welt. Und der richtige Bocholter hat mindestens zwei Räder, eins für „alle Tage“ und ein Renn- oder Tourenrad oder ein Mountainbike. Es soll auch Bocholterinnen und Bocholter geben, die als drittes Rad auch noch ein „Kneipenfahrrad“ besitzen.

Als Radfahrer bieten sich die vielen Radstrecken und „Pättkes“ rund um Bocholt bis in die benachbarten Niederlande für Radtouren an. Und ein großer Vorteil ist, hier ist es flach!

Die Routen sind bestens ausgeschildert, ob Aa-Radweg, 100-Schlösser-Route, Flamingoroute oder auch die Niederrheinroute, auf allen gibt es viele wunderschöne Einblicke.

Vielen Dank für das Gespräch!

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.