Ryanair-Chef Michael O’Leary will, dass für muslimische Männer strengere Flughafenkontrollen gelten. Seine rassistische Forderung schürt Islamfeindlichkeit, ist aber auch schon auf viel Gegenwind gestoßen. Dennoch: Wann ist Schluss mit Hass und Hetze?
In einem Interview mit der britischen Times forderte Michael O’Leary strengere Sicherheitskontrollen für muslimische Männer. Der Ryanair-Chef möchte, dass man an Flughäfen vor allem ein Auge auf Alleinreisende wirft. Hinter diesen verbergen sich laut ihm nämlich am häufigsten Terroristen.
„Wer sind die Bombenattentäter? Es werden alleinreisende Single-Männer sein“, sagt O’Leary konkret. „Man kann ja nichts sagen, weil das als rassistisch gilt, aber es werden generell Männer muslimischen Glaubens sein.“
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Männer, die mit Familien unterwegs seien, würden sich laut dem Ryanair-Chef wohl kaum in die Luft sprengen. Das Risiko sei gleich Null. Was O’Leary dann aber nicht erklären kann: wie man vom Äußeren der Männer auf ihre Religion und ihren Glauben schließen kann.
Strengere Flughafenkontrollen: Ryanair-Chef wählt den falschen Weg
Sein Wunsch nach strengeren Flughafenkontrollen ist wahrscheinlich aus Angst geboren. Das ist verständlich. Was nicht verständlich ist, ist der Weg, den O’Leary wählt.
Der Chef der irischen Billigfluggesellschaft möchte Menschen aufgrund von Stereotypen und auf Basis von Äußerlichkeiten als verdächtig einstufen und überprüfen lassen. Der Fachbegriff dafür lautet Profiling.
Anders ausgedrückt würde er eine große Menschengruppe einfach so über einen Kamm scheren und sie nach ihrem Äußeren beurteilen wollen. Und das ist Rassismus.
SPD-Politikerin und Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli sieht das ähnlich. Sie schreibt auf Twitter: „DAS ist antimuslimischer Rassismus. DAS ist Nährstoff für Hass und Hetze gegen und Angriffe auf Muslime. Das ist Gift für unsere Demokratie.“
Ein heikles Thema
Natürlich sind strengere Flughafenkontrollen ein heikles Thema. Und natürlich sollten Sicherheitskräfte eine Person auch lieber einmal mehr als einmal zu wenig kontrollieren, wenn das einen Terroranschlag verhindert.
Aber wir dürfen nicht zulassen, dass Angst und Hetze gegen Muslime oder andere Gruppen verbreitet werden. Genau das bringt O’Learys Forderung aber mit sich: Er will vorsorglich jeden Muslim scharf kontrollieren lassen – und schürt so Angst gegen eben diese.
Die Times zitiert den Labour-Abgeordneten Khalid Mahmood dazu mit einem Verweis auf den Anschlag in Hanau durch einen Deutschen: „Sollen wir nun weiße Menschen einem Profiling unterziehen, um zu sehen, ob sie Faschisten sind?“
Wann ist Schluss mit Hass und Hetze?
Dass Profiling keine geeignete Methode für Sicherheitskontrollen ist, dürfte eigentlich auch schon die Kölner Polizei festgestellt haben. 2019 hatten sie mehrere junge Muslime aufgehalten und durchsucht.
Sie hatten die Männer irrtümlich unter Terrorverdacht gestellt, weil sie zum Ende des Ramadans mit langen Gewändern in den Kölner Hauptbahnhof gelaufen waren und nach Zeugenaussagen „Allah Akbar“ berufen hatten.
Der Fall zeigt, wie tief die Angst vor anderen Menschen bereits in uns sitzt. Die Medien und Personen des öffentlichen Lebens wie Ryanair-Chef O’Leary scheinen uns mit Berichten über Anschläge und Forderungen nach rassistischem Profiling zu manipulieren.
Ob man dagegen etwas tun kann? Niemand ist gezwungen, rassistischen und hetzerischen Forderungen nachzukommen oder entsprechenden Aussagen zuzustimmen.
Stattdessen sollten wir uns immer wieder selbst dazu anhalten, selbstbestimmt zu denken und anderen Menschen offen, freundlich und vorurteilsfrei zu begegnen. Angst und Hass dürfen nicht siegen.
Zum Weiterlesen:
Sehr geehrte Frau Stellmach,
ich schreibe im Leistungsfach Deutsch eine Hausarbeit zum Thema
„Phänomen „Lückenpresse“. Herkunft, Wandlung und Bedeutung des Begriffes
und würde gern mit Ihrem Einverständnis Ihren Artikel „Ryanair-Chef schürt Islamfeindlichkeit: Wann ist Schluss mit Hass und Hetze?“ vom 10. Mrz 2020 verwenden.
Viele Grüße
Peter Schwempel