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Gigafactory: Rettet Elon Musk jetzt die deutsche Automobilindustrie?

Tesla Model Y, Gigafactory Brandenburg
Tesla
geschrieben von Marinela Potor

Tesla will eine Gigafactory in Brandenburg bauen. Ist Elon Musk damit jetzt der Retter der deutschen Autoindustrie oder ist es nur viel Lärm um nichts?

Elon Musk steht am Mikrofon. Eigentlich soll er sich jetzt bedanken. Denn an diesem November-Abend hat er bei der Preisverleihung „Goldenes Lenkrad“ der Auto-Bild-Gruppe mit seinem Model 3 den Preis für das beste neue Modell in der Mittel- und Oberklasse abgeräumt.

Doch irgendwie hätte auch klar sein können, dass das Publikum einen „typischen Musk“ erleben wird. Schließlich ist der Tesla-Chef nicht dafür bekannt, dass er gerne auf feierlichen Events aufkreuzt. So wird dann auch schnell klar, warum Elon Musk wirklich hier ist.


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Im Vorfeld heimlich verhandelt

Völlig unerwartet kündigt er nämlich auf der Bühne an, dass die neue europäische Gigafactory von Tesla „bei Berlin“ gebaut wird.

Bei Berlin heißt in dem Fall in Brandenburg und zwar in der Nähe des geplanten BER-Flughafens. Das wird deshalb klar, weil Elon Musk sich folgenden Scherz nicht verkneifen kann: „Wir werden definitiv ein höheres Tempo vorlegen müssen als der Flughafen.“

Die Aufregung nach der Ankündigung ist groß. Schließlich hatten sich mehrere Bundesländer um die Gigafactory bemüht, allen voran Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Tatsächlich stand bis dato aber auch nicht Deutschland als Standort unbedingt fest. Schließlich hatten auch französische Städte um die Tesla-Fabrik gebuhlt.

Am Ende wurde es Brandenburg. Wie später herauskam, hatten Tesla und Vertreter des Bundeslandes schon heimlich Gespräche geführt und laut Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke seien schon 95 Prozent aller offenen Fragen geklärt. Man kann also davon ausgehen, dass die Gigafactory keine von Elon Musks geliebt-gefürchteten spontanen Ideen ist.

Übrigens: Neben den branchenüblichen Subventionen (aus Steuergeldern) sollen keine zusätzlichen E-Auto-Förderungen fließen. Tesla wird also die Investition zum größten Teil selbst stemmen müssen.

Mittlerweile scheint auch klar zu sein, wo genau die Gigafactory entstehen wird, und zwar in Grünheide. Für diesen Standort sprechen einige gute Gründe.

Gigafactory soll mit Ökostrom laufen

Zum einen hat der Ort schon die perfekte Infrastruktur für eine Autofabrik. Schließlich sollte hier mal eine BMW-Fabrik entstehen. Der BMW-Deal ging schließlich an Leipzig, doch die Vorarbeiten kann Tesla nun direkt übernehmen.

Auch die gute Anbindung an die Autobahn sowie (irgendwann mal) an den Flughafen sind sicher Vorteile für eine internationale Firma. Darüber hinaus ist die Nähe zur Metropole Berlin sicherlich auch attraktiv.

Schließlich glaubt Woidke, dass auch die Ökostrom-Infrastruktur in Brandenburg für die Gigafactory ein ausschlaggebender Faktor war. „Wir haben den Rohstoff der Zukunft, wir haben erneuerbare Energien in Brandenburg“, sagte Woidke.

Das ist deshalb wichtig, weil es zum Konzept der Gigafactorys gehört, dass die Energie für den Autobau zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen kommen soll. So soll auch die Gigafactory in Brandenburg ausschließlich mit Ökostrom betrieben werden.

Viele haben die Entscheidung von Tesla begrüßt. Denn zum einen stärkt ein neuer Autobauer den Wirtschaftsstandort Deutschland. Auch hoffen viele auf neue Jobs in der Autoindustrie.

Elon Musk als Retter der Autoindustrie?

Schließlich will Elon Musk hier Akkus und Autos bauen. Den Anfang wird der Elektro-SUV „Model Y“ (geschätzter Preis: 40.000 Euro) machen. Angeblich sollen erste Autos schon im Frühjahr 2021 vom Band laufen. Der Start der Fabrik ist für das erste Quartal 2020 geplant.

So sollen 6.000 oder 7.000 neue Stellen in der Gigafactory geschaffen werden. Für Brandenburg wäre das ein gigantischer Deal. Es ist auch die Rede von einem neuen Design- und Ingenieurszentrum, sodass am Ende um die 10.000 Jobs entstehen könnten.

Elon Musk Twitter, Gigafactory Brandenburg

Screenshot: Twitter

Das ist aber natürlich nicht alles. Sowohl Zulieferer in Baden-Württemberg als auch in Nordrhein-Westfalen werden wahrscheinlich von der neuen Fabrik profitieren. Denkbar ist auch, dass Tesla für den Ökostrom der Fabrik Direktverträge mit Betreibern von Solar- und Windkraftanlagen abschließen wird.

Vielen erscheint Elon Musk daher wie ein Retter der deutschen Automobilindustrie. Doch in der direkten Gegenüberstellung wirken die 10.000 Jobs von Tesla im Vergleich zu mehr als 800.000 Beschäftigten in der deutschen Autoindustrie ein wenig lächerlich.

Doch es sendet natürlich ein anderes Signal, wenn ein Autobauer Stellen schafft, während die großen deutschen Autobauer wie BMW gerade Tausende von Jobs abbauen.


Fun Fact: Warum eigentlich „Giga“-Factory?

Die Gigafactory hat das „Giga“ am Anfang nicht nur, weil es im PR-Sprech gut – im Sinne von „gigantisch“ klingt oder weil Tesla darin mit seinen Akkus viele Gigawattstunden an derart gespeicherten Strom erzeugen will. Gut, das sind wahrscheinlich die wahren Gründe. Doch eine andere Erklärung klingt viel schöner. 

Angeblich hat Elon Musk den Namen an den Film „Zurück in die Zukunft“ angelehnt, weil Dr. Braun 1,21 Gigawatt brauchte, um das Zeitreise-Auto zu betreiben.


Wer kauft am Ende all die Teslas?

Ob all das letztlich wirklich passiert oder Elon Musk es sich dann doch noch anders überlegt, kann natürlich keiner wissen. Auch zeigen bisherige Einblicke in die Gigafactory 1 in Nevada, dass die Tesla-Fabrik lange Zeit alles andere als reibungslos lief.

Doch selbst wenn die Gigafactory gebaut wird, bleibt am Ende eine Frage: Wer soll all die neuen Elektroautos kaufen?

Ja, der Umsatz mit Elektroautos steigt. Und ja, die Tesla-Modelle gehören zu den meistverkauften Elektroautos in Deutschland. Doch E-Autos machen momentan etwa zwei Prozent aller Autoverkäufe in Deutschland aus.

Es braucht also vor allem eins, damit die Gigafactory erfolgreich sein kann: Sehr viel mehr Verbraucher müssen sich für (teure) Teslas begeistern können.

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.