Wirtschaft

Warum ein Zukunftsfonds keinen Gründer-Boom auslösen wird

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Carsten Lexa hat Zweifel an der Wirkung eines Zukunftsfonds. (Foto: Pixabay.com / Bru-nO)
geschrieben von Carsten Lexa

Deutschland braucht mehr Gründer. Diese Forderung ist nicht sonderlich neu. Jetzt wollen die Bundesländer einen Zukunftsfonds auflegen, der einen Gründer-Boom auslösen soll. Kann das wirklich funktionieren?

Die Wirtschaft in Deutschland schwächt sich ab. Der Streit mit den USA ist für die Exportnation Deutschland nicht hilfreich. Die Steuerlast ist unverändert hoch und bei Zukunftstechnologien wie Künstlicher Intelligenz und Plattformen ist Deutschland nicht gut aufgestellt.

Dass sich daraus Probleme ergeben können, dämmert nun immer mehr Politikern. Insbesondere erkennen immer mehr, dass Wirtschaft von Innovationen lebt. Dieser Satz klingt zwar nach Ironie, ist aber keine. Dabei spielen Gründer eine große Rolle. Genau hier jedoch liegt ein Problem.

Denn die Zahl der Unternehmensgründungen geht immer stärker zurück. So warnte er kürzlich explizit die IHK Würzburg-Schweinfurt in der neuen Ausgabe des Gründeratlas, dass es in Mainfranken Regionen gibt, in denen das Saldo aus neuen Unternehmen und beendeten Unternehmen negativ ist.

Das heißt: Es schließen mehr Unternehmen als das neue entstehen.

Ein Zukunftsfonds für innovative Start-ups

Dieser Zustand ist nicht gut – was für eine Erkenntnis. Was kann man aber dagegen unternehmen? Lassen wir einmal die Frage unbeantwortet, warum man sich nicht mit dieser Situation beschäftigt hat, als dafür noch Zeit und die wirtschaftliche Situation noch gut war.

Ein neuer Vorschlag liegt nun auf dem Tisch und er kommt von der FDP. In den Ländern – explizit in Bayern – soll ein sogenannter Zukunftsfonds aufgelegt werden. Dieser speist sich aus Privatisierungserlösen.

Die Idee dahinter: Innovativen bayerischen Start-ups soll Risikokapital über diesen Fonds bereit gestellt werden – und auch private Investoren können sich beteiligen.

Der kritische Blick

Die Idee des Zukunftsfonds klingt erst einmal gut. Denn im Rahmen von Umfragen nennen Gründer immer wieder fehlendes Kapital als einen der Hauptgründe, warum sie mit ihrem jungen Unternehmen Schwierigkeiten haben. Genau dieses Problem würde der Fonds angehen.

Schaut man aber genau hin, erkennt man, dass die Idee zwar im Ansatz vielleicht sogar nicht schlecht ist, in der Umsetzung es aber sehr schwer haben wird. Ich bin mir dabei bewusst, dass noch gar nicht klar ist, wie die Umsetzung erfolgen soll – was ja immer wieder das große Problem politischer Ideen ist.

Um das zu erkennen, muss man sich mit dem Systemfehler eines solchen staatlichen Fonds befassen – genauer sogar mit zwei Fehlern. Der erste Fehler ist, dass der Fonds Risikokapital zur Verfügung stellen soll. Das bedeutet aber, dass das Geld einfach weg sein kann, wenn das Unternehmen, das das Geld bekommt, scheitert.

Kann der Staat einfach so Geld weggeben? Eher nicht. Er wird vielmehr die Unternehmen prüfen, die das Geld beantragen. Dadurch werden aber die verrückten Ideen, die vielleicht noch keinen besonderen Businessplan mit der tollen Aussicht, in absehbarer Zeit Geld zu verdienen, gar nicht bedacht.

Denn denen Geld zu geben, heißt ja, dass man sozusagen das Geld verbrennt. Innovation kann aber gar nicht im Rahmen eines Formulars erkannt werden, das von den Gründern bei der Beantragung von Risikokapital aus dem Zukunftsfonds ausgefüllt wird. Im Zweifel gibt es dann halt kein Geld.

Und was ist der zweite Fehler? Wie wäre es mit Menschen? Irgendjemand entscheidet über die Geldverteilung aus dem Zukunftsfonds. Was passiert denn aber, wenn die ersten 20 oder 30 finanzierten Start-ups scheitern?

Dann gibt es vom Vorgesetzten vermutlich ordentlich Kritik. Und weil der- oder diejenige, die über die Geldverteilung entscheidet, das weiß, wird er oder sie von vornherein vorsichtig sein. Das führt die gute Idee ad absurdum.

Lohnendere Alternativen

Wie man sieht, glaube ich nicht, dass so ein Zukunftsfonds funktionieren wird. Der vorsichtige Staat, der das Geld seiner Bürger verwaltet, und Start-ups, die keine Ahnung haben, ob ihre Idee funktioniert, diese aber dennoch ausprobieren wollen – das passt nur schwer zusammen.

Das gilt zumindest für die Verteilung des Geldes aus einem potenziellen Zukunftsfonds. Wie kann aber nun eine Alternative aussehen? Wie wäre es, wenn statt eines staatlichen Zukunftsfonds die Privatwirtschaft die führende Rolle übernimmt?

Dazu bräuchte es Anreize, damit Unternehmen und Investoren überhaupt Geld in junge Unternehmen stecken. Das INVEST-Programm des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle geht insoweit schon in die richtige Richtung.

Denn hier bekommen Investoren 20 Prozent der Summe, mit der sie sich an einem jungen, innovativen Unternehmen beteiligen, zurückerstattet. Allerdings ist genau definiert, was unter „innovativ“ zu verstehen ist – und damit kommt wieder die Bürokratie ins Spiel.

Der steuerliche Anreiz

Vielversprechender wäre es meiner Meinung nach, wenn es steuerliche Anreize gäbe, in junge Unternehmen zu investieren. So könnte man beispielsweise die Hälfte einer Investition von maximal fünf Millionen Euro in ein Unternehmen, das nicht älter als drei Jahre ist, als steuerlich absetzbar definieren.

Werden die Anteile nach mindestens drei Jahren mit Gewinn verkauft, wird der Veräußerungsgewinn nur zur Hälfte besteuert. Bevor jetzt der Aufschrei kommt: Das investierte Geld ist natürlich weg, wenn das junge Unternehmen scheitert.

Bevor man als Investor nun voreilig auf eventuelle Gewinne schaut, sollte man sich der Risiken bewusst sein. Trotzdem schafft die zweifache steuerliche Begünstigung in meinen Augen zu zwei wichtigen Zeitpunkten Anreize.

Einerseits muss ein Investor einen Vorteil darin sehen, damit er überhaupt investiert. Denn wenn er sein Geld ohne Vorteil verlieren könnte, stellt sich die Frage, warum er überhaupt investieren sollte. Andererseits muss sich das Risiko eines Investments lohnen. Das erreicht die niedrigere Besteuerung beim Verkauf.

Weitere Maßnahmen

Darüber hinaus brauchen wir in Deutschland aber noch weitere Begleitmaßnahmen. So müssen wirtschaftliche Grundlagen und Zusammenhänge – sowohl in volkswirtschaftlicher als auch in betriebswirtschaftlicher Hinsicht – Pflicht in der schulischen Ausbildung werden.

Außerdem muss die überbordende Bürokratie abgebaut werden – Online-Gründungen und -Anmeldungen sowie vereinfachte Steuererklärungen für junge Unternehmen sind dabei der erste Schritt. Sodann würde eine steuerliche Begünstigung Anreize für Gründer schaffen.

Die Abschaffung der Steuerpflicht für junge Unternehmen für die ersten zwei Jahre ihres Bestehens bis zu einem Jahresgewinn von 50.000 Euro würde ein starkes Zeichen setzen. Und schließlich muss positiv über Unternehmerinnen und Unternehmer sowie über Unternehmertum gesprochen werden.

Nur dadurch signalisiert die Politik den Gründungs-Interessierten: Wir nehmen euch nicht nur ernst. Unternehmertum ist vielmehr sexy und erstrebenswert, denn ein Unternehmer stellt etwas in der Gesellschaft dar.

Fazit zum Zukunftsfonds

Die Idee eines Zukunftsfonds ist nett, aber zu kurz gedacht. Sie wird meiner Ansicht nach nicht funktionieren, weil sie Systemfehler beinhaltet. Aussichtsreicher ist es, für Investoren aus der Privatwirtschaft Anreize zu schaffen, in junge Unternehmen zu investieren.

Anschließend gilt es, die Voraussetzungen für den Erhalt der Anreize so gering wie möglich zu halten. Darüber hinaus bedarf es flankierender Maßnahmen, um zu signalisieren: Unternehmer zu werden ist erstrebenswert.

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Über den Autor

Carsten Lexa

Rechtsanwalt Carsten Lexa berät seit 20 Jahren Unternehmen im Wirtschafts-, Gesellschafts- und Vertragsrecht. Er ist Lehrbeauftragter für Wirtschaftsrecht, BWL und Digitale Transformation sowie Buchautor. Lexa ist Gründer von vier Unternehmen, war Mitinitiator der Würzburger Start-up-Initiative „Gründen@Würzburg”, Mitglied der B20 Taskforces Digitalisierung/ SMEs und engagiert sich als Botschafter des „Großer Preis des Mittelstands” sowie als Mitglied im Expertengremium des Internationalen Wirtschaftsrats. Er leitete als Weltpräsident die G20 Young Entrepreneurs´Alliance (G20 YEA). Bei BASIC thinking schreibt Lexa über Themen an der Schnittstelle von Recht, Wirtschaft und Digitalisierung.