Wirtschaft

Start-up-Check! Resourcify: Abfallmanagement wird digital

Resourcify, Start-up-Check
Resourcify macht Abfallmanagement digital. (Foto: Pixabay.com / Shirley 810)
geschrieben von Christoph Hausel

In der Serie „Start-up-Check!“ nehmen wir regelmäßig die Geschäftsmodelle von Start-ups unter die Lupe. Wer steckt hinter dem Unternehmen? Was macht das Start-up so besonders und was gibt es zu kritisieren? Heute: Resourcify.

Start-ups. Das klingt nach Erfindergeist, Zukunftstechnologien, neuen Märkten. Doch in der Realität erweisen sich viele der Neugründungen leider oft als eine Mischung aus einer E-Commerce-Idee, planlosen Gründern und wackeligen Zukunftsaussichten.

Dabei gibt es sie durchaus: Die Vordenker, die an den großen Problemen tüfteln und Geschäftsmodelle revolutionieren. Diese zu finden und vorzustellen, ist die Aufgabe des Formats Start-up-Check. Heute: Resourcify aus Hamburg.

Wer steckt hinter Resourcify?

Auf den ersten Blick ist digitales Abfallmanagement wohl alles andere als ein spannendes Thema. Auf den zweiten Blick allerdings schon. Das haben Gary Lewis, Pascal Alich und Felix Heinricy von Resourcify eindeutig bewiesen.

Aber von vorne: Die drei Gründer haben mit Resourcify eine Cloud-Software entwickelt, mit der Unternehmen ihre Abfall- und Recyclingprozesse einfach und unkompliziert online verwalten können und die sie noch dazu mit geeigneten Entsorgungs- und Recyclingpartnern verbindet.

Auf diese Weise will Resourcify für Unternehmen den Aufwand bei der Entsorgung und Trennung von Abfall senken, höhere Erlöse bei Wertstoffen erzielen und die Recyclingquote erhöhen.

Eine Win-Win-Situation für alle Seiten

Eine Win-Win-Situation für alle Seiten: Entsorgungsunternehmen werden mit ihren Kunden zusammengebracht, Abfall produzierende Unternehmen werden dabei unterstützt, ihren anfallenden Müll richtig zu entsorgen und zu recyceln.

Die Idee selbst wurde das erste Mal beim „Startup Weekend Hamburg“ 2015 vorgestellt. Resourify gewann sogar den Hauptpreis für das beste Unternehmenskonzept.

Die ursprünglich neun Teammitglieder gründeten daraufhin schnell ihr Start-up, validierten den Markt und gewannen die ersten Kunden und Investoren.

Allerdings wurde das Team durch Konflikte und interne Probleme stark auf die Probe gestellt. Resourcify zog Konsequenzen, verkleinerte das Team und holte Felix Heinricy als CCO ins Boot, um den Fokus – auch dank Fördergelder der High-Tech Gründerfonds oder der Investitionsförderbank Hamburg – endlich wieder auf das Kerngeschäft zu legen. Mit Erfolg.

Mittlerweile hat Resourcify über 100 Entsorger unter Vertrag, bringt es auf mehr als 5.000 monatliche Aufträge und auf stolze 19 Millionen Euro jährlich verwaltete Abfälle. Auch die Kunden können sich sehen lassen. So setzen beispielsweise Bosch Packaging Technology und Hornbach auf die Lösung des Unternehmens.

Der eigentliche Umsatz wird durch das Software-as-a-Service-Modell über Lizenz-, Setup- und Servicegebühren von Unternehmenskunden generiert.

Was macht Resourcify?

Die Abfall- und Wertstoffmanagement-Software von Resourcify verbindet Unternehmen online mit Entsorgungs- und Recyclingpartnern und bündelt die Verwaltung, Abrechnung und das Reporting von Abfällen und Wertstoffen digital auf einer Plattform – egal, wie groß das Unternehmen ist, mit welchen Abfallarten es zu tun hat oder mit wie vielen Entsorgern es zusammenarbeitet.

Resourcify will auf diese Weise das Abfallmanagement digitalisieren und es auch für große Unternehmen möglich machen, von einem kostengünstigen und nachhaltigen Abfall- und Wertstoffmanagement profitieren. Über die Plattform werden Unternehmensabfälle auf einem Dashboard angezeigt.

Resourcify kann hier mehr als 200 Abfallarten abbilden. Wird es Zeit, die Abfälle abzuholen, können Unternehmen über die Plattform die Abholung bei den jeweiligen Entsorgern beauftragen, die die Abfälle dann wiegen und sortieren.

Im Anschluss fließen Informationen wie Mengen, Gewichte und Dokumente digital vom Entsorger zurück in das System und werden dort dem entsprechenden Auftrag zugeordnet. Über die Reportingfunktion lassen sich außerdem Konzepte zur Optimierung des Entsorgungsprozesses erstellen.

Entsorger können auf der anderen Seite ihren gesamten Kundenstamm digitalisieren und alle Aufträge ihrer Kunden übersichtlich in einer Tabelle zusammenfassen. Außerdem lassen sich Aufträge bequem über den digitalen Kalender verwalten und per Push-Nachricht oder E-Mail bestätigen.

Was macht Resourcify so besonders?

Gerade für große Unternehmen ist das Abfallmanagement ein sehr komplizierter Prozess. Resourcify sorgt dafür, dass Unternehmen keine Zeit mehr für die Rechnungsprüfung, das Entsorgungsmanagement oder Reklamationen verschwenden müssen und sich stattdessen auf die Erreichung ihrer Recyclingziele fokussieren können.

Die Software dient auch dazu, dass vermeintlicher Müll als Wertstoff im Unternehmenskreislauf bleibt. Denn viele Firmen verlieren häufig die Übersicht darüber, was weggeworfen wird, aber vielleicht an anderer Stelle im Unternehmen sinnvoll sein könnte.

Die Gründe hierfür sind häufig veraltete Abfallmanagementsysteme oder die fehlende Kommunikation zwischen Firmenstandorten – die gerne auch noch via Fax abläuft. Die Konsequenz: Millionen von Euro wandern buchstäblich in die Tonne. Befindet sich also beispielsweise unter dem Müll, den der Recyclingpartner abgeholt hat, wiederverwertbare Materialien – beispielsweise Kupfer oder Hartplastik – wird das gegen die Entsorgungskosten gegengerechnet.

Im besten Fall macht das Unternehmen mit seinem Müll also sogar Geld.

Gibt es Kritikpunkte?

Digitales Abfallmanagement ist nicht unbedingt neu. Hier gibt es bereits einige Anbieter, die sich darauf spezialisiert haben.

Was Resourcify allerdings besonders macht, ist, dass sowohl Unternehmen als auch Entsorgungs- und Recyclingpartner auf einer Plattform zusammengebracht werden. Das vereinfacht nicht nur die Prozesse für beide Seiten, sondern spart noch dazu sehr viel Zeit – laut Resourcify über 60 Prozent.

Unternehmen können so ihre Recyclingabläufe zukunftssicher digitalisieren und damit auch ihre Recyclingquote erhöhen. Damit entstehen völlig neue Chancen für die Kreislaufwirtschaft.

Ein weiterer Pluspunkt ist, dass Unternehmen mit Resourcify die Auflagen der Gewerbeabfallverordnung effizienter erfüllen können. Der Gesetzgeber erfordert hier nämlich eine vollständige Dokumentation der gesamten Abfallwirtschaft inklusive aller Belege und Nachweise.

Die Aufbewahrungspflicht gilt für einen Zeitraum von fünf Jahren. Bei gewerblichen Siedlungsabfällen muss die Dokumentation sogar hauptsächlich elektronisch erfolgen.

Anstatt also alle Belege in Ordnern verstauben zu lassen oder kompliziert scannen zu müssen, ordnet Resourcify alle Nachweise automatisch dem jeweiligen Auftrag zu und spart damit Zeit und Nerven.

Fazit

Abfalllmanagement trifft auf eine durchdachte, nutzerfreundliche Software, die Entsorgungs- und Recyclingprozesse gerade für große Unternehmen vereinfacht. Damit tut man auch der Umwelt einen großen Gefallen. Daumen hoch!

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Über den Autor

Christoph Hausel

Christoph Hausel, studierter Jurist und erfahrener Kommunikationsprofi, ist Co-Owner & Managing Director von ELEMENT C. Zudem steht er zahlreichen Acceleratoren als Mentor und Experte zur Seite: next media accelerator, MediaLab Bayern und Wayra. 2002 gründete er die Kommunikationsagentur ELEMENT C. Damals als reine PR-Agentur konzipiert, fokussiert sich ELEMENT C seit 2005 auf die interdisziplinäre Verknüpfung von PR und Design, um ein langfristiges Markenbewusstsein zu schaffen.