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Barrierefrei Reisen: Leichter Reisen bringt Menschen mit Behinderungen in den Urlaub

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Die AG Leichter Reisen will barrierefreies Reisen in Deutschland ermöglichen, wie etwa in der Sächsischen Schweiz. (Foto: TVSSW / Florian Trykowski)
geschrieben von Vivien Stellmach

Mit der AG Leichter Reisen haben sich zehn deutsche Regionen und Städte zusammengetan, um barrierefreie Urlaubsziele zu schaffen. Das Motto von Leichter Reisen: Urlaub für alle. 

Ins Boot springen für die Rundfahrt um den See. Eine Stadführung mitmachen. Auf einen hohen Berg wandern. All diese Dinge sind für viele beim Reisen selbstverständlich. Doch wie reisen eigentlich Menschen im Rollstuhl oder blinde oder gehörlose Menschen?

Auch sie wollen schließlich die Welt entdecken – stoßen aber dabei häufig auf Hindernisse, da Urlaubsorte oder Reiseangebote nicht an ihre Bedürfnisse angepasst sind.


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Doch das ändert sich langsam. Immer mehr Reiseveranstalter, Reisebüros oder auch Hotels und Restaurants in Urlaubsregionen bieten mittlerweile barrierefreies Reisen an.

Dazu gehört auch die die erste Arbeitsgemeinschaft für barrierefreie Urlaubsziele in Deutschland. Sie setzt sich dafür ein, sowohl das Reisen für Menschen mit Behinderungen als auch für Familien mit Kindern und Senioren leichter zu machen.

Leichter Reisen: Von der Nordsee bis zum Bodensee

Leichter Reisen ist ein Zusammenschluss aus zehn Städten und Regionen in Deutschland, die sich schon seit mehreren Jahren für mehr Barrierefreiheit in Freizeit und Tourismus engagieren.

Die folgenden zehn Orte und Regionen machen bei Leichter Reisen mit:

  • Erfurt
  • Ostfriesland
  • Eifel
  • Fränkisches Seenland
  • Lausitzer Seenland
  • Magdeburg
  • Hanse- und Universitätsstadt Rostock
  • Ruppiner Seenland
  • Sächsische Schweiz
  • Südliche Weinstraße

Die Urlaubsangebote reichen von Stadttourismus über Naturerlebnisse bis hin zu kulturellen Veranstaltungen. Eines haben die Orte dabei natürlich gemeinsam: Menschen mit und ohne Behinderungen dürfen sich nicht nur auf Barrierefreiheit, sondern auch auf herzliche Gastfreundschaft und ein paar erholsame Tage freuen.

Stadtführung in Erfurt

Doch wie kann man sich das barrierefreie Reisen vorstellen? Mit gutem Beispiel geht etwa Erfurt, die Landeshauptstadt Thüringens, voran. Die Stadt bietet viele barrierefreie Angebote wie Stadtführungen und -rundfahrten, kulinarische Veranstaltungen und vieles mehr an.

Eine Stadtführung kann man hier beispielsweise auch als gehörloser Urlauber machen. Ein mobiler Videoführer leitet dabei die Besucher in Deutscher Gebärdensprache zu über 20 Sehenswürdigkeiten. Er ist in der Touristeninformation der Stadt ausleihbar.

Von April bis Dezember bringt außerdem der „Altstadt-Bus“ auch Menschen mit Mobilitätseinschränkung zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Der Bus ist mit einer Hebebühne und einem Stadtführer ausgestattet. Ganzjährig verfügbar ist auch die Erfurt-Tour mit der historischen Straßenbahn.

Man kann darüber hinaus auch den Dom St. Marien über einen barrierefreien Eingang mit dem Rollstuhl besichtigen und für Menschen mit Hörschädigungen gibt es zudem eine induktive Höranlage im Hohen Chor und taktile Informationsmaterialien machen auch blinden und sehbehinderten Menschen einen Besuch möglich.

Aktivurlaub? Kein Problem!

Wer gerne aktiver sein möchte, kann in der Sächsischen Schweiz auch im Rollstuhl wandern: Trotz ihrer ausgeprägten Höhe verfügt die Region über einige Rad- und Wanderwege für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen.

Aussichtspunkte und Ausflugsziele sind dabei zum großen Teil barrierefrei, zum Beispiel auch die berühmte Bastei. Selbst die Gipfel der Sandsteinnadeln können auch Menschen mit Mobilitätsproblemen gut erreichen.

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Rolli-Tour im Uttewalder Grund in der Sächsischen Schweiz. (Foto: TVSSW / Sylvio Dittrich)

In speziellen Kletterkursen können sich darüber hinaus Menschen mit Hörschädigungen oder mit Lernschwierigkeiten am Felsen erproben. Einige Regionen bieten auch therapeutisches Reiten an.

Außerdem ist der Nationalpark Zentrum in Bad Schandau komplett barrierefrei gestaltet. Er informiert über die geologischen Besonderheiten sowie Flora und Fauna des Schutzgebietes und es gibt Führungen für sehbehinderte, hörgeschädigte und lernbehinderte Urlauber.

Doch auch am Strand setzen sich viele Urlaubsregionen für Barrierefreiheit ein. In Ostfriesland zum Beispiel ermöglichen spezielle Strandrollstühle auf der Insel Langeoog es auch Menschen mit Gehbehinderungen bei Strandspaziergängen oder Wattwanderungen mitzumachen.

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Mit speziellen Strandrollstühlen werden auch Strandspaziergänge oder Wattwanderungen möglich. (Foto: Hans-Dieter Budde)

Wer sich wiederum kulturell weiterbilden möchte, kann beispielsweise mitten im Stadtzentrum von Borkum die Kulturinsel besuchen. In dem komplett barrierefreien „Haus des Gastes“ finden nämlich Veranstaltungen wie der Borkumer Shantychor „Oldtimer“ oder das Musical „Up de Walvis“ statt.

Inklusive Veranstaltungen

Das sind nur einige Beispiele. Auf seiner Website stellt Leichter Reisen viele weitere Veranstaltungen und Aktivitäten für die verschiedenen Regionen zusammen. Die barrierefreien Events reichen von Open-Air-Veranstaltungen wie dem Borkumer Weinfest bis hin zu wunderschönen Weihnachtsmärkten, wie man sie etwa in Erfurt findet.

Die Angebote sind dabei für alle Interessierten offen. An ihnen können Menschen mit Behinderungen genauso teilnehmen wie Familien mit Kindern und Senioren.

Besondere Unterkünfte

In allen Regionen von Leichter Reisen stehen natürlich auch besondere Unterkünfte für Menschen mit Behinderungen zur Verfügung. Es gibt nämlich Unterkünfte mit Pflegebetten und barrierefreie Hotels oder auch Jugendherbergen, Hostels und andere Gruppenunterkünfte.

Und wer auf einen betreuten Urlaub und Pflege-Dienstleistungen angewiesen ist, kann sich über Leichter Reisen ebenfalls darüber informieren.

Das Engagement von Leichter Reisen zeigt: Wenn Urlaubsregionen es wirklich wollen, können sie auch barrierefreies Reisen ermöglichen. Der AG können sich dementsprechend alle interessierten Städte und Tourismusregionen in Deutschland anschließen.

Zum Weiterlesen:

Über den Autor

Vivien Stellmach

Vivien Stellmach war von Mai 2019 bis November 2020 Redakteurin bei BASIC thinking.