Grün

Flixbus will umweltfreundlicher werden – und experimentiert mit Brennstoffzellen-Bus

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Flixbus experimentiert mit neuem Brennstoffzellen-Bus. (Foto: Flixbus)
geschrieben von Marinela Potor

Der Fernbus-Anbieter Flixbus möchte seine Flotte in Sachen Elektromobilität weiter ausbauen. Das Unternehmen hat jetzt verkündet: Künftig möchte Flixbus auch Brennstoffzellen-Busse testen. 

„Grün ist nicht nur die Farbe der Busse“, sagt Flixbus gerne werbewirksam über sich. Meist bezieht sich das darauf, dass es umweltfreundlicher ist, mit dem Fernbus als mit dem eigenen PKW zu fahren. In diesem Fall geht dieser Slogan aber noch darüber hinaus.

Flixbus hat nämlich jetzt angekündigt, künftig seine Elektroflotte aufstocken zu wollen – und zwar mit „Brennstoffzellen-Bussen“.

„Meilenstein in der Mobilitätsgeschichte“

Gemeint sind damit Busse, die mit einer Brennstoffzelle angetrieben und mit Wasserstoff betankt werden – und somit, genau wie Fahrzeuge mit Akkus, ebenfalls elektrisch fahren.

Laut Fabian Stenger, Geschäftsführer von Flixbus DACH, wolle das Unternehmen mit den Brennstoffzellen-Bussen seinen Transport künftig noch klimafreundlicher gestalten.

„Wir fragen uns kontinuierlich, wie wir das Reisen noch nachhaltiger gestalten können. Nach drei erfolgreich gestarteten E-Fernbussen wollen wir daher nun gemeinsam mit Freudenberg den ersten Fernbus mit Brennstoffzellenantrieb entwickeln und einen weiteren Meilenstein in der Mobilitätsgeschichte setzen“, sagt Stenger.

In der Tat betreibt Flixbus schon eine Mini-Elektroflotte. Die drei batteriebetriebenen Elektrobusse der chinesischen Firmen BYD und Yutong sind derzeit im Testbetrieb in Frankreich und Deutschland.

Nun sollen also auch Brennstoffzellen-Busse in einem neuen Pilotprojekt dazukommen.

Hybrid-Technologie aus Brennstoffzelle und Akku

Allerdings werden es keine reinen Wasserstoffbusse sein. Vielmehr setzt Flixbus auf einen Hybrid-Antrieb aus Akku und Brennstoffzelle. Die Brennstoffzelle sorgt dabei für den Antrieb, der Akku dient lediglich als Backup.

Für dieses neue Pilotprojekt hat sich Flixbus mit dem Unternehmen Freudenberg Sealings Technologies aus Weinheim bei Mannheim zusammengetan.

Freundenberg Sealings Technologies ist nach eigener Aussage „weltweiter Marktführer für anspruchsvolle und neuartige Anwendungen in der Dichtungstechnik und der Elektromobilität.“

Doch warum investiert Flixbus nun in den Brennstoffzellen-Bus anstatt die Zusammenarbeit mit seinen chinesischen Partnern auszubauen und weiterhin auf rein batteriebetriebene Busse zu setzen?

Flixbus sagte dazu in einer Pressemeldung, die Brennstoffzellentechnik sei eine Chance für europäische Bushersteller, endlich die Mobilitätswende mitzubestimmen. Tatsächlich sucht Flixbus auch noch nach Partnern für das Projekt „Brennstoffzellen-Bus“.

Die Zusammenarbeit mit den chinesischen Partnern im Rahmen des Pilotprojektes laufe zwar sehr erfolgreich, heißt es auf Nachfrage von Mobility Mag von Flixbus.

Das Hauptproblem sei aber die Reichweite. Die liegt bei den E-Bussen von Flixbus bei rund 200 Kilometern. Entsprechend kurz sind die angebotenen Strecken.

Zwar wolle man weiter batterieelektrische Fahrzeuge und ihre Nutzbarkeit für längere Strecken prüfen, doch bis dahin sei der Brennstoffzellen-Bus ebenfalls eine interessante Option.

Hybrid-Technologie bietet bessere Reichweite

Denn der Wasserstoffbus biete neue Möglichkeiten, erklärt Flixbus-Sprecherin Nina Göbbels gegenüber Mobility Mag.

„Für Wasserstoff sprechen im Fernverkehr mehrere Gründe: neben der Gewichtsersparnis die kürzere Ladezeit. Ein weiteres Argument für die Brennstoffzellentechnologie ist die Möglichkeit, Strom aus erneuerbaren Energien direkt am Entstehungsort in Wasserstoff umzuwandeln.“

Darüber hinaus bietet der Brennstoffzellen-Bus auch bessere Reichweiten. Bei den geplanten Brennstoffzellen-Bussen liegt die Reichweite voraussichtlich bei 500 Kilometern. Das erlaubt einem Fernbus-Anbieter natürlich ganz andere Streckenangebote.

Auch die erwähnte Ladezeit ist wichtig. Es dauert mehrere Stunden, um einen Elektrobus mit Akku-Antrieb wieder voll aufzuladen. Bei den Wasserstoffbussen von Flixbus soll es maximal 20 Minuten dauern.

Wenn Wasserstoff aber so viele Vorteile hat, warum setzt Flixbus weiterhin auch noch auf batteriebetriebene Busse?

Weil Wasserstoff natürlich auch Nachteile hat.

So ist Wasserstoff teurer als Strom. Hinzu kommt, dass das Wasserstoff-Tankstellennetz in Deutschland sehr dünn ist. Zugang zu einer Steckdose ist im Vergleich sehr viel einfacher und auch das Angebot an Ladestationen wächst ständig weiter. Auch die Akkus werden immer leistungsfähiger.

Es ergibt also durchaus Sinn, dass Flixbus mit beiden Antrieben experimentiert. „Wir setzen nicht auf eine Technologie, sondern sind hier agnostisch – offen für alle umweltfreundlichen alternativen Antriebe“, sagt Nina Göbbels.

Wasserstoff oder Akku: Warum nicht beides?!

Damit hat Flixbus eine sehr pragmatische Antwort auf die Elektromobilität-Dauerstreitfrage „Wasserstoff vs. Akku“ gefunden: Warum sich für eine Technologie entscheiden, wenn man beide nutzen kann?

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.